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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Autoren: Kady Cross
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Anlass zum Streit zu geben, den dieser suchte, wandte sich Griff an Emily, was den großen Burschen nur noch mehr verärgerte. Immerhin war Sam so klug, den Mund zu halten. Emily war die ganze Zeit ungewöhnlich still gewesen und hatte sich aufs Zuhören beschränkt. Wie er es erwartet hatte, schlug sie sich am Ende doch noch auf seine Seite und nickte ihm zu.
    »Hast du gesehen, wie sie durch den Park gerannt ist?«, fragte er Sam.
    Dieser starrte ihn finster an. »Nein. Ich habe sie erst bemerkt, als wir auf sie gestoßen sind.«
    »Genau.« Griffs Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Im einen Moment war alles in Ordnung, und im nächsten war sie schon vor uns. Ich habe eine Störung im Äther gespürt und im selben Moment habe ich sie angefahren. So schnell kann sich kein normaler Mensch bewegen.«
    »Was zum Teufel ist sie dann?«, fragte Sam aufgebracht und ballte die Fäuste.
    Griff zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber das sollten wir rasch herausfinden, nicht wahr?«
    »Das wird Cordelia nicht gefallen«, prophezeite Emily. Griffs Tante wollte übermorgen aus Yorkshire zurückkehren. Sie untersuchte dort gerade eigenartige Kreise, die in den Kornfeldern eines Bauern aufgetaucht waren.
    »Dies ist weder ihr Haus noch ihre Entscheidung«, erinnerte Griff sie.
    Ungerührt erwiderte Emily seinen Blick. Ihre Standhaftigkeit hatte er schon immer bewundert. »Aber du hast wohl Recht. Wenn sie wirklich eine von uns ist, dann müssen wir ihr helfen.«
    Emily sprach nicht oft darüber, dass sie irgendwie anders war. Soweit Griff es sagen konnte, besaß sie auch keine ungewöhnlichen Fähigkeiten, wenn man von ihrer geradezu unheimlichen Begabung für die Wissenschaft absah. Hatte sich auf einmal etwas verändert?
    Sam starrte erst sie und dann Griff düster an. »Ihr zwei seid viel zu vertrauensselig. Auch wenn sie uns ähnlich ist, ist sie damit noch lange kein guter Mensch. So wenig, wie aus den Ungeheuern plötzlich Toaster werden, nur weil sie aus Metall bestehen.«
    Griff hätte über diese absurde Bemerkung gelacht, wäre nicht in diesem Moment die Tür der Bibliothek aufgesprungen.
    Es war Mrs. Dodsworth, die Haushälterin. »Was ist los?«, fragte Griff und ging ihr mit gerunzelter Stirn einen Schritt entgegen.
    Die Frau war kreidebleich. Hatte sie etwa einer der wenigen Automatendiener angegriffen, die es noch im Haus gab? Nach Sams Erlebnis hatte Griff aus Rücksicht auf seinen Freund und um die Sicherheit aller Lebewesen zu gewährleisten, für die er verantwortlich war, viele Maschinen außer Betrieb genommen.
    »Es ist dieses Mädchen, das Sie mit nach Hause gebracht haben, Durchlaucht. Ich glaube, Sie sollten sofort mitkommen. Es ist, als hätte sie den Teufel im Leibe!«
    Griff lief auf der Stelle los, Emily und Sam folgten ihm die Treppe hinauf zu dem Zimmer, in dem sie das Mädchen vor gar nicht so langer Zeit schlafend zurückgelassen hatten. Aus der offenen Tür flog ihnen ein Mann entgegen, als wäre er eine weggeworfene Puppe. Sam fing ihn auf, bevor er gegen die Wand prallte.
    »Danke, Master Samuel«, sagte der Diener mit bebender Stimme, als Sam ihn wieder auf die Beine stellte. »Ich dachte, sie würde mich töten. Sie ist ein richtiger Dämon!«
    Sam presste die Lippen zusammen und wandte sich an Griff. »Ich hab’s dir ja gleich gesagt.«

Drei
    DREI
    G riff überhörte Sams Seitenhieb und wand te den anderen den Rücken zu. Was im Namen aller Heiligen hatte er sich nur ins Haus geholt? Wie konnte ein Mädchen einen erwachsenen Mann durch die Gegend werfen wie einen nassen Lappen?
    Es klang, als sei sie äußerst wütend. Zwar konnte er nicht je des Wort verstehen, doch was er aufschnappte, waren Schimpfworte, bei denen er überrascht die Augenbrauen hochzog.
    »Ich kenne Hafendirnen, die sich gewählter ausdrücken«, knurrte Sam.
    Griff bedachte ihn mit einem giftigen Blick und drehte sich wieder zu der offenen Tür um. Er fand das Vokabular keineswegs empörend, sondern eher überraschend. Sie hatte wie ein achtbares Mädchen ausgesehen. Die meisten anständigen Mädchen kannten jedoch nicht einmal die Hälfte der Wörter, die aus dem Zimmer drangen, und das machte ihn neugierig.
    Er holte tief Luft, betrat den Raum und war selbstbewusst genug, um sich nicht einmal zu vergewissern, ob seine Freunde ihm folgten. Aus reiner Gewohnheit rückte er seine Weste zurecht. Er hätte sich ein Jackett anziehen sollen, damit er eher wie ein feiner Herr wirkte, aber solche
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