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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
Autoren: Kathleen Bryan
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es wahrscheinlich einerlei. Seit dem Tag, als sie die Insel verlassen musste, hatte sie sich selbst immer tiefer verstrickt. Sie konnte nur tun, was sie für das Beste hielt, und die Versprechen halten, die sie gegeben hatte - und seien sie noch so gefährlich.
    Gereint gehen zu lassen, war eines davon. Die wilde Magie hereinzulassen … nicht so sehr. Aber es war schwierig genug.
    Sie würde es tun, weil sie musste. Es war nicht ihre Absicht gewesen, diese Veränderungen der Weltordnung zu erzwingen. Aber wenn nicht jedes menschliche Wesen zum Sklaven des Königs werden sollte, musste sie alles tun, was in ihrer Macht stand, um ihn aufzuhalten.
    Sie durfte nicht allzu lange darüber nachdenken, sonst hätte es sie überwältigt. Schritt für Schritt, ein Tag nach dem anderen: So hatte sie gelernt, ihre Magie zu beherrschen, und Gereint würde lernen, die seine zu beherrschen. Er würde zurückkehren. Lebendig oder tot. Als Ritter oder Diener, er würde sie wiederfinden. Dessen war sie sich vollkommen gewiss.
    Heute Nacht würde sie schlafen. Morgen würde sie dafür sorgen, dass der König seine Versprechen einlöste — und zwar alle. Was auch immer danach kam, sie würde sich ihrem Schicksal stellen. Sie würde dafür bereit sein.

Kapitel 42
    Der König ritt im Morgengrauen aus der Stadt. Er machte viel Aufhebens darum — in einer goldenen Rüstung, die bei diesem Licht wie Messing glänzte, mit einer lärmenden Eskorte und flatternden Bannern. Der lange Tross wand sich wie eine Schlange durch die Straßen von Fontevrai bis zum Nordtor. Averil beobachtete den Abzug vom Turm der Zitadelle aus. Sie stand an der Brüstung, Gereint schweigsam hinter ihr. Von dort aus konnte sie nicht nur den König aus der Stadt reiten sehen, sondern auch den Rest seiner Armee beim Abbruch ihres Lagers jenseits der Stadtmauern beobachten. Zeltreihe um Zeltreihe verschwand; sie stellten sich in Reihen auf, schattenhafte Gestalten im Nebel.
    Andere marschierten auf, um sich zu ihnen zu gesellen. Bernardin hatte dafür gesorgt, mithilfe einer Hand voll von Magiern, denen er noch vertraute. Den Sklavensoldaten wurden alle Abzeichen abgenommen, die sie trugen, aber keiner der Magier konnte den Bann aufheben, mit dem sie belegt waren. Es betrübte Averil, sie davonziehen zu sehen, steifbeinig im Gleichschritt marschierend ohne Seele und Leben. Sie boten einen grauenvollen Anblick; mehr als jedes andere Tun oder Wirken, das auf die Befreiung der Schlange abzielte, würden sie die Männer verdammen, die sie zu dem gemacht hatten, was sie waren.
    Sie hatte ganz bewusst darauf verzichtet, ihrem Onkel Lebewohl zu sagen. Es war eine Beleidigung seiner königlichen Würde, aber das kümmerte sie nicht. Sie hatte ihm so viel von sich selbst gegeben, wie sie konnte.
    Auch ein bisschen Feigheit war dabei im Spiel und mehr als ein bisschen Vorsicht. Wenn sie ihm nicht noch einmal gegenübertrat, konnte er den Handel nicht mehr anfechten, den sie eingegangen waren. Er würde nicht sehen, dass sein Zauber fehlgeschlagen war, dass ihr Geist und ihre Seele noch ihr gehörten.
    Er schien die Demütigung erwartet zu haben. Weder kam er zu ihr noch schickte er einen Boten. Noch schaute er sich um, während er fortritt, um einen Blick auf sie zu erhaschen, wie sie hoch über ihm auf dem Turm stand. Sie hätte gern gesagt, dass er sich davonschlich, aber er ritt stolz und würdig einher, wie es sich für einen König geziemte. Jenseits des Stadttors hielt er an. Seine Trompeter hoben ihre Instrumente an die Lippen und bliesen eine Fanfare. Die stolzen Klänge schienen sie mit ihrem mannigfachen Echo zu verhöhnen. Averil hatte das erwartet, aber sie musste es nicht stumm ertragen. Sie hatte ihre eigene Waffe mitgebracht: den Chor der herzoglichen Kapelle. Auf ihr Zeichen hin erhoben sie ihre überirdisch lieblichen Stimmen und sangen Dankespsalmen. Ihr Gesang übertönte die Trompeten, schwebte über Dächer und Türme hinweg in den Himmel hinauf.
    Es war mehr als ein Gebet; es war ein heilender Zauber. Er griff von ihrem Turm aus auf die ganze Stadt über und verfolgte den König auf seinem langen Weg bis zur nördlichen Grenze. Er reinigte das Land hinter ihm und scheuerte die Flecken weg, die seine Anwesenheit hinterlassen hatte.
    Es war ein mächtiges Werk. Sobald es begonnen hatte, erwachte es zu eigenem Leben, zog Kraft aus der Erde und aus den Herzen der Menschen, die in den Städten und Dörfern lebten. Es wob sich selbst zu einem Schutzzauber, der
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