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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Autoren: Kady Cross
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stand ihr dieser unmögliche Trottel im Weg. Finley gefiel das nicht, und dem Ding in ihr gefiel es erst recht nicht. Bisher hatte sie sich immer vorgestellt, eine Art Kobold säße auf ihrer Schulter und drängte sie dazu, frech zu sein. Seit einiger Zeit hielt sie ihn allerdings nicht mehr für boshaft, sondern für gefährlich.
    Lebensgefährlich für jeden, der sie bedrohte.
    Lord Felix stemmte neben ihrem Kopf eine Hand an die verputzte Wand, um ihr mit seinem Körper den Fluchtweg zu versperren. »Warum so eilig?«, fragte er und hauchte sie mit seiner Bierfahne an. »Magst du mich denn nicht?«
    Finley hielt den Mund. Wenn sie ihm genau erklärte, was sie von ihm hielt, würde sie doch nur ihren Arbeitsplatz verlieren. Sie musste irgendwie aus dieser Bredouille herauskommen, ohne dass einer von ihnen beiden verletzt wurde.
    Er schob die zweite Hand hinter ihren Rücken, ließ sie nach unten zu ihrem Hintern wandern und drückte zu. »Willst du mich glücklich machen? Kluge kleine Mädchen wollen mich glücklich machen.«
    Finley drehte den Kopf zur Seite, als er sich ihrem Gesicht näherte, und konnte dem Kuss gerade noch ausweichen. Sein feuchter Mund landete auf ihrem Ohr. Sie schauderte. »Bitte, Mylord. Lassen Sie mich gehen.« Und sei es nur um deinetwillen.
    Er pflanzte ihr die Lippen auf den Hals. Die Übelkeit blühte in ihrem Magen auf und verschwand mit einem Mal, als sie ihn nach den geringelten Strümpfen tasten spürte, die ihre Beine bedeckten. Er würde nicht aufhören, würde nicht von ihr ablassen. Er würde sich einfach nehmen, was er haben wollte, weil junge Männer nun einmal so mit Mädchen umsprangen, über die sie Macht besaßen.
    Allerdings besaß niemand Macht über sie – nicht einmal sie selbst. Als irgendetwas tief in ihr nach außen drängte, zerbrachen die letzten Reste ihrer Selbstbeherrschung.
    Finley legte ihm die Hände auf die Brust und versetzte ihm einen kräftigen Stoß. Er flog zurück und prallte so fest gegen die Wand, dass der Putz bröckelte.
    Lord Felix starrte sie entsetzt und erbost an. »Du niederträchtige Schlampe!«, knurrte er, während er sich den Staub vom Ärmel klopfte. »Du magst es wohl, wenn es etwas grob wird, was?«
    »Sie haben keine Ahnung«, entgegnete Finley kühl. »Aber eines steht fest, Mylord. Ich kann Sie nicht leiden, also behalten Sie gefälligst Ihre feuchten Hände bei sich.«
    Der junge Mann lief puterrot an, und in seinen Augen blitzte Zorn auf. »Miststück. So redet keine Schnepfe von Dienerin mit mir.« Er richtete sich auf, kam einen Schritt auf sie zu und rückte mit einem Achselzucken das purpurne Samtjackett zurecht. »Es wird Zeit, dass dir jemand eine Lektion erteilt.«
    Sie sah den Schlag nicht kommen, dafür spürte sie ihn umso stärker, als er sie traf. Der wuchtige Fausthieb warf ihr den Kopf herum, sodass sie mit der Stirn gegen die Wand prallte. Vor Schmerz sah sie nur noch Schwärze voller tanzender Fünkchen, doch wenigstens verlor sie nicht das Bewusstsein.
    Es wäre viel, viel besser für Lord Felix gewesen, wenn sie ohnmächtig geworden wäre.
    Das Blut rann ihr aus dem Mundwinkel, sie wischte es mit dem Handrücken ab. Als sie endlich wieder sehen konnte, musste sie feststellen, dass Lord Felix das Jackett abgelegt hatte und sich die Ärmel hochkrempelte. Das erregte Glitzern seiner Augen verriet Finley, an welche Art von Lektion er dachte.
    Irgendwo in ihr reckte und regte sich etwas und wollte heraus. Es war sinnlos; sie konnte nicht länger dagegen ankämpfen. Sie war bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in einem liebevollen Heim aufgewachsen. Er war ein freundlicher, ehrlicher Mann, der sie beide anbetete. Nicht im Traum hätte er an solche Gewalttaten gedacht – kein guter Mann hegte solche Gedanken.
    Doch Lord Felix August-Raynes war kein guter Mann, und es war an der Zeit, dass jemand ihm eine Lektion erteilte.
    Das warme Aufbranden der vertrauten Kraft zauberte ein kleines Lächeln auf ihre zerschlagenen Lippen, und sie gab jeden Versuch auf, es zu unterdrücken. Es gab nur eine Mög lichkeit, diese Nacht mit unbefleckter Tugend und heilen Kno chen zu überstehen. Es war, als beobachtete sie sich selbst von einem Aussichtsplatz unter der Decke. Sie konnte nur noch zusehen, wie ihr zweites Ich die Zügel übernahm. Ihre Stiefel rutschten ein wenig auf dem Boden hin und her, bis ein Fuß vorn und der andere mit den Zehen nach außen gedreht weiter hinten stand. Sie hob die Fäuste.
    »Ah, du willst
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