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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
Autoren: Kady Cross
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noch mehr haben, was?« Felix grinste sie an. »Ich mag es, wenn sich meine Mädchen ein bisschen wehren.«
    Auch sie grinste jetzt, obwohl ihr das Blut über das Kinn lief. »Dann wirst du mich sogar lieben .« Die Stimme war noch die ihre, doch sie klang tiefer und kehliger als sonst. Es war eine gefährliche Stimme, die sogar Felix zögern ließ.
    Finley jedoch zögerte nicht. Sie drosch ihm die Faust gegen den Hals. Er taumelte zurück und riss erschrocken die Augen auf, während er würgte und japste.
    Sie wippte auf den Zehenspitzen und wartete darauf, dass er sich wieder fing. Eigentlich hätte sie weglaufen und sich verstecken müssen. Sie sollte vor Angst keuchen und in dem eng geschnürten Korsett an Atemnot leiden. Doch sie fürchtete sich vor niemandem mehr und sie würde nicht weglaufen. Sie würde kämpfen .
    Vorher aber kam das Vergnügen. Sie hatte den Rüpel nicht so fest geschlagen, wie sie es hätte tun können, denn sie wollte ihn in dem Glauben lassen, er könnte gewinnen.
    Als sich Felix weit genug erholt hatte, um sie wieder anzugehen, war sie längst bereit. Er holte aus, und sie tauchte ab und verpasste ihm einen Schlag in die Nierengegend. Als er sich krümmte, packte sie ihn an den Haaren und zog das Knie hoch. Leider dämpfte der Unterrock den Aufprall. Er schlug ihr in die Magengrube, worauf sie vorübergehend außer Atem war, und dann noch einmal ins Gesicht. Finley stürzte zu Boden und rollte sich gerade rechtzeitig ab, um einem Tritt mit dem Stiefel zu entgehen.
    Sie war noch nie geschlagen worden – oder jedenfalls nicht so. Noch nie hatte sie das Gefühl gehabt, jemand wolle sie töten, oder es sei ihm egal, wenn er es tat. Nach Luft schnappend lag sie auf den polierten Dielenbrettern und rollte sich ab, als er abermals zutrat. Sie bewegte sich schneller, als es eigentlich möglich war, und die Schmerzen von den Schlägen ließen bereits nach.
    Lord Felix bedachte sie mit den schrecklichsten Verwünschungen. Einige davon hatte sie noch nie gehört, doch sie klangen so böse und gemein, dass sie gewiss den allerschlimmsten Menschen vorbehalten waren. Allerdings empfand sie weder Schuldgefühle noch Angst, sondern wünschte sich nur, ihn noch viel fester zu schlagen.
    Sie richtete sich auf. Bauch und Gesicht taten ihr weh – allerdings nicht so sehr, wie es hätte der Fall sein sollen. Es tat nie so weh, wie es eigentlich müsste.
    Sie packte Lord Felix am Hemd, zog ihn energisch an sich und traf seinen Nasenrücken mit der Stirn. Es knackte, dann schrie er auf. Finley stieß ihn zurück und betrachtete zufrieden das Blut, das ihm über das Gesicht lief.
    Jetzt drehte er endgültig durch. Er hob eine Hand zur Nase, und als er das Blut an den Fingern sah, entstand tief in seiner Kehle ein Knurren. Sie hatte ihm das hübsche Gesicht verschandelt, und jetzt sollte sie dafür büßen. Sie lächelte. Nein, er würde versuchen, sie dafür büßen zu lassen.
    Wieder ging er auf sie los wie ein wütender Stier. Finley dachte nicht nach, sondern reagierte instinktiv und machte zwei rasche Schritte nach vorn. Sie stemmte den rechten Stiefel an die Wand, stieß sich nach oben ab, packte den gedrechselten Arm einer Wandleuchte und zog das linke Bein nach vorn.
    Der Tritt traf ihn mitten ins Gesicht.
    Er kippte um wie eine Milchflasche, die jemand von der Treppe geworfen hat, und prallte mit einem satten Knall auf den Boden, wo er reglos liegen blieb. Auf seiner Stirn zeichnete sich der Umriss ihres Stiefelabsatzes ab.
    Sie sprang herunter und beugte sich mit einem Siegesgefühl und sehr zufrieden über ihn. Fast hätte sie vor Freude getanzt. Lord Felix hatte versprochen, ihr eine Lektion zu erteilen, und nun war es an ihm, etwas zu lernen. In Zukunft würde er es sich zweimal überlegen, ehe er sich wieder an einem Mädchen vergriff.
    Allerdings war Finleys Zufriedenheit mehr als kurzlebig. Genauer gesagt, war es damit vorbei, als sie Lord Felix ins Gesicht blickte. Er war viel zu still und bleich. Wenn er nun tot war? Die Kampfeslust verließ sie auf der Stelle, und plötzlich zitterte sie vor Kälte.
    »Was habe ich nur getan?«, flüsterte sie.
    Was du tun musstest.
    Sie tastete am Hals nach seinem Puls und war zutiefst erleichtert, als sie ihn fand. Wenigstens würde man sie nicht hängen. Doch sie hatte den Sohn eines Peers des Empire angegriffen, und das würde Konsequenzen nach sich ziehen.
    Drei Arbeitsplätze in drei Monaten, und jedes Mal war es so verlaufen wie hier, auch wenn
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