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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Autoren: L.B. Roth
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stand unbeteiligt daneben und leckte sich die noch immer roten Lippen.
    David riss sich los und lief die Treppe hinunter in den Keller. Mit einem Mal befand er sich in einer anderen Welt. Hier war alles dunkel und - es roch nach Benzin. Nervös suchte David die Wand nach dem Lichtschalter ab. Das Messer hielt er vor Anspannung zitternd in der Hand. Endlich fand er den Schalter. Es dauerte einen Moment, bis die Neonröhren ihr kaltes Licht in den Keller streuten. David sah vor sich zwei Türen, beide geschlossen. Zu seiner Rechten ging es eine schmalen Gang runter mit einer weiteren Tür am Ende. Automatisch ging David darauf zu. Mit wackligen Beinen trat er tiefer in den Keller hinein. Dann hörte er Geräusche und blieb stehen. Hinter der Tür schepperte etwas. David atmete tief durch. Eigentlich könnte er genauso gut auf die Polizei warten. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er dann nicht mehr die Gelegenheit haben würde, Paolo Fragen zu stellen. Und er musste Fragen stellen. Was war das mit dem Kuss? Was sollte all dieses Durcheinander? Es musste eine Erklärung dafür geben!
    In seinem Hals kratzte es. Und was war, wenn Paolo ihn ebenfalls ... Seine Hand legte sich auf die Klinke. Nein, Paolo würde ihn nicht umbringen. David schloss die Augen und drückte die Tür auf.
    Paolo fuhr panisch herum. »Nein! Bleib weg!«, schrie er. »Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben!« Seine Hände streckte er abwehrend vor.
    David trat automatisch einen Schritt zurück. Dann nahm er das Zimmer wahr. Überall standen Benzinkanister. Der Boden war komplett nass und es stank bestialisch. Mitten im Raum stand ein Stuhl, darüber hing eine Schlinge, die aus einem Abschleppseil geknotet worden war. David sah kurz nach oben. Das Seil war an irgendwelchen Kellerrohren befestigt.
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie Paolo und stieg hastig auf den Stuhl.
    David ließ das Messer fallen. »Was ...«, begann er und tat wieder einen Schritt näher.
    »Bleib wo du bist!«
    Augenblicklich blieb David stehen. Er war vollkommen verwirrt, weil er wieder mal etwas anderes erwartet hatte. Diesen Paolo, den er da vor sich hatte, durfte es eigentlich gar nicht geben.
    »Du hast meinen Vater umgebracht!«, hörte David sich ruhig sagen.
    Paolo sah ihn überrascht an. Dann lachte er irre auf. »Deine Tricks kannst du dir sparen!«
    »Was für Tricks?«, rief David und ging einen weiteren Schritt auf Paolo zu.
    »Bleib wo du bist!«, kreischte Paolo wie von Sinnen.
    David hob beschwichtigend die Hände. »Okay, okay«, sagte er. »Ich will dir nur ein paar Fragen stellen.«
    Wieder lachte Paolo. Dann hielt er mitten im Lachen inne und sah ihn ernst an. »Du bist verrückt!«
    »Ich glaube viel eher, dass du der Verrückte von uns beiden bist, Paolo.«
    Fahrig zerrte sich Paolo die Schlinge über den Kopf. »Er ist in dir, nicht wahr?«
    David schüttelte verständnislos den Kopf. »Warum hast du meinen Vater umgebracht?«
    »Das war ich nicht!«, schrie Paolo und sein Gesicht war plötzlich eine Fratze des Hasses. »Das warst du!«
    David wich sicherheitshalber wieder zurück. Paolo beobachete ihn wachsam.
    »Hat er dich geküsst?«, fragte er nach einer Weile.
    »Wer?«
    »Dein Vater, wer sonst?« In Paolos Augen glühte der Wahnsinn. »Sag schon! Hat er dich geküsst?«
    »Natürlich nicht«, sagte David bemüht gelassen. »Und jetzt sag mir endlich, warum du ihn umgebracht hast!«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht.« Paolo klang mit einem Mal wehmütig. »Und ich habe auch nicht mit dir geschlafen!« Sein Gesicht verzog sich angeekelt. »Das war alles er!«
    »Du bist vollkommen durchgeknallt«, murmelte David.
    Paolo lachte. »Sei froh, dass du ihn nicht in dir hast!« Er kramte aus seiner Hosentasche eine Schachtel Zigaretten hervor. »Darum habe ich ihn abgestochen, das Schwein.«
    »Paolo ...«, sagte David und deutete auf die Benzinkanister. Doch er brach seine Warnung ab, weil er endlich verstand, was das alles sollte. Im gleichen Moment zündete sich Paolo eine Zigarette an. David stolperte nach hinten, verlor das Gleichgewicht und stürzte geradewegs in einen Stapel Benzinkanister. Einer fiel ihm schmerzhaft aufs Bein.
    »Er hat dich wirklich nicht geküsst?«, fragte Paolo und ließ das Feuerzeug fallen. Gierig zog er an der Zigarette.
    »Nein, verdammt!«, fluchte David und rappelte sich wieder auf.
    »Weißt du was das Verrückte ist?«, sagte Paolo und lachte. »Ich weiß nicht mal woher er kam. Auf einmal war er da und ist in mir
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