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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatten.
Dann hörte er das Miauen.
Es war ein kläglicher, dünner Ton, der im Brüllen des
Orkans beinahe unterging, aber Mike hörte ihn trotzdem ganz deutlich. Mit wilden Blicken sah er sich um
- und entdeckte den Kater in
einem Winkel des
Raumes, wo er halb
begraben unter verbogenen
Trümmerstücken lag.
»Astaroth!« schrie er. »Gott sei Dank, du lebst!« Aber nicht mehr lange, wenn du weiter da rumstehst
und Maulaffen feilhältst, antwortete die lautlose
Stimme des Katers in seinen Gedanken. Wieso hat
das so lange gedauert?
Mike antwortete nicht, sondern war mit einem Satz
bei dem schwarzen Tier und hob es vorsichtig auf die
Arme. Astaroth wimmerte vor Schmerz, und Mike
fuhr erschrocken zusammen, als er sah, wie schwer er
verletzt war. Die Kugel hatte seine Hüfte durchbohrt
und eine Wunde hinterlassen, an der ein Mensch
wahrscheinlich gestorben wäre. Ganz bestimmt sogar,
verbesserte sich Mike in Gedanken, schließlich hatte
er den furchtbaren Schmerz des Katers gespürt.
»Du armer Kerl«, sagte er. »Es tut mir -«
    Kümmere dich jetzt nicht um mich, unterbrach ihn der
Kater. Wo ist die Prinzessin?
»Oben an Deck«, antwortete Mike. »Sie zerstört das
ganze Schiff. Winterfelds Männer haben versucht, sie
aufzuhalten, aber es ist ihnen nicht gelungen.« Sie aufzuhalten? erwiderte Astaroth. Ich wüßte keine
Macht auf dieser Welt, die das könnte. Sie wird noch
sehr viel mehr zerstören als nur dieses Schiff. Bring
mich nach oben, rasch!
Mike sparte sich jede weitere Frage. Er rannte, wie er
nie zuvor in seinem Leben gerannt war, durch den
zerstörten Korridor zurück zur Treppe, wobei er den
Kater wie ein krankes Kind an sich preßte. Astaroth
wimmerte manchmal leise, ertrug die grobe Behandlung aber ansonsten, ohne sich zu wehren, und auch
seine Gedankenstimme schwieg.
Das Schiff tanzte so ungestüm auf den Wellen, daß
Mike große Mühe hatte, die Treppe hinaufzukommen.
Mehr stolpernd als gehend wankte er auf das Deck
hinaus, fiel nur wenige Schritte hinter Serena auf die
Knie und warf einen Blick nach Norden.
Die Welle war fast heran. Hatte er sie vorher mit einer Wand aus Wasser verglichen, so schien das, was
sich jetzt der LEOPOLD näherte, ein massives Gebirge zu sein. Millionen und aber Millionen Tonnen von
Wasser, die sich brüllend und schaumgekrönt auf das
Schiff zuwälzten. Winterfeld und seine Männer waren
in heller Panik zur gegenüberliegenden Reling
zurückgewichen. Einige machten gerade Anstalten,
ins Wasser zu springen, während andere sich zusammengekauert hatten und die Arme über dem Kopf zusammenschlugen. Plötzlich wußte Mike, daß auch die
NAUTILUS der Vernichtung nicht mehr entgehen
konnte, ob unter Wasser oder nicht. Nichts konnte
diesen Gewalten widerstehen.
»Serena, nicht!« schrie Mike verzweifelt. Er versuchte aufzustehen, glitt auf dem nassen Metall wieder aus
und fiel der Länge nach hin. Der Kater stürzte schwer
auf das Deck und stieß einen winselnden Laut aus. Serena fuhr herum und starrte Mike aus brennenden
Augen an. Er spürte, wie hinter diesen Augen etwas
erwachte, eine Gewalt, die noch mächtiger und gnadenloser war als die unsichtbaren Mächte, die dem
Meer befahlen und die sich über ihnen zusammenballten, um sie zu zerschmettern.
»Serena, nicht!« keuchte Mike. »Bitte hör auf! Astaroth lebt! Sieh doch! Der Kater ist am Leben!« Aus
den Augenwinkeln sah er, wie die Woge heranraste.
Ihr Brüllen übertönte seine Worte und jeden anderen
Lärm. Die Wasserwand war vielleicht noch eine Meile
vom Schiff entfernt, dann eine halbe, eine viertel. Der
Ozean selbst schien nach oben zu kippen, und gleich
würde er das Schiff erreichen und einfach zermalmen.
Wo gerade noch der Himmel gewesen war, war plötzlich schimmerndes, kochendes Wasser. Mike riß in einer vollkommen sinnlosen Bewegung die Arme über
den Kopf, krümmte sich
und die Wasserwand brach in sich zusammen. Mit einem Tosen und Krachen wie von hundert Wasserfällen, die gleichzeitig eine kilometerhohe Felsklippe
herunterstürzten, brach das Wassergebirge auseinander, noch immer entsetzlich nahe bei der LEOPOLD,
aber nicht mehr über ihr. Wie beim ersten Mal wurde
das Schiff in die Höhe gehoben und ein Stück davon
getragen, aber diesmal setzte die Woge es beinahe
sanft wieder ab.
Die Erschütterung reichte trotzdem, jedermann an
Deck von den Füßen zu reißen, und für einen Moment
war Mike blind und rang keuchend nach Luft, als eisige Gischt das Schiff überspülte. Aber es war nur mehr
    eine normale
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