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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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fühlten sich kühl an.
    Er bot seine ganze Willenskraft auf, umfasste ihre Hand und zog sie weg. »Du bist mir wichtig, Fin. Viel wichtiger, als ich es vielleicht zugeben sollte, aber ich werde dich nicht teilen oder um deine Zuneigung kämpfen.« Dann – er konnte nicht anders – küsste er sie auf die Finger.
    »Gute Nacht, Finley.« Damit öffnete er die Tür und ging hinaus. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, kämpfte er seine Enttäuschung nieder. Sie hatte ihn nicht aufgehalten.
    Es war gut, dass Daltons Leute ihm die Waffen abgenommen hatten, denn Jasper war so wütend, dass er der Ratte ohne Zögern eine Kugel zwischen die Augen gejagt hätte. Wütend und hilflos.
    Als er Stunden später allein am Fenster seiner Gefängniszelle stand, war er immer noch wütend. Es war schon nach Mitternacht, aber wenn er ins Bett gegangen wäre, hätte er doch nur die Decke angestarrt.
    Warum hatte sein ehemaliger Freund unter all den Geheimnissen und Waffen, die er hätte nutzen können, ausgerechnet Mei ausgewählt? Im Grunde lag es doch ganz nahe. Dalton wusste genau, dass Mei das beste Druckmittel war, das er überhaupt gegen Jasper einsetzen konnte. Ihre Anwesenheit sorgte dafür, dass Jasper keinen Fluchtversuch unternehmen würde.
    Er presste die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und atmete tief durch die Nase ein und aus, doch das dämpfte seinen Zorn nicht. Er hatte Mei nicht mehr gesehen, seit er ein Jahr zuvor San Francisco verlassen hatte. Er war weggegangen, um sie zu schützen, und hatte Daltons verdammten Apparat versteckt, um selbst am Leben zu bleiben und zugleich dafür zu sorgen, dass Dalton nicht noch gemeiner und bösartiger wurde.
    Er hätte sie nicht allein lassen dürfen.
    Hätte er eingelenkt und Dalton vor der Flucht nach England das Gerät überlassen, dann wäre er nicht in dieses Durcheinander geraten, und Mei wäre nach wie vor in Sicherheit. Er hätte sie mitnehmen sollen. Aber sie hatte nicht weggehen wollen.
    Wenn er sich vorstellte, was ihr alles geschehen konnte, solange sie sich in Daltons Gewalt befand …
    Als er einen Schlüssel im Schloss kratzen hörte, hob er den Kopf. Während er sich umdrehte, ging die Tür langsam und knarrend auf.
    Er hatte damit gerechnet, wieder Little Hank zu sehen, der die Fäuste ballte, um ihm eine weitere Abreibung zu verpassen, doch der Mensch, der hereinkam, war zwei Köpfe kleiner als der Gangster.
    »Mei.« Zu sagen, er sei überrascht, sie zu sehen, wäre eine starke Untertreibung gewesen. »Wie … was machst du denn hier?«
    Sie legte einen Finger auf die Lippen und gebot ihm Schweigen, während sie die Tür hinter sich schloss. Sie war noch so gekleidet wie vorher. Die westliche Kleidung passte nicht recht zu ihr, auch wenn der Stoff aus China stammte. Er war daran gewöhnt, sie in traditioneller Bekleidung zu sehen. Als die Tür geschlossen war, sperrte sie zusätzlich von innen ab. Anmutig kam sie auf ihn zu, ihr Haar glänzte im Schein der Lampe. »Ich musste dich unbedingt sehen«, erklärte sie.
    »Wie konntest du aus deinem Zimmer entkommen und dir meinen Schlüssel besorgen?«
    »Dein Schüssel hängt vor der Tür an einem Haken.« Dann hob sie die zierlichen Hände zum Kragen, ohne ihn zu berühren. »Das ist mein Gefängnis. Im Haus kann ich mich frei bewegen, aber wenn ich weggehen will, zieht er sich zusammen.«
    Jasper wollte das Ding untersuchen. »Kannst du ihn nicht einfach abnehmen?«
    Sie wich zurück und mied die Berührung. »Nicht. Wenn sich jemand anders daran zu schaffen macht, löst er ebenfalls aus. Er würgt mich, und du musst Dalton rufen. Er soll aber nicht erfahren, dass ich hier bin.«
    Dieser verdammte Dalton. Jasper biss die Zähne zusammen. »Wie lange hält er dich schon gefangen?«
    »Erst seit ein paar Monaten. Er hat mich in Chinatown gefunden. Ich war ins Haus zurückgekehrt.«
    Mit dem Haus meinte sie Miss Camerons Einrichtung. Donaldina Cameron half seit mehr als zwanzig Jahren Mädchen und Frauen, die aus China herübergekommen waren. Viele von ihnen waren illegal eingewandert, wurden als Sklavinnen verkauft oder mussten als Prostituierte arbeiten. Jasper hatte Miss Cameron geholfen, einige Mädchen zu retten und zu beschützen. So hatte er auch Mei kennengelernt. Er hatte sie davor bewahrt, an einen Geschäftsmann verkauft zu werden.
    Den Geschäftsmann, für dessen Tod er sich verantworten sollte.
    Dalton hatte es nicht gefallen, dass Jasper dem Haus geholfen hatte. Er war vielmehr der Ansicht,
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