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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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Schiffe sehen konnte, die immer noch im offenen Meer trieben. Er fühlte Averil in seinem Inneren, kalt und unerbittlich; es waren ihre Worte, auch wenn er sie aussprach: »Diese sind deine Beute. Nimm sie dir.«
    Der Wurm peitschte zur Seite. Die See gurgelte in die Leere, die er hinterlassen hatte. Er stürzte sich auf die drei Schiffe.
    Machtvolle Blitze droschen auf ihn ein. Er Heß nicht nach. Er drängte aufwärts, ein unsagbares Ungetüm, umströmt von Wasser, Schiffsteilen, Treibgut und zerfetzten Körpern. Er türmte sich über den schwankenden Masten auf.
    Immer noch wie ein himmlisches Auge über allem schwebend, sah Gereint winzige Gestalten kopflos in den Schlund ihres Zerstörers schwärmen. Der Eisdrache warf sich mit dem ganzen Gewicht der Erde auf die Schiffe des Königs.
    Gereint stürmte an Deck des Schiffes der Königin. Es trieb hilflos auf der wildgewordenen See. Wasser und Luft wurden eins in der heulenden Dunkelheit.
    Das Licht, das Gereint hatte sehen lassen, das Licht seiner Magie, war erloschen. Er war ebenso blind wie der Eisdrache.
    Der Drache hatte andere Sinne als die Sehkraft. Genau wie Gereint, der hilflos im Strudel herumgeworfen wurde. Er spürte, wie sich der Wurm ein letztes Mal zum dunklen Himmel erhob, das Maul weit aufgerissen, als wollte er die Sterne verschlingen.
    Der Eisdrache brüllte, ein Ton, der so tief und tragend war, dass er die ganze Welt und alles, was sich darin befand, erfüllte. Er trug die Bestie aus der Luft ins Wasser hinab, bis zu dem Grund und zurück in die finstere Erde, aus der sie gekommen war.

Kapitel 34
    Während der Eisdrache hinabsank, ließ er einen Teil von sich zurück. Es war nicht direkt ein Geschenk; was er fühlte, erinnerte nur vage an Dankbarkeit. Er schenkte Gereint Klarheit: über sich selbst, über die Magie, die er teilte, und über die Welt, die er erschaffen konnte, wenn er wollte.
    Er konnte ein Gott sein. Geringere Mächte als die seinen hatten diesen Rang für sich beansprucht und Anbeter gefunden. Oder er konnte ein König sein: Hatte er nicht den König von Lys bezwungen?
    Lachend ließ Gereint sich auf das vereiste Deck fallen und klammerte sich an einen kalten Gegenstand, während das Schiff stampfte und schlingerte. Das Stampfen wurde ein wenig schwächer und das Schlingern beruhigte sich etwas. Die Sterne taumelten über ihm.
    Und er lachte, mit einem Anflug von Hysterie und aus reinem Übermut über den Abschiedsgedanken des Eisdrachens. Gereint mochte davon träumen, ein Ritter zu werden, aber ein König? Nicht in irgendeiner Welt, in der er leben wollte. Selbst die Vorstellung, ein Gott zu sein, war weniger grotesk als das.
    Die Sterne waren blasser, als er sie in Erinnerung hatte. Die Sonne würde bald aufgehen. Der Sturm hatte sich zu einer frischen Brise abgeschwächt; sie hatte sich gedreht und blies nun in Richtung Küste, wenn davon noch etwas übrig geblieben war.
    Er setzte sich mit steifen Knochen auf. Er fror und alles tat ihm weh. Selbst das Innere seines Schädels schmerzte.
    Um ihn herum regten sich Menschen: Matrosen verrichteten ihre Pflichten, Soldaten humpelten zu ihren Posten, und die Magier der Königin reckten ihre steifen Glieder und erhoben sich mit schmerzverzerrten Gesichtern. Ein oder zwei blieben hegen.
    Königin Eiluned trat hinter einer Mauer von übel zugerichteten, salzverkrusteten Wachen hervor. Ihr Haar war zerzaust, und sie hatte eine Prellung an der Wange, ansonsten war sie unverletzt.
    Gereint konnte Averil nirgends entdecken. Seine Erleichterung schwand dahin. Sie war am Leben; er konnte sie in den Überresten seiner Magie spüren. Aber er wusste nicht, ob es ihr gut oder schlecht ging, und vor allem nicht, wo sie war.
    Gütiger Himmel, war sie ins Meer gestürzt?
    Er stolperte vorwärts. Er bewegte sich auf die Königin zu und auf die Luke, aus der er vor einer halben Ewigkeit an Deck gekrochen war. Sie öffnete sich, als würde sie auf seine Gedanken reagieren.
    Riquier kletterte schwankend heraus, gefolgt von Mauritius. Während der Ritter die ersten unsicheren Schritte an Deck machte, ertönte von unten eine Stimme, die Gereint vertrauter war als alle anderen auf der Welt. »Zum Teufel mit Eurer Ritterlichkeit! Rauf mit Euch, bevor Ihr aufs Gesicht fallt.« Gereint hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Peredur kroch aus der Luke, sein blutverschmiertes Gesicht war noch bleicher als das erste Morgenlicht. Seine Stirn hatte er sich mit einem Streifen Leinen verbunden.
    Averil

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