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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
Autoren: Kathleen Bryan
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vollkommen blind, Comtesse. Ich wusste, was er tat. Ich hätte gegen ihn kämpfen sollen, aber —« »Ihr habt getan, was Ihr konntet«, unterbrach sie ihn.
    »Das ist das Schlimme, nicht wahr? Von all meinem Wissen und Können und allem was ich war, blieb mir nichts, als mein Orden zerstört war. Wir hatten eine eklatante Schwäche. Wir haben sie nie gesehen, bis sie uns zerstört hat.« »Das ist vorbei«, sagte Averil. »Meine Rückkehr war kein Versehen und kein Fehler. Genauso wenig wie die Entscheidung meines Vaters, mich fortzuschicken. Wo wir genau waren und was wir taten, werde ich Euch berichten, sobald der Feind verschwunden ist. Ich habe viel gelernt. Vieles von dem, was ich sah, beginne ich erst jetzt zu verstehen. Wir können nur beten, dass es uns den Weg weist.«
    Bernardin verbeugte sich so tief wie vor einer Königin. »Ich werde dafür beten, Comtesse, von ganzem Herzen.«
    Nachdem Bernardin gegangen war, wartete Averil auf Gereints Strafpredigt. Aber er sagte nichts. Er zog sein Bett vor die Tür wie am Abend zuvor und legte sich hinein.
    Averil hätte es gut sein lassen sollen. Dies war wahrscheinlich ihre letzte Nacht in Ruhe und Frieden, bevor Scharen von Zofen und Dienerinnen sie umschwärmen und bedienen würden. In erster Linie musste sie sich ausruhen und nachdenken; sie musste beten, dass ihr Plan geglückt war und dass der König das Land wirklich verlassen würde, wie er es versprochen hatte. Sie ging zur Tür und schaute auf den scheinbar schlafenden Körper hinab. »Sag mir, was los ist«, forderte sie ihn auf.
    Offensichtlich hatte er sich vorgenommen, sie zu ignorieren. Aber sie ließ ihre Präsenz auf ihn einwirken, bis er anfing, sich zu winden und hin und her zu werfen. Schließlich setzte er sich auf und funkelte sie böse an. »Nichts ist los«, sagte er zornig.
    »Und warum bist du dann so wütend?«, fragte sie. »Ich bin nicht —« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ab.
    Er war nicht stark genug, um die Situation auszuhalten. Sein zorniger Blick wurde kaum freundlicher, aber seine Stimme klang weniger feindselig. »Es ist nichts. Wirklich nicht.«
    »Erzähl es mir«, befahl sie.
    Er zuckte mit den Schultern. Er war so selten mürrisch oder verschlossen, dass sie ganz erschrocken war. »Bernardin hat Recht. Ihr habt nichts gewonnen. Vielleicht habt ihr den Zauber abgewehrt, den er in der Halle wirken wollte, aber er wird weitere Zauber und Spione haben, zu viele, als dass Ihr sie alle entdecken und bekämpfen könntet. Wenn das Jahr dann vorbei ist, seid Ihr gezwungen, den Mann zu heiraten, den er für Euch auswählt. Er spielt mit Euch wie eine Schlange mit ihrer Beute spielt, damit sie warm und voller Angst ist, bevor sie sie verschlingt.«
    »Ach so«, sagte Averil und hatte plötzlich verstanden. »Du bist wütend, weil ich dich nicht in meine Pläne eingeweiht habe. Und weil ich dich nicht um Hilfe bat.«
    »Das ist nicht, was ich —«
    »Ich musste es tun«, unterbrach sie ihn erneut. »Ich konnte nicht riskieren, dass er herausfindet, was du bist … Was wir sind. Ich musste ihn glauben machen, dass ich genauso bin wie meinesgleichen.«
    »Um jeden Preis?«
    »Ich habe den Preis so gering wie möglich gehalten«, entgegnete sie, »aber diese Dinge haben immer einen Preis.«
    »Ihr könnt das nicht allein tun«, sagte er. »Ich dachte, Ihr hättet diese Erkenntnis mit nach Hause gebracht. Aber Ihr habt überhaupt nichts gelernt.« »Ich habe gelernt, dass Magie umfassender ist, als die Orden sich vorstellen können, und dass es mehr Hoffnung gibt, als ich gedacht habe. Du bist ein Teil dieser Hoffnung. Genau wie Bernardin und diese Stadt, die selbst mit dem König in ihrem Herzen ihre Seele behalten hat.«
    Er schüttelte trotzig den Kopf. »Ihr habt immer noch nicht gelernt, über Euch selbst hinauszuschauen.«
    Sie holte tief Luft. »Es tut mir leid, dass ich die Sache nicht mit dir ausgefochten habe, bevor ich es tat. Kannst du wenigstens verstehen, dass ich es tun musste?«
    »Ich verstehe, dass Ihr das glaubt«, erwiderte er. »Ich glaube nicht, dass es so einfach sein wird, wie es scheint. Er hat zwar versucht, Euch mit einem Bann zu belegen, aber ansonsten hat er Euch kaum etwas entgegengesetzt. Das bedeutet, dass er es als Vorteil ansieht, Euch Euren Willen zu lassen, zumindest sieht er es nicht als Nachteil.«
    »Natürlich denkt er das«, sagte sie. »So kann er sein nächstes Ziel ins Visier nehmen. Ich bin hier so sicher, als wäre ich
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