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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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Reaktion. Sie blieb lediglich weiter an seiner Seite.
    »Es ist unnötig, daß du zu ihr sprichst«, bedeutete ihm die Gottesanbeterin. »Wenn du dich mit mir unterhältst, tust du es mit ihr zur selben Zeit. Und wenn ich dir etwas sage, drücke ich damit gleichzeitig auch ihre Meinung aus.«
    »Warum wollt ihr mir denn nicht helfen?« fragte Chaz verzweifelt. »Ihr braucht mich doch nur aus diesem Strom zu ziehen, ein bißchen näher ans Ufer nur, dann kann ich von selbst anhalten.«
    »Das ist wahr«, erwiderte die Gottesanbeterin. »Aber unter anderen Gesetzen der Ethik, verbietet es uns jenes der Nichteinmischung. Du mußt zusehen, daß ein Angehöriger der Union, die dich aus dem Verkehr gezogen hat, dich wieder eingliedert. Es wäre Vertragsbruch, wenn wir es täten.«
    Die zwei lösten sich von seiner Seite und verschwanden, immer kleiner werdend, in der Schwärze.
    »Wartet doch!« rief Chaz. »Was ist das für eine Union, die mich wieder eingliedern kann? Sagt mir ihren Namen.«
    »Es gibt sie noch nicht«, vernahm er die schwindende Stimme der Gottesanbeterin. »Sie ist noch nicht gegründet.«
    Die beiden Lichtpunkte verloren sich im All.
    Wenn ich nur meinen Katalysator noch hätte, dachte er. Mit Hilfe der Kettenwahrnehmung fände ich vielleicht einen Weg aus dieser Situation. Doch dazu brauchte er erst einmal Alternativen, aus denen er seine Auswahl treffen könnte. Aber er hatte sie doch. Er konnte seinen Kopf drehen – oder es bleiben lassen. Er konnte seine Arme und Beine ausstrecken – oder es auch nicht tun.
    Aber das half genausowenig. Er mußte den Katalysator haben, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Er versuchte, sich die rauhe Oberfläche des Steins in seiner Hand vorzustellen. Stell ihn dir vor, befahl er sich. Stell ihn dir vor!
    Er konzentrierte sich. Nun konnte er ihn schon fast in seiner Hand spüren. Er hatte die Größe einer kleinen Orange. Er war kantig. Ja, und das war sein Gewicht.
    Nun spürte er ihn tatsächlich. Er umklammerte ihn freudig. Er könnte sich gar nicht anders anfühlen, wenn er ihn wirklich in der Hand hielte.
    Der brausende Strom trug ihn nun nicht länger durch die Endlosigkeit. Er war zurück in der Isolierkammer.
    Das warme Gefühl der Genugtuung durchflutete ihn. Er hatte seinen Katalysator. Nun konnte er alles tun. Er hielt ihn. Er spürte ihn. Warum sollte er ihn nicht auch sehen können?
    Er konzentrierte sich darauf. Seine Hand hob sich, hielt den Stein vor seine Augen. Da verschwamm alles um ihn. Er sah ein Labyrinth unzähliger Alternativen, doch das Muster war ihm vertraut. Ganz deutlich erkannte er die Botschaft darin. Wer immer ihn auch hier hereingesteckt hatte, beabsichtigte nicht, ihn für immer hierzulassen, sondern nur so lange bis sein Geisteszustand ausreichend geschwächt war. Irgendwann holte ihn jemand heraus. Bis dahin würden er und der Katalysator seinen Verstand mit einer geistesrettenden Beschäftigung versorgen. Aber natürlich. Gemeinsam konnten sie sich in der Unendlichkeit der Finsternis sogar eine eigene Pritchermasse schaffen, hier auf der Erde, wie er es aus seinem Traum wußte.
    Sie begannen zu arbeiten – und eine Pritchermasse formte sich.
    Wie eine Explosion brandete unerwartete Helligkeit gegen seine geschlossenen Lider. Die nahezu fertiggestellte Masse wurde davongeschwemmt, in eine Ecke seines Geistes. Er spürte, wie sich Hände um ihn bewegten, hörte das wie durch Watte dringende Plätschern von Flüssigkeit und das Lösen von Schnallen an Riemen. Dann fühlte er einen Zug an Armen und Beinen. Er wurde getragen und auf etwas gelegt, das ihm nach dem Mangel jeglichen physischen Gefühls in der Isolierkammer entsetzlich hart vorkam. Er ließ seine Augen geschlossen. Hände beschäftigten sich mit ihm, nahmen ihm eine Art Helm vom Kopf und zogen ihm eine enganliegende elastische Kleidung aus.
    Warme Luft hüllte ihn ein. Nach der absoluten Stille der Kammer dröhnte nun auch das geringste Geräusch wie Donner in seinen Ohren. Er hörte die Fußtritte der beiden, die sich mit ihm beschäftigt hatten, und kurz darauf das Rauschen wie von abfließendem Wasser.
    Er öffnete die Augen und drehte den Kopf. Er lag auf einem Bett, offenbar in einem Krankenzimmer. Zwei Männer, beide in weißen Kitteln, standen mit dem Rücken zu ihm über einen Behälter von der Größe zweier übereinandergekippter Särge gebeugt.
    Leise schwang er sich vom Bett und schlich auf die beiden zu. Zwei Hiebe auf den Hinterkopf mit dem Stein – er
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