Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Schiff
erbebte, als sich ein neuer, machtvollerer Rhythmus
in das gleichmäßige Wiegen der Wellen mischte. Der
Mann neben ihm wurde plötzlich nervös.
Trotzdem sparte sich Mike die Mühe, den Mann noch
einmal zu bitten, ihn zu Winterfeld zurückzubringen.
Der Soldat hatte seine Befehle, und die würde er ausführen, ganz egal, was geschah. Wortlos betrat er die
Kabine, in der die anderen bereits ungeduldig auf ihn
warteten, und begann sofort zu berichten, noch bevor
der Soldat wieder gegangen war und die Tür hinter
sich verriegelt hatte.
    Blitz und Donner hatten Mikes knappe Erzählung auf
unheimliche Weise untermalt, so daß er sich kaum
noch Mühe zu
geben brauchte, die anderen von der
Wahrheit dessen zu überzeugen, was er berichtete.
Selbst Ben, der aus Prinzip allem und jedem widersprach, sah ihn nur voller Schrecken an. Der Sturm
war viel schneller heraufgezogen, als es überhaupt
möglich war, und obwohl er das Schiff noch nicht erreicht hatte, schaukelte die LEOPOLD schon jetzt auf
den Wellen wie ein kleines Boot auf bewegter See,
nicht wie das gewaltige Kriegsschiff, die sie war.
Wie schon einmal war es auch jetzt Arronax, der das
    unangenehme Schweigen brach, das sich nach Mikes
Erzählungen in der Kabine ausbreitete.
»Winterfeld wird das Mädchen nicht ewig in der
Krankenstation
gefangenhalten können«, sagte er.
»Früher oder später -«
»Wenn kein Wunder geschieht, Professor«, unterbrach ihn Mike, »dann wird es kein Später mehr geben.« Er deutete auf das Bullauge, hinter dem die Blitze immer rascher aufeinanderfolgten und das Meer in
ein unheimliches, schattenloses Flackerlicht tauchten. In das Heulen des Sturmes, das mittlerweile fast
lauter war als das Geräusch der Maschinen, hatte
sich noch ein anderer Laut gemischt, den Mike nicht
identifizieren konnte. »Ich bin nicht sicher, daß Serena selbst diese Gewalten noch bändigen kann.«
Arronax sah zum Bullauge und schwieg, aber Trautman sagte mit ernster Stimme: »Ich habe eine Menge
Stürme auf See erlebt, aber nie so etwas. Ein Sturm
kommt nicht einfach aus dem Nichts. Wir müssen etwas unternehmen.«
»Und was?« fragte Juan.
Die Frage galt Trautman, aber es war trotzdem Mike,
der sie beantwortete. »Winterfeld warnen. Er hat ja
keine Ahnung, welche Gefahr er heraufbeschworen
hat. Wenn es Serena nicht gelingt, die Gewalten wieder zu bändigen, die sie entfesselt hat, dann ist vielleicht nicht nur dieses Schiff in Gefahr.« Er zögerte
einige Augenblicke, weil er Angst vor dem hatte, was
er aussprechen mußte. »Was wir erleben, sind die
gleichen Gewalten, die Atlantis zerstört haben.«
Alle sahen ihn betroffen an, und dann sagte Ben leise:
»Und alles nur wegen dieser blöden Katze!«
»Es ist nicht nur wegen der Katze«, verbesserte ihn
Trautman, während er Mike einen raschen, beruhigenden Blick zuwarf.
»Versuch dich doch in das
    Mädchen hineinzuversetzen. Sie wacht in einer vollkommen fremden Welt auf, voller unbekannter Menschen, die eine unverständliche Sprache sprechen und
Dinge tun, die ihr wahnsinnige Angst machen. Das
einzige, was sie kennt, ist der Kater - und dann muß
sie mit ansehen, wie er vor ihren Augen erschossen
wird. Was hättest du -«
In diesem Moment flammte draußen über dem Meer
ein gleißender, strahlendweißer Blitz auf, fast sofort
gefolgt von einem ungeheuerlichen Donnerschlag, und
keine halbe Sekunde später schien die LEOPOLD von
der Faust eines Giganten getroffen zu werden.
Der Schlag war so heftig, daß sie alle zu Boden geschleudert wurden. Das Schiff legte sich auf die Seite,
so daß sie haltlos über den plötzlich schrägen Boden
rutschten, und in das nur langsam verhallende Echo
des Donnerschlages mischte sich ein immer lauter
werdendes Krachen und Poltern, das aus allen Teilen
der LEOPOLD zugleich zu dringen schien. Mike
schrie vor Schmerz auf und hörte die anderen schreien, griff ins Leere und versuchte vergeblich, sich irgendwo festzuklammern. Aber es gab nichts mehr,
woran er Halt hätte finden können - was vom Mobilar
nicht von der gewaltigen Erschütterung zertrümmert
worden war, das war zusammen mit ihnen gegen die
linke Wand der Kabine gerutscht.
»Was war das?« keuchte Arronax, der es als erster geschafft hatte, auf die Füße zu kommen.
Wie zur Antwort darauf ertönte ein zweiter, noch lauterer Donnerschlag. Wieder erbebte das Schiff bis in
den letzten Winkel. Arronax stürzte wieder, und als
sich das Schiff diesmal auf die
andere Seite legte,
schlitterte er auf die Tür zu. Aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher