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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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gibt, es nicht zu tun?«
    Riquier sprang ohne Warnung hoch. Gereint sah den Schlag kommen, ein explosionsartiger Ausbruch von Magie, so gewaltig wie ein Blitz. Er wehrte ihn ab, wie ein Ritter einen Schlag mit seinem Schild abwehrt, und schickte ihn in Richtung Mond. Er zerstreute sich im Äther, ohne Schaden anzurichten; selbst der Wildvolkschwarm, der über dem Ordenshaus im Mondlicht tanzte, blieb unbehelligt.
    »Siehst du«, sagte Riquier.
    »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, bevor ich verstehen kann, was ich gerade getan habe.«
    Riquier lachte, was Gereint erschreckte. »Glaubst du, mir geht es anders? Ich habe ein paar mehr Bücher gelesen und ein paar mehr Worte gelernt, aber wenn die Macht sich erhebt, schrumpfen alle Worte dieser Welt zu einem Nichts zusammen. Alles, was bleibt, ist Instinkt.«
    »Das klingt in meinen Ohren wie Häresie«, sagte Gereint.
    »Es ist wahr.« Riquier trat ihm in die Kniekehlen, woraufhin er auf die Bank niederplumpste. »So. Ab sofort baust du dich nicht mehr drohend vor mir auf. Und außerdem wirst du ab sofort damit aufhören, dich selbst geringzuschätzen. Lerne, dich selbst zu loben. Du bist an einem Tag vom Postulanten zum Knappen aufgestiegen. Darauf darfst du ruhig ein wenig stolz sein.«
    Stolz war nicht das Problem. Aber Gereint verkniff sich die Bemerkung. Er strich über den Ärmel seiner neuen Cotte. Es war ein schönes Gewand, das musste er zugeben. Für das, was er damit tun würde, mangelte es ihm nicht an Unterweisung. Kein aufgenommenes Mitglied des Rosenordens war jemals allein.
    Und dennoch …
    Riquier legte ihm die Hände auf die Schultern. »Komm. Es wird Zeit, dass wir uns beide schlafen legen. Weißt du überhaupt noch, wann du das zum letzten Mal getan hast?«
    Gereint schüttelte den Kopf. Er war nicht müde. Wirklich nicht. Deshalb geschah auch nichts, als er versuchte sich zu erheben.
    Riquier zog ihn hoch und gab ihm Halt, bis er auf den Füßen stand. Arm in Arm gingen sie davon.
    Wie die Postulanten so teilten auch die Novizen einen Schlafsaal. Knappen hatten ihre eigenen Zimmer — zu zweit, mit genügend Platz für Rüstungen, Waffen, Bücher und kleinere magische Werke.
    Gereint war im Stehen eingeschlafen, bevor er den Raum erreichte, in dem er von nun an wohnen würde. Er hatte keine Erinnerung daran, wie er sich ausgezogen hatte und ins Bett gefallen war.
    Es war weder das Morgenlicht, das ihn weckte, noch war es ein Traum. Er war bei Bewusstsein, wenn auch nicht wirklich wach, und der Mond ging gegen Westen unter.
    Er stand auf einem Turm über einer schlafenden Stadt. Ihre Straßen und Gassen waren in sein Herz eingraviert; die Erde darunter war ein Teil von ihm. Dies war durch Magie entstanden, und ein Jahr der Abwesenheit hatte nichts daran geändert.
    Gähnend reckte er sich und streckte die Arme dem Himmel entgegen. Wildvolkwesen wirbelten um ihn herum. Sie waren überall, tanzten im Wind, schimmerten in den Gärten, hockten über den Zinnen, in die man ihr Bild eingemeißelt hatte.
    »Nachts kommen sie alle heraus«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Tagsüber sind sie noch zu scheu.«
    Gereint drehte sich um. Es erstaunte ihn immer wieder, wie schön sie war. Sie war ein bisschen gewachsen, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte, und ihr Gesicht war ein wenig schmaler, aber alles andere war geblieben.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, worauf sein Blick ruhte, und er schaute schnell zur Seite. Wenn sie es bemerkt hatte, so ging sie darüber weg. Sie hatte viel mehr Selbstkontrolle als er.
    Averil stellte sich neben ihn, aber nicht nah genug, dass sie ihn berührte. Er konnte die Wärme ihres Körpers spüren. Sie schien seine Hitze nicht wahrzunehmen. »Ich gehe morgen fort«, sagte sie.
    Gereints Herz krampfte sich zusammen. »Schon?«
    »Das Jahr ist vorüber«, erwiderte sie. »Ich habe ein Versprechen gegeben. Ich muss es halten.«
    »Ich weiß«, sagte Gereint. »Ich hatte gehofft, Ihr würdet es nicht halten müssen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Die Bewegung hatte eine interessante Wirkung auf ihre Brüste unter dem Gewand. Der Wind, das Mondlicht und der feine Leinenstoff taten ein Übriges. Gereint redete sich ein, dass sein Blick von dem Amulett angezogen wurde, das an einer silbernen Kette zwischen ihren Brüsten hing, jenem kunstvollen Emailleschmuckstück, das in diesem Licht seltsam schimmerte. Aber er war noch nie ein guter Lügner gewesen, nicht einmal sich selbst gegenüber. Entschlossen fixierte er die Dächer
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