Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
natürlich nicht davon abhalten, die Organellen weiter zu benutzen und das zu tun, was ihren Überzeugungen entsprach. In gewisser Weise waren sie auch selbst eine Sonderabteilung.
    Glücklicherweise hatten Griffs Eltern der Herrscherin ebenfalls nicht gehorcht und einen kleinen Vorrat dieser Ursuppe behalten. Die Organellen gediehen tief unter dem Haus in einer Grotte und stellten dort jene fantastische blaugrüne Substanz her, die Griffin für seine persönlichen Zwecke benötigte. Der Rest der Welt musste sich mit einer stark verdünnten Version des Erzes begnügen, Griff dagegen besaß es in seiner reinsten Form und konnte es Emily für deren Erfindungen zur Verfügung stellen – wie etwa die Velozipeds, die schneller als alles fuhren, was selbst dem reichs ten Käufer zur Verfügung stand.
    »Mit dem Mädchen stimmt etwas nicht.« Griff betrachtete die schlafende Dienerin mit gerunzelter Stirn.
    »Dann ist sie ja im richtigen Haus gelandet«, antwortete Emily, während sie sich ein paar widerborstige rote Strähnen aus dem Gesicht strich. »Unter uns gibt es keinen Einzigen, mit dem alles in Ordnung wäre.« Sie überlegte. »Wahrscheinlich ist sie dir im letzten Moment ausgewichen und dabei mit dem Kopf auf den Boden geprallt. Hättest du sie voll getroffen, wäre sie schwerer verletzt.«
    Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ich habe sie ja angefahren, und genau das ist es, was nicht stimmt.« Schließlich war sie ihm praktisch vor das Velo gesprungen. Er schüttelte den Kopf und wusste nicht, ob er echte Erinnerungen oder Fantasien vor seinem geistigen Auge sah.
    Abgesehen davon, dass sie bewusstlos war und eine Stirnwunde hatte, vermochte er an dem Mädchen nichts Ungewöhnliches zu entdecken – rein gar nichts, wenn man von dem blauen Fleck im Gesicht absah, in dem sich mittlerweile der Abdruck eines Siegelrings abzeichnete.
    »Irgendjemand hat sie geschlagen«, befand Emily. »Wahrscheinlich hast du sie gerettet.«
    »Oder du hast den gerettet, der hinter ihr her war«, warf Sam ein, der in der Tür stand.
    Griff warf ihm einen kurzen Blick zu. Mit seinen breiten Schultern füllte der große Kerl den Türrahmen fast aus. Das lange schwarze Haar war noch feucht, doch er hatte sich inzwischen trockene Sachen angezogen. Aufmerksam beobachtete er Emily, zornig und bewundernd zugleich.
    Griffin schüttelte den Kopf. »Du hättest sie sehen sollen, Emmy. Sie ist so plötzlich aufgetaucht wie eine Gestalt aus diesen Romanen, die du immer liest.«
    Emily hatte die Behandlung inzwischen beendet und klemmte sich eine hellrote Strähne hinters Ohr. Dabei legte sie eine Reihe goldener Ringe frei, die fast ihre ganze Ohrmuschel schmückten. Mit dem Zerstäuber in der Hand richtete sie sich auf. »Willst du damit sagen, sie sei ein Ungeheuer, Griffin King?«
    Als er die scharfe Frage hörte, zog er eine Augenbraue hoch. »Das nicht, aber sie kann aus irgendeinem Spukhaus entflohen sein. Wie ich höre, passiert so etwas öfter, als man denkt.«
    Darüber konnte sie sogar lächeln. Emilys Vorliebe für Horrorgeschichten war kein Geheimnis, und da sie obendrein das einzige Mädchen im Haus war, musste sie sich eine Menge Sticheleien gefallen lassen. Jetzt allerdings war sie ja nicht mehr das einzige Mädchen. Außerdem gab es noch Tante Cor delia, die aber viel öfter unterwegs als daheim war. Wieder be trachtete Griffin die schlafende junge Dienerin. Sie war sicher nicht viel älter als die sechzehnjährige Emily. Dann winkte er den anderen, den Raum zu verlassen.
    Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Emily: »Was ist im Museum passiert?«
    Sam sah Griff fragend an, doch der zuckte mit den Schultern und gab seinem Freund so zu verstehen, dass es ihm egal war, wie viele Informationen preisgegeben wurden. Sam hing der etwas altmodischen Vorstellung an, Frauen müssten grund sätzlich gegen alle Widrigkeiten abgeschirmt werden. Einige der hinterhältigsten Menschen, denen Griff je begegnet war, waren allerdings Frauen gewesen, weshalb er die Sache etwas anders sah.
    Sam presste die Lippen zusammen. »Griff hat einen Tropfen Öl gefunden.«
    »Öl?« Emily runzelte die Stirn. »Was für eine Art Öl?«
    Sam schwieg, und Griffin sagte ihr, was Sam nicht aussprechen konnte: »Wir haben eine Probe genommen. Sie ist in deinem Labor, Emily …« Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durchs Haar. »Es sieht nach dem Schmiermittel aus, das für frei liegende Automatengelenke benutzt wird.«
    Überrascht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher