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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Autoren: L.B. Roth
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war - oder was auch immer sie sich manchmal einbildete.
    Er setzte das Fernglas wieder an und beobachtete die Sanitäter, die sich noch immer um David kümmerten. Ob er wohl ins Krankenhaus musste? Doch gerade als er sich diese Frage stellte, half ihm einer der Männer in weiß aus dem Wagen. Stützend hielt er ihn und stellte wohl Fragen. David nickte.
    Merlin legte das Fernglas beiseite und eilte hinunter. Offensichtlich musste David nicht ins Krankenhaus. Aufgeregt stürmte er aus dem Haus und lief ihm entgegen.
    »Er braucht Ruhe«, sagte der Sanitäter, der ihn vorhin gefragt hatte, ob er ein Familienmitglied sei. »Am Besten ins Bett - und geben Sie ihm was Warmes zu Trinken.«
    Merlin nickte.
    »Komm, ich bring dich in dein Zimmer«, sagte er und nahm David am Arm.

Epilog

    Epilog I - Epilog II

Epilog I

    Zu mir

    Nach der Ebbe kommt die Flut
    Glättet die Spuren im Sand
    Verwischt all die Wut
    Die sich gesammelt
    Dort am Strand
    Wäscht sauber
    Was dreckig war
    Für einen neuen Beginn
    Drücke ich meinen nackten Fuß
    Klar und wunderbar
    Als ersten Schritt
    Auf unseren Weg
    Und du kommst mit
    Zurück
    Zu mir
    Lässt mich baden
    In deinen Augen
    In deinem Meer
    In dir

    D. Gessen

    Das Telefon klingelte. Es war der direkte Anschluss. Gessen nahm mit einem mulmigen Gefühl das Mobilteil aus der Ladestation.
    »Du willst mit mir sprechen?«, fragte Jobim.
    Ja, das wollte er in der Tat, dachte Gessen, und auch wieder nicht. Er wusste nicht, wie er sich richtig verhalten sollte. Gestern war er fast seinem eigenen Sohn an die Gurgel gegangen. Solche Gefühle kannte er eigentlich nicht. Doch seit das mit David und seinem Chef passiert war ...
    »Ja«, sagte er mechanisch.
    »Ich habe Zeit.« Jobim legte ohne ein weiteres Wort auf.
    Eine Weile lauschte Gessen noch dem Tuten, dann stellte er das Mobilteil auf die Station zurück. Die Situation war ihm wieder mal suspekt. Eigentlich sollte er derjenige sein, der ihn zur Rede stellte. Stattdessen rief Jobim hier an und tat so, als hätte er sich nichts zuschulden kommen lassen. Gessen rieb sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Ja, fast konnte man meinen, er selbst hätte etwas angestellt, das nun diskutiert werden musste.
    Unbehaglich erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Tür. Wie sollte er das Gespräch bloß beginnen? Es widerstrebte ihm irgendwie, die Sache beim Namen zu nennen. Er schämte sich für seinen Sohn. Und auch das war wieder seltsam, denn eigentlich müsste er sich genauso für Jobim schämen. Der war erwachsen! Was machte ein erwachsener Mann mit einem halbwüchsigen Jungen?
    Zögerlich ging er zu Jobims Büro rüber. Vor der Tür verweilte er einen Moment. Er ließ sich alles noch mal durch den Kopf gehen. Vielleicht war es wirklich das Beste, wenn er einfach geradeheraus sprach. Er atmete noch mal tief durch und klopfte dann an.
    »Herrein«, ertönte es.
    Gessen drückte die Klinke und trat ein. Wie immer saß Jobim in seinem Sessel weit nach hinten gelehnt und hatte die Füße auf dem teueren Sekretär.
    »Türe zu!«, sagte Jobim und fügte eine Sekunde zu spät ein »Bitte« an.
    Gessen schloss die Tür und trat näher.
    »Ich dachte mir schon, dass du mit mir sprechen willst, darum habe ich die Aussprache mal ein wenig vorgezogen. Ich hoffe, das ist ganz in deinem Sinne.«
    Gezwungen zog Gessen die Mundwinkel zu einem Lächeln auseinander. »Kein Problem«, sagte er. Natürlich war ihm klar, dass Jobim auf diese Weise den Überraschungsvorteil auf seiner Seite hatte und ihm erfolgreich den Wind aus den Segeln nahm.
    »Setz dich doch!« Jobim deutete auf die Besucherstühle vor seinem Schreibtisch.
    Gessen nahm Platz.
    »Lass mich raten, es geht sicherlich um deinen Sohn, was?« Jobim grinste ihn neckisch an.
    »So würde ich das gar nicht mal sagen«, entgegnete Gessen kühl. »Meiner Meinung nach geht es vielmehr um dich.«
    »So?« Jobim zog eine Augenbraue hoch und setzte gekonnt eine Unschuldsmiene auf.
    »Ich würde sagen, wir können uns das Drumherum sparen«, sagte Gessen. Er hatte absolut keine Lust auf die typischen Spielchen seines Chefs.
    »Oh«, machte Jobim und schwang die Beine vom Tisch. Mit einem Ruck saß er gerade. »Dann lass uns Klartext reden.«
    Gessen räusperte sich. »Ich will, dass du deine Finger von meinem Sohn lässt.«
    »Ist das eine Drohung?« Jobim beugte sich vor. Seine Augen funkelten wachsam.
    »Bis jetzt ist es noch ein Wunsch«, sagte Gessen. Nervös rieb er die Hände über seine
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