Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
Vordertür, und gleich darauf rauschte Mrs. Dodsworth herein. Vier grobschlächtige Männer folgten ihr.
    »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen warten, Durchlaucht, aber sie haben sich geweigert!«
    Griffin stand gelassen auf. »Wer sind Sie, und was wollen Sie in meinem Haus?«
    Einer der Männer trat vor und tippte sich an den Hut. »Guten Morgen, Durchlaucht. Tut mir leid, dass wir so eindringen, aber meine Kollegen und ich wollen Jasper Rale verhaften und nach New York bringen.«
    »Was?« Griffin funkelte den Mann an. »Was wird ihm denn vorgeworfen?«
    »Mord«, entgegnete der Mann. Sein Blick wanderte von Griffin zu Jasper und wieder zurück. Er reichte Griffin ein zusammengefaltetes vergilbtes Blatt. »Wir wollen keinen Ärger machen.«
    Griffin entfaltete es. Es war ein Steckbrief, auf dem Jaspers Ebenbild zu erkennen war. Auf seine Ergreifung waren fünftausend Dollar ausgesetzt. Das Dokument wirkte durchaus amtlich.
    »Die amerikanischen Gesetze gelten hier nicht«, erklärte er dem Mann und drückte ihm den Zettel in die Hand. »Bitte gehen Sie jetzt.«
    Der Mann rückte seinen Waffengurt zurecht. »Ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Wir gehen nicht ohne Rale.«
    »O doch.« Finley stand auf, ebenso Sam und Emily.
    Der Mann lachte und zog seine Waffe. »Ich habe hier sechs Kugeln, die sagen, dass wir den Jungen mitnehmen und dass ihr keine Einwände habt.«
    Seit jener Nacht im Lagerhaus kam der Äther viel leichter zu Griffin. Er wusste noch nicht, ob das gut oder schlecht war. Die Kraft drohte ihn nicht mehr wie früher zu überwältigen, doch sie war immer da und wartete auf seinen Ruf. Jetzt wollte er sie wecken, um diesen unverschämten Tölpel umzuwerfen.
    »Ich gehe mit.«
    Alle drehten sich zu Jasper um, der aufstand und den Männern mit einer Miene entgegentrat, die Griffin nur als resigniert bezeichnen konnte. Genau darüber hatte Jasper offenbar mit ihm reden wollen. Er steckte in Schwierigkeiten, und Griffin war zu sehr mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen, um sich Zeit für ihn zu nehmen.
    »Griff, tu jetzt nichts Voreiliges.« Er ging den Amerikanern entgegen. »Ich gehe freiwillig mit, aber stecken Sie bitte die Waffe weg.«
    Der Mann zögerte, dann gab er nach. »Legt ihm die Handschellen an.«
    Griffin konnte nicht erlauben, dass sein Freund aus seinem Haus geführt wurde wie ein Verbrecher, doch Jasper gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass er sich heraushalten sollte. Auch Reue lag in seinen Augen. Statt seine Freunde in Gefahr zu bringen, ließ er sich von diesen Rüpeln nach Amerika verschleppen, wo er wegen Mordes – falls er überhaupt so lange lebte – vor Gericht gestellt werden sollte.
    Griffin schluckte schwer. Es kostete ihn viel Überwindung, die Männer nicht einfach hinauszuwerfen. Es war schwierig, dass Jasper auf einmal für sich selbst entschied. Auch die anderen wollten ihn aufhalten.
    Als die Männer Jasper in Eisen legten, meldete sich Finley als Erste zu Wort. »Das kannst du doch nicht zulassen!«, schrie sie Griffin an.
    Er erwiderte ihren Blick. »Es ist Jaspers Entscheidung, nicht die unsere.«
    Stimmen erhoben sich und widersprachen, doch schließlich war es Jasper, der den Lärm überbrüllte. »Hört auf!«
    Alle sahen ihn an.
    »Ihr wart wirklich gut zu mir – die besten Freunde, die ich je hatte, aber ich habe früher ziemlich üble Dinge getan, und jetzt muss ich dafür büßen.« Er wandte sich an Griffin. »Danke für alles. Lebt wohl.« Die letzten Worte richtete er an sie alle, auf Emily blieb sein Blick besonders lange haften.
    Ihr standen die Tränen in den Augen. Auch Finley war dem Weinen nahe, und selbst Cordelia wirkte traurig.
    Griff nickte. »Auf Wiedersehen, Jas.«
    Schweigend standen sie da, während die Männer Jasper in die Mitte nahmen und abführten. Erst als hinter ihnen die Tür zufiel, setzten alle Griffin zu, warum er nicht mehr getan habe und was sie jetzt unternehmen sollten. Sie konnten Jasper doch nicht einfach im Stich lassen.
    »Nein, das können wir nicht.« Griffins Antwort brachte sie zum Schweigen. »Und das werden wir auch nicht.« Er hob seine Kaffeetasse, trank aus, stellte sie ab und schritt durch den Raum.
    »Wohin willst du?«, fragte Sam. Nicht einmal er wollte Jasper seinem Schicksal überlassen – eine angenehme Überraschung.
    »Packen«, erwiderte Griffin. Er grinste Finley an, die ihn anstarrte, als hätte er den Verstand verloren. »Wie würde es dir gefallen, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher