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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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den seelenlosen Gesichtern gesehen, die auf die Hexerei des Königs schließen ließen. Selbst bevor sie die Augen sah, wusste sie, was sie waren: Sie marschierten in perfektem Gleichschritt und in vollkommener Stille, ohne einen Trommelschlag, der den Takt angab.
    Sie marschierten auf einer Straße, die von Quitaine fortführte. Wohin auch immer sie gingen und aus welchem Grund, es konnte nichts Gutes bedeuten. Aber Quitaine war in Sicherheit, fürs Erste.
    Averil hatte alles getan, was in ihrer Macht stand, um dafür zu sorgen. Ihr Landvogt Bernardin regierte als ihr Stellvertreter; er war der letzte am Leben gebliebene Ritter der Rose in Lys, und seine Magie und seine Feldherrenkunst waren stark. Wo seine Kraft und die Stärke seiner Soldaten nicht zur Verteidigung ausreichten, zog das Wildvolk gegen jede Macht zu Felde, die Erde, Luft oder Wasser bedrohte. Wenn es während der Abwesenheit der Herzogin zu einem Angriff auf Quitaine kommen sollte, würden Bernardin und seine Truppen ihn zurückschlagen.
    Auf einem Hügel oberhalb von Lutece machte sie Halt und schaute die Straße hinab, die sich bis hinunter zum Fluss wand. Zwölf Brücken spannten sich darüber. Die größte verband diese Straße mit dem Prozessionsweg, der mitten durch das Herz der Stadt führte.
    Lutece war eine Insel, deren Form an einen riesigen Schiffsrumpf erinnerte. Der Bug war die Kathedrale der Heiligen Mutter, und an der Stelle, wo sich ein Deck befunden hätte, stand der Palast des Königs. Ein Gewirr von Straßen und Gassen umgab diese beiden großen Bauwerke und erstreckte sich über die Brücken und Hügel auf beiden Seiten der Stadt.
    Starke Magie lag über diesem Ort, geboren aus dem Fluss und der Felseninsel und der Kathedrale mit ihren Fenstern aus verzaubertem Glas. Averil war überrascht, dass sie noch heil waren. Sie hatte erwartet, dass der König sie zerbrochen hatte, wie er es an so vielen anderen Orten getan hatte, doch anscheinend hatte er seine Hauptstadt verschont.
    Das würde nicht von Dauer sein. Unter all der wunderschönen Magie mit ihren starken, klaren Strömen uralter Macht regte sich etwas anderes. Allzu gut kannte Averil jenes Gefühl von unermesslicher Größe, mit dem Zischen und dem Gleiten riesiger Schuppen.
    Die Schlange schlief: die lebendige Verkörperung von Chaos und uralter Nacht. Aber der König tat alles, was er konnte, um sie zu wecken. Ein Teil von Averil wollte ihre Stute herumreißen und zurückjagen in die Sicherheit von Quitaine. Stattdessen tat sie einen tiefen Atemzug. Sie hatte Recht gehabt: Hier regte sich etwas.
    Ihre Eskorte wurde ungeduldig, ebenso die Leute auf den Fuhrwerken und die Gruppen von Reitern hinter ihr, die warten mussten, weil sie auf dem Hügel herumtrödelte. Fußgänger drängten sich an ihr vorbei und murrten über Edelleute und ihren Hochmut.
    Die graue Stute wieherte und trat nach einem Pilger aus, der ihr zu nahe gekommen war. Averil wies sie in scharfem Ton zurecht und lenkte sie zurück in den Strom der Reisenden.
    Sobald die Stute sich in Bewegung gesetzt hatte, besann sie sich auf ihre Pflicht, und Averil bemühte sich, ihrem Beispiel zu folgen. Dies war eine Schlacht, in die sie ritt, und sie musste stark und entschlossen und konzentriert sein.
    Es war schwierig. Denn in all den Monaten der Vorbereitung auf die komplizierte Welt eines königlichen Hofes hatte sie eines außer Acht gelassen: Sie war noch nie in einer so großen Stadt gewesen. Im Vergleich hierzu war Fontevrai ein Provinznest und die Insel der Priesterinnen eine abgelegene Einsiedelei. Die Ströme von Magie, die hier flössen, waren so machtvoll und so mannigfaltig, dass sie fast von ihnen überwältigt wurde.
    Allmählich bedauerte sie, ihren Landvogt in Fontevrai zurückgelassen zu haben. Der Hauptmann ihrer Wache war ein fähiger Mann von unerschütterlicher Loyalität, aber er war kein Meistermagier. Bis auf ihre Zofe Jennet hatte sie keine Magier bei sich; das war ihre Absicht gewesen, doch nun fragte sie sich, ob sie nicht zu weit gegangen war, als sie Bernardins Ratschläge in den Wind geschlagen hatte.
    »Ihr werdet einen Berater brauchen«, hatte er gesagt, »einen Führer durch das Gewirr der verschlungenen höfischen Pfade. Mag Madame Jennet auch eine noch so bewundernswerte Frau sein, so ist sie doch keine Hofdame. Genauso wenig wie Ihr, Comtesse.«
    »Ich finde mich schon zurecht«, hatte Averil mit entschlossener Stimme erwidert.
    Bernardin wollte nicht nachgeben, aber sie hatte
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