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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange
Autoren: Kathleen Bryan
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folgte ihm — dem Himmel sei Dank —, sie war unversehrt. Ihr Blick richtete sich auf Gereint. Vor Erleichterung bekam er weiche Knie, obwohl sie Peredur zornig anfunkelte. »Man sollte meinen«, sagte sie, »dass ein Magier mit Euren Fähigkeiten klüger sein müsste, als im Dunkeln auf einem schwankenden Deck herumzulaufen, während er gleichzeitig ein großes Werk erschafft. Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?«
    »Ich habe versucht mich zu erden«, sagte Peredur, »und ich wollte Euch von Deck bekommen, bevor Ihr ins Meer gespült worden wärt.«
    »Das ist Euch gelungen«, lenkte sie ein. »Aber …«
    »Ich werde mich schon wieder erholen«, sagte er.
    Damit hatte er sie auf bemerkenswert taktvolle Weise entlassen. Sie hatte sich schon von ihm abgewandt, als sie plötzlich innehielt und auf dem Absatz kehrtmachte. Gereint hielt sie auf, bevor sie loslegen konnte. Er konnte nichts von all den Dingen tun, die er im Sinn hatte, nicht vor all diesen Menschen, aber er konnte sagen: »Gott sei Dank seid Ihr in Sicherheit, wie auch immer Ihr es geschafft habt.«
    »Versprich mir eines«, entgegnete sie ihm. »Wenn wir so etwas jemals wieder tun, dann tun wir es gemeinsam — mit Körper und Magie. Ich habe genug davon, vor Gefahren bewahrt zu werden.«
    »Herrin, ich kann nicht …«
    »Versprich es«, sagte sie grimmig.
    »Wenn ich kann«, sagte er.
    Ihr Atem zischte, doch sie gab sich geschlagen. Mit einem Mal sah sie so verloren aus, so müde und erschöpft und dennoch so schön, dass er Würde und Ehre vergaß und sie in die Arme schloss.
    Sie erstarrte. Er wollte sie loslassen, aber sie schlang ihre Arme derart fest um seine Mitte, dass seine Pappen knackten.
    Niemand sagte etwas. Die Königin und ihre Magier nahmen die Flotte in Augenschein und zogen Bilanz über die Toten und Verwundeten und die Schiffe. Die Besatzung hatte alle Hände voll zu tun, um das Schiff über Wasser und auf Kurs zu halten. Die Ritter und der Rest der Krieger hatten sich geflissentlich ihrer Aufgabe zugewandt, einen Feind im Auge zu behalten, der vom Erdboden verschluckt war.
    »Er ist tot«, sagte Averil. »Ich kann ihn nirgends finden.«
    »Der König?«, fragte Gereint. Er hätte eigentlich nicht fragen müssen. Sie nickte an seiner Brust. »Der König ist tot. Das bedeutet…«
    Ihre Stimme verklang. Sie beide wussten, was es bedeutete. So wie es jeder andere auf dem Schiff wissen musste, der sich für die Thronfolge in Lys interessierte.
    Gereint interessierte sich herzlich wenig dafür. Er wünschte, er hätte niemals erfahren, welche Stellung Averil in der Welt innehatte.
    Herzogin, Königin, was spielte es für eine Rolle? Was auch immer sie war, sie war nicht für ihn bestimmt.
    An diesem bitterkalten Morgen, als die Sonne über dem Meer aufging, erlebte Gereint, wie ein menschliches Wesen ungeheuere Erleichterung und gleichzeitig tiefe Verzweiflung spüren konnte. Clodovec war tot. Seine Schlangenmagier waren mit ihm zusammen untergegangen, allesamt im Bauch des Untiers verschwunden. Seine seelenlosen Soldaten, die Hüllen ihrer Seelen — alle fort. Nichts war von ihnen zu finden.
    Die See war sauber. Die Toten der Königin waren denselben Weg gegangen wie Jennets toter Körper, tief hinab in das Reich des Meervolks. Von dem Eisdrachen fehlte jede Spur — er war nur noch eine Erinnerung. Hoch oben am Mast sang der Wachposten im Ausguck die lieblichsten Worte der Welt: »Land in Sicht!«
    Für einen kurzen Moment vergrub Gereint sein Gesicht in Averils duftendem Haar. Als er aufschaute, waren seine Wangen unerwartet kalt. Er hatte geweint, ohne es zu merken.
    Averil regte sich in seinen Armen. Beide konnten es jetzt sehen, wie es einer Wolke gleich aus dem Meer aufstieg: das Inselreich Prydain. Sie waren weit abgetrieben worden von den sandigen Stränden und dem flachen Marschland. Weiße Steilklippen erhoben sich aus dem Wasser. Darüber lagen grüne Hügel. Auf einem stand eine von Mauern umgebene Stadt, heil und unversehrt.
    Prydain war wie Averil in Sicherheit. Eine Woge der Freude erfasste die Flotte. Von einem der Schiffe erhob sich eine klare, kräftige Stimme zu einer Dankeshymne. Andere stimmten mit ein, verwoben sich miteinander zu einer einzigen schimmernden Wand aus Klängen.

Kapitel 35
    Am Feiertag der Heiligen Madeleine gingen sie an Land und brachten Hoffnung mit. Eine Armee begrüßte sie: Die Truppen dieser Küste unter dem Kommando des Prinzen, der auf der Halbinsel regierte.
    Er geleitete die Königin
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