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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem unsichtbaren Sturmwind gepeitscht,
und auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck solch unbändigen Zornes, daß Mike bei ihrem Anblick aufstöhnte.
Er konnte die Aura vernichtender Kraft um das
Mädchen herum regelrecht fühlen.
Die Männer stürmten davon, aber irgend etwas folgte
ihnen. Einer nach dem anderen wurden sie gepackt
und zu Boden oder gegen die Wände geschleudert,
und mehr als einer von ihnen hatte nicht mehr die
Kraft, sich zu erheben und seine Flucht fortzusetzen.
Es waren kampferprobte Soldaten, aber dieser Feind
ließ sich nicht mit Mut oder der Kraft ihrer Waffen
besiegen. Es war, als hätte Serenas Zorn Gestalt in
dem Sturm angenommen, der über die LEOPOLD und
ihre Besatzung hereingebrochen war.
Trotzdem verspürte Mike keine Angst um sich oder
die anderen, sondern um Serena selbst. Und plötzlich
tat er etwas Überraschendes - mit einer raschen Bewegung sprang er an Singh vorbei, lief im Zickzack
zwischen Trautman und den anderen Jungen hindurch und näherte sich dem Mädchen.
Er kam ihr nicht sehr weit entgegen, da fühlte er sich
von der gleichen, unsichtbaren Gewalt wie all diese
Männer hier gepackt und mit fürchterlicher Wucht zu
Boden geschleudert. Hilflos rutschte er über das Deck,
riß sich auf dem harten Metall Hände und Knie auf
und prallte gegen eine Gestalt, die unmittelbar hinter
ihm zu Boden gefallen war. Erst als er sich benommen aufzurichten versuchte und eine Hand auf der
Schulter fühlte, erkannte er, daß es Winterfeld war.
»Bist du verrückt geworden?« fuhr ihn Winterfeld an.
»Willst du, daß sie dich umbringt?«
Mike machte sich hastig los und versuchte erneut, auf
Serena zuzulaufen, aber diesmal hielt ihn Winterfeld
mit eiserner Hand zurück. »Lassen Sie mich
los!«
keuchte Mike. »Ich kann sie aufhalten! Sie wird auf
mich hören!«
»Fünfzig meiner Männer haben sie nicht aufhalten
können!« Winterfeld schrie, um das Heulen des Sturmes zu übertönen. Trotzdem waren seine Worte kaum
zu verstehen. »Und du willst mit ihr reden? Mach
dich nicht lächerlich!«
Aus den tobenden Regenschleiern kam eine Gestalt
auf sie zu. Es war Singh. Winterfeld erkannte ihn im
selben Moment, in dem der Sikh sah, wer Mike gepackt hielt, und obwohl rings um sie herum die Welt
in Stücke brach, schienen die beiden Männer wild
entschlossen, sich aufeinanderzustürzen. Und vielleicht hätten sie es sogar getan, wäre nicht in diesem
Moment etwas geschehen, was sie selbst den Höllenstürm, die Todesgefahr und Serena für eine Sekunde
vergessen ließ.
Eine besonders heftige Sturmböe riß die Wolkenfront
auseinander, und sie sahen, was dahinter herankam ...
»O mein Gott!« flüsterte Winterfeld. Seine Augen wurden groß, und sein Gesicht verlor jegliche Farbe, und
Mike spürte, wie sein Herzschlag stockte.
Es war eine Welle.
Aber es war nicht eine gewöhnliche Welle. Es war eine kompakte, glitzernde Wand aus Wasser, fünfzig,
wenn nicht hundert Meter hoch und so breit, daß sie
von einem Horizont zum anderen zu reichen schien.
Und sich näherte sich dem Schiff mit unvorstellbarer
Geschwindigkeit. Ein tiefes, ungeheuer machtvolles
Dröhnen und Grollen mischte sich in das Brüllen des
Sturmes, und sogar das Gewitter hielt für einen Moment inne, als fürchteten sich selbst die Naturgewalten vor den Kräften, die das Mädchen entfesselt hatte.
»Festhalten!« brüllte Winterfeld, und sie fanden gerade noch Zeit, es zu tun, dann war die Welle heran und
traf das Schiff.
Mike hatte mit einem vernichtenden Schlag gerechnet, der die LEOPOLD einfach in Stücke riß oder vielleicht auch zur Gänze unter die Wasseroberfläche
drückte, aber ganz im Gegenteil: Mike fühlte sich
plötzlich leicht, und es war, als ob der Boden unter
ihm wegsackte, statt sich aufzubäumen und ihn abzuschütteln wie ein bockendes Pferd seinen Reiter.
Erst dann begriff er, daß die gigantische Woge das
ganze Schiff gepackt und in die Höhe gehoben hatte!
Er fand nicht einmal die Zeit, den Schrecken darüber
wirklich zu spüren, da stürzte die LEOPOLD wie ein
Berg aus Stahl ins Wasser zurück. Für den Bruchteil
einer Sekunde befand sich ihr Deck unter der Wasseroberfläche, aber noch ehe das Meer es überspülen
konnte, da wurde das Schiff schon wieder in die Höhe
gerissen und auf die Seite gedrückt, so schnell und so
weit, daß aus dem Deck nahezu eine senkrechte Wand
wurde. Mike schrie in Todesangst auf, während er auf
die Reling zuschlitterte. Rings um ihn herum flogen
Trümmer und schreiende Menschen durch die

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