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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Luft,
und die kochende Wasseroberfläche schien ihm regelrecht entgegenzuspringen.
Im allerletzten Moment richtete sich das Schiff wieder
auf. Mike rutschte noch ein Stück weiter, prallte gegen irgend etwas Hartes, Großes, das
seinen
Sturz
endgültig abbremste, und blieb eine Sekunde mit geschlossenen Augen und wild
klopfendem Herzen liegen, fest davon überzeugt, daß der Tod nun unausweichlich war.
Als er es wagte, die Augen wieder zu öffnen, bot sich
ihm ein Anblick des Chaos.
Die ungeheure Erschütterung hatte nicht nur jeden
Mann auf dem Deck von den Füßen gerissen, sondern
auch enorme Zerstörungen angerichtet. Die Flammen
im Heck der LEOPOLD waren erloschen, doch einer
der großen Geschütztürme war abgerissen und verschwunden, und die Kommandobrücke stand plötzlich
schräg da, als wäre sie vom Fußtritt eines zornigen
Riesen getroffen worden. Etliche der Männer, die zusammen mit Winterfeld nach oben gekommen waren,
hatte das Wasser über Bord gespült, viele lagen stöhnend am Boden, und einige regten sich nicht mehr.
Mike fuhr herum und suchte nach den anderen. Er entdeckte Juan und
Chris ganz in der Nähe, beide
schreckensbleich und zitternd aneinandergeklammert,
aber offensichtlich unverletzt. Und zu seiner großen
Erleichterung gewahrte er jetzt auch Ben, André und
schließlich
sogar Trautman, Arronax und den
Sikh.
Hastig sprang Mike auf und eilte zu Trautman, der
sich in diesem Moment ebenfalls erhob; benommen,
aber bis auf ein paar kleine Kratzer und Schrammen
ebenfalls unversehrt.
Als er ihn erreichte, sah er, wie sich Winterfeld kaum
einen Meter entfernt stöhnend auf die Knie erhob und Trautman etwas völlig Überraschendes tat. Er
trat zu Winterfeld, ergriff ihn am Arm und zog ihn
mit einem kraftvollen Ruck vollends auf die Füße.
»Großer Gott!« stammelte Winterfeld. »Sie ... sie vernichtet das Schiff! Sie wird uns alle töten!« Verzweifelt sah er sich nach Serena um, und als Mike in die
gleiche Richtung schaute, entdeckte er das Mädchen
an genau der Stelle, an der sie vor der Katastrophe gestanden hatte. Der Zorn auf ihrem Gesicht loderte
noch immer so heiß wie zuvor, und Mike mußte nur
einen einzigen Blick in ihre Augen werfen, um zu
wissen, daß es noch immer nicht vorbei war. Winterfeld hatte recht.
Serena würde nicht aufhören, ehe
dieses Schiff und jede Seele an Bord vernichtet war.
»Bringen Sie sich in Sicherheit!« sagte Winterfeld
plötzlich. »Die NAUTILUS ist fahrbereit! Meine Ingenieure haben die Schäden repariert. Nehmen Sie die
Jungen und Arronax' Leute an Bord und tauchen Sie!
Eine zweite Woge hält die LEOPOLD nicht aus.«
Trautman wirkte nicht überrascht - Mike war sicher,
daß er genau diesen Vorschlag von Winterfeld erwartet hatte. »Wir werden bleiben, solange wir können«,
sagte er. »Die NAUTILUS ist nicht groß genug, um alle Ihre Männer aufzunehmen, aber -«
»Ich fürchte, dazu bleibt Ihnen keine Zeit«, sagte Winterfeld leise. »Schauen Sie.«
Seine ausgestreckte Hand wies nach Norden, und
Mike wußte, was er sehen würde, noch bevor er sich
herumdrehte und ebenfalls dorthin blickte.
Am Horizont, noch weit, unendlich weit entfernt, entstand eine dünne, glitzernde Linie, nicht mehr als ein
Strich aus unterbrochenem Silber, der sich von dem
Schwarz der Gewitterwolken abhob. Aber sie wußten
alle, was es bedeutete. Es war eine zweite, wahrscheinlich noch gigantischere Welle, die das Schiff
diesmal unweigerlich zerschmettern mußte.
Sie rannten los. Als sie die Reling erreichten, war aus
dem dünnen Strich am Horizont eine fingerbreite Linie geworden, und Mike glaubte bereits wieder jenes
unheimliche Grollen und Rumoren zu hören, das das
Nahen der Riesenwoge ankündigte.
Die NAUTILUS lag unter ihnen. Zwei der vier armstarken Seile, mit denen sie an der LEOPOLD vertäut
war, waren gerissen, aber das Schiff wies zumindest
äußerlich keine Beschädigungen auf, und selbst die
Strickleiter, die von der Reling zum Turm des Tauchbootes hinunterführte, war noch da. Juan und Ben
stiegen unverzüglich hinab, während Singh Chris auf
die Arme nahm und wartete, bis er an der Reihe war.
Es würde knapp werden. Selbst wenn die Maschinen
der NAUTILUS wieder tadellos funktionierten, wußte
Mike, daß sie eine, wenn nicht zwei Minuten brauchen würden, um das Schiff zu tauchen, und er war
nicht sicher, daß ihnen noch so viel Zeit blieb.
Trotzdem versuchte er ein letztes Mal, Trautman zu
überzeugen. »Wir können Serena nicht einfach hierlassen!« flehte er. »Sie
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