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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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gelegentlich in Tagträumen zu verlieren. Er gab ihr das Gefühl, sie könne alles erreichen, was sie sich vornahm. Welches Mädchen hätte sich da nicht ein wenig verknallt?
    »Willst du wirklich wissen, wie es ist zu fliegen?«, fragte er sie.
    Finley drehte den Kopf zu ihm. Um es vorsichtig auszudrücken, saßen sie an einer sehr gefährlichen Stelle. Eine falsche Bewegung, und sie konnten leicht in den Tod stürzen. Einerseits hatte sie Angst vor dem Gedanken, andererseits fand sie die Gefahr erregend. In letzter Zeit hatte sie versucht, die beiden sehr unterschiedlichen Seiten, die sie in sich trug, miteinander zu versöhnen, und dank Griffins Hilfe hatte sie dabei große Fortschritte gemacht. Nun war es an ihr herauszufinden, was für ein Mädchen sie eigentlich war. Gehörte sie zu denen, die wissen wollten, wie es sich anfühlte zu fliegen?
    »Ich …«
    »He!«, rief eine fremde Stimme hinter ihnen. »Was haben Sie da draußen zu suchen? Da dürfen Sie nicht hin!«
    »Erwischt«, sagte Griffin bedauernd. »Lass uns reingehen, ehe Emily und Sam uns vermissen.«
    Finley wartete, bis er auf dem polierten Holz nach hinten gerutscht war. Griffin erwartete sie auf dem schmalen Deck und bot ihr eine Hand, als sie aufstand und durch das Fenster nach drinnen kletterte. Anschließend stieg er selbst hinein.
    Auf dem glänzenden Holz der Aussichtsplattform stand ein uniformierter Mann mit finsterer Miene. Er funkelte erst Finley an, dann wandte er sich an den jungen Adligen, der groß und schlank in seinem dunkelgrauen Anzug abwartete, das rotbraune Haar vom Wind zerzaust. Griffin lächelte amüsiert, als er die graublauen Augen auf den Offizier richtete. Der Mann erbleichte.
    »Durchlaucht.« Seine Stimme war heiser vor Verlegenheit.
    Griffins Grinsen wurde noch breiter. »Ich muss mich entschuldigen, guter Mann. Sie haben völlig recht damit, uns auszuschimpfen. Wir werden Ihnen keinen Ärger mehr machen.« Er wandte sich wieder an Finley. »Willst du die Landung beobachten?«
    Er bot ihr den Arm an, und sie hakte sich ein und ließ sich zum großen Glasfenster neben jenem führen, durch das sie gerade hereingeklettert waren. Erstaunlich, dass ihm dies alles gehörte.
    »Wenn du kein Herzog wärst und dies kein privates Luftschiff wäre, dann stünde uns womöglich tatsächlich eine Menge Ärger bevor.«
    Griffin schnaubte empört. »Wenn ich kein Herzog wäre und kein privates Luftschiff hätte, dann hätten wir die Überfahrt gar nicht bezahlen können. Ehrlich, was die für einen Transatlantik flug mit diesen Apparaten berechnen, grenzt an Wegelagererei.«
    »Also hast du beschlossen, es sei günstiger, dir gleich ein eigenes Luftschiff zu kaufen?«
    Sie bemühte sich, ernst dreinzuschauen, konnte aber nicht ganz verhehlen, wie amüsiert sie war.
    Er zuckte mit den Achseln, doch auch er musste lächeln. »Sie haben mir einen guten Preis gemacht. Außerdem war es die einzige Möglichkeit, Sam zum Mitfliegen zu bewegen. Er lässt vor jedem Start Emily die Maschinen überprüfen.«
    »Sam ist ein Kindskopf«, bemerkte sie, doch obwohl es ihrer Ansicht nach tatsächlich zutraf, meinte sie es nicht beleidigend. Oder jedenfalls nicht sehr. Sam Morgan war Griffins bester Freund. Auch er war zum Teil eine Maschine und obendrein launisch und der größte Rüpel, dem sie je begegnet war. Trotz seiner ruppigen Art konnte man jedoch gar nicht anders, als ihn früher oder später ins Herz zu schließen.
    Es gefiel ihr, dass er sich vor dem Fliegen fürchtete. Er war noch schwerer zu besiegen als sie selbst, und sie hatte vor kaum etwas Angst.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Griffin und blickte über ihren Kopf hinweg.
    Als sich Finley umdrehte, kamen Sam und Emily gerade herein. Sie hatten sich bereits für das Abendessen umgezogen. Sam fühlte sich in der vornehmen schwarzen und weißen Abendgarderobe sichtlich unwohl, machte aber mit dem langen dunklen Haar, das er zurückgekämmt hatte, einen durchaus passablen Eindruck. Gegen das ewige Stirnrunzeln konnte man freilich nicht viel tun.
    Emily dagegen war eine wahre Augenweide. Sie hatte das kupferfarbene Haar am Hinterkopf zu einem lockeren Knoten gebunden, und im Kontrast zu ihrem kastanienbraunen Kleid funkelten die grünen Augen strahlend hell. Die vier jungen Menschen wirkten eher, als wollten sie einen Ball besuchen und seien nicht etwa einem des Mordes verdächtigen Mann in ein fremdes Land gefolgt.
    Fünf Tage zuvor hatten einige Kopfgeldjäger Jasper Rale
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