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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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Waffenübungen hatte Gereint immer gegen kleinere Männer gekämpft. Es war fast eine Erleichterung, einen Gegner vor sich zu haben, der ihm in Größe und Stärke in nichts nachstand und der ihm, was die Fähigkeiten anging, mit Sicherheit überlegen war. So würde es zumindest keine Schande sein, den Kampf zu verlieren.
    Er nahm seinen Platz ein, hob die lange, schwere Schneide und schwang sie zur Begrüßung durch die Luft. Sein Gegner grinste und erwiderte den Gruß. Gereint runzelte die Stirn. Irgendetwas an diesem Mann war seltsam. Seine Umrisse schienen zu schimmern; Gereint konnte durch ihn hindurch den sandigen Boden und die Schar der Ritter auf der Tribüne sehen. Aber als er genauer hinschaute, war der Körper des Mannes so massiv, wie er sein sollte, und das Seltsame war nichts weiter als das erste Morgenlicht, das sich in seiner polierten Rüstung spiegelte.
    Gereint tat einen tiefen Atemzug. Seine Furcht schmolz dahin. Er würde sein Bestes tun; mehr konnte niemand von ihm erwarten.
    Er wartete darauf, dass der andere Mann sich bewegte. Ausnahmsweise war er diesmal leichtfüßig, und sein Schwert war gut ausbalanciert. Er machte sich bereit für das, was kommen mochte.
    Der andere wartete ebenso und machte das Ganze zu einer Geduldsprobe. Gereint widerstand dem Drang, sich auf ihn zu stürzen. Das war eine Falle. Und wenn sie hier von Sonnenaufgang bis Mitternacht standen, er würde sich nicht von der Stelle rühren.
    Das Langschwert sauste so schnell durch die Luft, dass man es kaum sehen konnte. Gereints Klinge war zur Stelle und hielt es auf. Der Aufprall war so gewaltig, dass seine Zähne aufeinander-schlugen. Er hieb zurück, aber nicht sehr heftig: gerade heftig genug, um den Mann einen Schritt zurückzudrängen. Gereint ging wieder in Habachtstellung und wartete. Das war unverhofft: Sein Gegner wappnete sich für einen Angriff, der nicht erfolgte.
    Erneut blitzte das Grinsen in seinem Gesicht auf, gefolgt von einem kurzen Neigen des Kinns, ein knapper Salut.
    Dann begann die wahre Attacke: eine wirbelnde Wand aus Stahl. Gereints Lungen brannten; seine Schultern nahmen den Schmerz vorweg. Er konnte fühlen, wo der nächste Hieb auf-treffen würde, und er war bereit, ihn zu parieren und zurückzuschlagen; aber sein Körper war nur der eines Sterblichen.
    War er das?
    Unter seinen Füßen war Erde. Die Sonne stieg auf. Erde und Feuer waren seine Elemente: Sie gaben ihm Kraft.
    Der Schmerz verschwand. Die Erschöpfung wurde zu einer vagen Erinnerung. Dies war ein Tanz, und er war der Tänzer.
    Die Schläge kamen schneller und schneller. Wie stark er auch war, der andere war stärker.
    Einer von ihnen musste es beenden. Der Tanz hatte ein bestimmtes Muster, Kreise innerhalb von Kreisen — die große Stärke und Schwäche der Rosenritter.
    Gereint durchbrach die Kreise. An der Schwertschneide entlang nahm er den Körper hinter der stählernen Wand direkt ins Visier. Er schlug den großen Mann nieder und setzte den Fuß auf seine breite Brust.
    Das Schwert des anderen flog in hohem Bogen durch die Luft. Gereints Schwertspitze befand sich über der Kuhle unterhalb des Kehlkopfes. »Schneid mir den Kopf ab«, sagte der große Mann.
    Gereints Zähne schlugen aufeinander.
    »Tu es«, sagte sein Gegner.
    Fünfhundert Männer des Königs hatten im Feuersturm von Gereints Magie ihr Leben verloren. Diese Schuld würde ihn bis in den Tod verfolgen. Aber er hatte noch nie zuvor einen Mann mit seinen Händen getötet. Es jetzt zu tun, vor all den versammelten Rittern der Rose …
    Die erste Pflicht eines Ritters ist Gehorsam. Das war sein erster Eid und zugleich sein letzter.
    »Schneid mir den Kopf ab«, wiederholte der Mann.
    Ströme von Magie umspülten sie. Der Sand war glühend heiß — ein Brennglas. Die Luft sang.
    Das Schwert sang die Gegenstimme, als es nach oben, zur Seite und dann nach unten sauste. Gereint wartete schon auf das knirschende Geräusch vom Stahl gespaltener Knochen, aber die Klinge glitt durch den scheinbar massiven Hals wie durch Luft und bohrte sich in den Sand.
    Wo Gereints Gegner gewesen war, befand sich geschmolzenes Glas. Es wand sich schimmernd hin und her; seine Hitze versengte ihm Füße und Beine. Die Schwertschneide schmolz und löste sich dampfend in Luft auf.
    Gereint ließ den Griff fallen. Sein Instinkt drängte ihn davon zustürmen. Stattdessen beugte er sich hinab und umschloss mit seinen behandschuhten Händen das Werk lebendiger Magie, das die Gestalt eines Mannes
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