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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Autoren: L.B. Roth
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Anzughose.
    »Aber?«, fragte Jobim.
    »Aber es könnte durchaus noch etwas nachdrücklicher werden, wenn wir uns nicht darauf verständigen können.«
    Jobim lachte amüsiert. »Mensch Ansgar, hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du wirklich einen gigantischen Sinn für Humor hast?«
    »Das war kein Spaß«, sagte Gessen ernst.
    »Genau das meine ich!«, rief Jobim und zwinkerte ihm zu. »Klasse, wie ernst du dabei bleiben kannst.«
    Gessen spürte das Verlangen in sich aufsteigen, seinem Chef eine reinzuhauen. Sicher, Jobim war ihm von Anfang an alles andere als sympathisch gewesen, und in Anbetracht, dass er sogar seinen Sohn ... Trotzdem hatte Gessen noch nie den Drang gehabt, einen Mensch zu schlagen. Bis gestern, als er seinem Sohn gern die Flausen aus dem Kopf geprügelt hätte - und jetzt. Er ballte die Fäuste.
    »Du bist so angespannt«, bemerkte Gessen. »Stimmt was nicht?«
    »Ich meine es ernst, Paolo. Ich will dass du meinen Sohn in Ruhe lässt, hast du das verstanden?« Gessens Stimme war wieder zu dem dumpfen Grollen geworden, das er gestern zum ersten Mal angewandt hatte.
    »Und wenn es Liebe ist?«, fragte Jobim mit einem treudoofen Blick.
    »Es ist mir scheißegal, was es ist!«, schrie Gessen plötzlich und schlug seine Faust auf den Tisch. Jobim wich zurück und sah ihn mit großen Augen an.
    »Entschuldigung«, sagte Gessen nach einem Moment. »Die Sache geht mir einfach ein wenig zu nah.«
    »Warum?«, fragte Jobim mit einem unverbindlichen Lächeln. »Weil ich mit deinem Sohn schlafen will?«
    Gessen sprang aus dem Stuhl. Noch bevor er sich zurückhalten konnte, hatte er Jobim eine Ohrfeige verpasst. Sein Herz raste. Unwillkürlich lockerte er seine Krawatte ein wenig. Jetz war es doch passiert, dachte er, und es fühlte sich großartig an. Dann dachte er an die Konsequenzen.
    »Dafür kommst du in die Hölle«, sagte Jobim.
    Gessen drehte sich unbeholfen um. Er musste hier weg.
    »Setzen!« Jobims Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
    Gessen blieb hilflos stehen. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Immer wieder schwirrte ihm diese Frage durch den Kopf.
    »Setz dich!«, wiederholte Jobim.
    Gessen drehte sich um und ließ sich auf den Stuhl zurückfallen. Was jetzt kam, konnte er sich nur zu gut denken. Doch dann lächelte Jobim ihn an.
    »Ich denke, die Ohrfeige habe ich mir verdient«, sagte er und zwinkerte. »Wahrscheinlich hätte ich um Davids Hand anhalten sollen, bevor ich mich mit ihm vergnüge, was?«
    Wieder spürte Gessen den Zorn in sich aufwallen. Wollte der Mann ihn denn noch mehr provozieren?
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte Jobim. »Wir setzen hier und jetzt einen Vertrag auf, dass ich deinen Sohn ab sofort nicht mehr sehe.«
    Gessen klappte der Mund auf. »Bitte?«, fragte er perplex.
    »Du hast schon richtig verstanden.« Jobim machte ein ernstes Gesicht. »Ich muss mir das mit den Jungs einfach abgewöhnen. Das geht so nicht weiter. Ich meine, sieh mich doch an, ich bin ein erwachsener Mann, ich bin Firmenchef. Ich kann mir sowas nicht wirklich leisten.«
    Gessen nickte zögerlich.
    »Eigentlich habe ich dich genau dafür in mein Büro gerufen.« Jobim holte einen Vertrag aus einer der Schubladen. »Ich will, dass wir das hier unterschreiben, damit ich nicht mehr in Versuchung komme.« Er schob das Dokument über den Tisch.
    Gessen nahm es auf und las. Ein Lachen entfuhr ihm, als er die Summe sah, die Jobim als Strafe bei Vertragsbruch eingetragen hatte. Dann legte er den Vertrag zurück auf den Tisch.
    »Und?«, sagte Jobim.
    »Das ist doch Quatsch.« Gessen machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Was hast du zu verlieren?«, fragte Jobim. Lässig nahm er einen Füllfederhalter und setzte in großen Schnörkeln seine Unterschrift auf das Dokument. Er reichte es Gessen. Dann unterschrieb er auf dem zweiten Exemplar.
    Gessen zögerte. Das alles kam ihm zu sehr wie eine von Jobims verrückten Maschen vor. Aber er schien es ernst zu meinen. Und auch wenn es letztlich wohl nur simbolischen Charakter hatte, vielleicht half es ihm ja wirklich, sich von David fernzuhalten. Gessen unterschrieb.
    »Ach, und bevor ich es vergesse«, sagte Jobim, »was die Ohrfeige angeht, brauchen wir noch einen weiteren Vertrag.«
    Gessen schloss die Augen und atmete tief durch. Er hatte es gewusst! Die ganze Sache war nur ein übler Scherz. Doch als er die Augen wieder öffnete, sah Jobim ihn ernst an.
    »Ich will, dass sowas nie wieder passiert, Ansgar.«
    »Das wird es
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