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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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in Griffins Haus aufgegriffen, ihn des Mordes bezichtigt und verschleppt. Die anderen hätten sofort die Verfolgung aufgenommen, wenn sie es gekonnt hätten, doch obwohl Griffin nun ein eigenes Luftschiff besaß, hatten sie noch fast einen vollen Tag benötigt, um alle Vorbereitungen zu treffen.
    »Hast du wieder Zitronen gegessen, Sam?«, fragte Finley, als die anderen zu ihnen traten.
    Der große Kerl zog eine dunkle Augenbraue hoch, sagte aber nichts dazu. Seit sie ihm das Leben gerettet hatte – und nachdem er versucht hatte, sie zu töten –, ging er beinahe freundlich mit ihr um, was es ihr natürlich viel schwerer machte, ihn mit Sticheleien zu ärgern.
    »Wir wollten die Landung beobachten«, sagte Emily mit ihrem irischen Akzent. »Außerdem haben wir gehört, dass sich ein paar Idioten draußen auf den Bug gesetzt haben. Habt ihr sie gesehen?« Sie lächelte ironisch.
    Finley und Griff lachten gleichzeitig auf, worauf sich die Falten auf Sams Stirn vertieften. »Das waren wirklich Idioten«, bemerkte er trocken.
    Emily verdrehte die Augen und drehte sich zum Fenster um. »Oh, die Freiheitsstatue! Ist sie nicht großartig?«
    Ihre Begeisterung war ansteckend, und schließlich standen alle vier an der Scheibe und blickten hinaus, während die Helena an der Statue vorbeiglitt. Sie war wirklich riesig und wunderschön. Bald würden sie den Landeplatz im Central Park ansteuern und auf der Insel Manhattan von Bord gehen. Von dort aus würden sie ins Hotel fahren, und morgen früh wollten sie dann die Suche nach Jasper aufnehmen. Das sollte doch eigentlich nicht schwierig sein, da man ihn eigens hergebracht hatte, um ihn eines Verbrechens anzuklagen.
    Finley vermochte sich nicht vorzustellen, dass Jasper kaltblütig jemanden getötet hatte. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Griffin war überzeugt, dass er die Angelegenheit bereinigen konnte, aber dies hier war nicht England, und die Amerikaner ließen sich von seinem Titel und Vermögen sicher nicht beeindrucken. Zwar besaß jeder von ihnen einzigartige Fähigkeiten – Entwicklungen, wie Emily sie nannte –, aber sie standen nicht außerhalb des Gesetzes.
    Doch was wäre, wenn sie Jasper nun doch nicht retten konnten?
    Wenn man sich mit Gefängnissen auskannte, war dieses hier eigentlich gar nicht so übel. Jasper hatte jedenfalls schon schlimmere gesehen und in schlimmeren gesessen.
    Das Gitter vor dem Fenster war von der Sorte, die vor allem dazu diente, Menschen draußen und nicht etwa drinnen zu halten. Das monströse alte Himmelbett war bequem, und das Zim mer war groß genug, um ein wenig herumlaufen zu können.
    Dalton – der Mann, in dessen Haus er jetzt als »Gast« logierte – war ein alter Bekannter. Jasper hatte sich vor fast zwei Jahren mit dessen Bande überworfen. Damals war er jung und unerfahren gewesen und hatte viel zu wenig Umsicht besessen. Dalton war zwei Jahre älter und hatte den üblichen Unfug über das schöne Leben des Gesetzlosen von sich gegeben, und das alles hatte in den Ohren eines armen Jungen einfach wundervoll geklungen.
    Sofern das Haus als Hinweis dienen durfte, hatte sich Dalton gut gemacht. Es war schön – viel schöner als alles, was Jasper in seiner Zeit bei der Bande gesehen hatte. Hielt sich Dalton inzwischen für eine Art Gentleman? Suchte er gar die Gesellschaft der Menschen, die er bestahl? Hier in der Bowery war Dalton nahe genug am Verbrecherviertel Five Points, um den Kontakt zur kriminellen Unterwelt zu halten, andererseits aber gerade weit genug entfernt, um nicht in Verruf zu geraten.
    Dabei genoss Dalton keineswegs einen guten Ruf, und inzwischen war Jasper auch vollkommen klar, wie sein ehemaliger Boss darüber dachte, dass er weggelaufen war. Die Prellungen, die Jaspers Körper von der Hüfte bis zum Gesicht überzogen, sprachen eine deutliche Sprache. Auf der linken Seite hatte er den perfekten Abdruck einer Stiefelsohle, der vermutlich von Little Hank stammte. Er war der einzige Halunke in Daltons Bande, der so große Füße hatte.
    Hätte er ein wenig von Emilys Salbe gehabt, dann hätte er sich damit behandeln können, aber er hatte keines ihrer »Biesterchen« dabei und musste warten, bis die Verletzungen auf natürliche Weise abheilten.
    Seit die Männer ihn mit Gewalt aus Griffins Haus geholt und behauptet hatten, sie wollten ihn wegen einer Mord anklage nach Amerika bringen, hatte er oft an seine neuen Freunde gedacht.
    Jasper war freiwillig mitgegangen und gern bereit gewesen, sich
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