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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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und ihre Begleiter zu seiner Festung Dubris, wo die Leute tanzten und sangen und die Sieger mit Kränzen aus Efeu und Lorbeer krönten. Sie sangen ein neues Lied über die Errettung des Königreichs, aber die Worte und die Musik waren sehr alt. Ihre Vorfahren hatten das gleiche Lied gesungen, als die Armee Romagnas ihre größte Niederlage erlitt. Keiner von ihnen brauchte die Wahrheit zu wissen: dass die Mächte Prydains mit dem Sieg wenig zu tun hatten, und zwei Fremde und eine beinahe unsterbliche Kreatur von der anderen Seite des Meeres die Schlacht für sie alle gewonnen hatten. Gereint schien damit zufrieden, Averils Schatten zu sein, während sie sich unbehaglich in ihre neue Rolle fügte. Sie hatte sie weder gewollt noch geplant.
    Es war eine furchtbar gefahrvolle Position. Sie war noch nicht einmal in Lys; Gott wusste, was dort vor sich ging oder ob überhaupt jemand wusste, dass Clodovec tot war. Ihr fehlte die Kraft, um nach der Wahrheit zu suchen. Morgen — sie würde es morgen tun.
    Die Magier in Lys mussten wissen, dass ihr Herr und Meister von der See verschluckt worden war. Er hatte nicht all seine Nachfolger mit in diese Schlacht genommen. Er hatte Verbündete, Sympathisanten, Rivalen: eine wahre Schlangengrube von Alliierten und Erzfeinden.
    Für Averil verhielt es sich bereits ähnlich; selbst hier, in einem Königreich, das nicht ihr eigenes war. Die Ehrerbietigkeit der Menschen hatte sich verändert. Als Herzogin im Exil hatte sie schon einen hohen Adelstitel innegehabt. Als letzte überlebende Thronerbin der Könige von Lys war sie die zukünftige Königin, und das brachte die Leute schier um den Verstand.
    Dabei war sie immer noch Averil. Für die Ritter war sie keine andere. Für Gereint war sie das, was sie von Anfang an gewesen war: seine zweite Hälfte. Den ganzen Tag lang während der Siegesfeier bewegte sie sich wie im Traum. Als es Abend wurde, floss der Wein sogar noch reichlicher, und Musik und Tanz wollten nicht enden.
    Der Wein hatte sie noch nie von irgendetwas ablenken können, auch an diesem Abend nicht. Nach dem dritten Becher stand sie auf und entschuldigte sich. Die Leute bettelten und flehten, doch sie blieb hart.
    Sie war im Begriff zu gehen und sorgte dafür, dass alle es sahen. Dann wetteiferten sie plötzlich darum, sie in ihre Gemächer zu geleiten. Gereint setzte dem Theater ein schnelles Ende. Mit seinem massigen Körper und seiner finsteren Miene wirkte er bemerkenswert Respekt einflößend. Bis auf ein paar besonders Mutige wichen alle zurück; jene wenigen sahen sich Peredur gegenüber.
    Er lächelte, aber kein Mann in Prydain würde sich dem Myrddin von Gwent widersetzen. Die letzten paar Narren machten sich davon. Mit einer Verbeugung und einem Lächeln tat Peredur es ihnen gleich, während Averil sich in Gereints Armen wiederfand.
    Sie wollte sich aus seiner Umklammerung befreien, doch er ignorierte sie. Sie erwog einen magischen Schlag, allein bei dem Gedanken schmerzte ihr der Kopf. Ihr Körper, dieses jämmerliche Ding, war dankbar dafür, wie ein Kind ins Bett getragen zu werden.
    Averil war unsagbar erschöpft. Sie hätte schwören können, dass sie nur geblinzelt hatte, aber in einem Moment funkelte sie Gereint böse an und suchte nach scharfen Protestworten, und im nächsten lag sie schon unter einem bauschigen Federbett, in einem sauberen Leinenhemd und durchforstete ihre Erinnerung vergebens nach einer Verbindung zwischen beiden Momenten.
    Der Raum war schmal und hoch und von kaltem Licht erfüllt. Sein Fenster war kaum breiter als eine Schießscharte. Als sie hindurch schaute, blickte sie auf eine weiße Wildnis.
    Schnee bedeckte die Hügel, die sich unter dem Fenster erstreckten. Die Wolken waren voll davon; Flocken tanzten in der Luft. Sie atmete die klare, kalte Luft ein, bis sie zitterte.
    Es gab zwar einen Kamin im Zimmer, in dem ein Feuer brannte, seine Wärme reichte allerdings nicht bis zur Wand. Sie kroch zurück unter die Decke und schlief sofort ein.
    »Eure Hoheit«, sagte eine fremde Stimme: eine Frau, nicht mehr jung, ganz in Braun gekleidet, nicht unbedingt ein Dienerinnengewand. »Eure königliche Schwester bittet Euch um die Gnade, mit Ihrer Majestät zu frühstücken.« Dies war eine Einladung, die Averil nicht ablehnen konnte, ohne die Königin zu beleidigen. Sie war noch immer erschöpft, aber ihr Geist war hellwach. Sie ließ sich beim Ankleiden und Frisieren helfen.
    Die Dame zupfte an Averils Gewand herum und strich es mit
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