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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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Jasper solle mit Meis Hilfe einige Mädchen dazu überreden, für Dalton zu arbeiten, damit dieser sich »neue Geschäftsfelder« erschließen konnte. Jasper hatte keine Probleme damit, reichen Leuten etwas Kleingeld aus der Tasche zu ziehen – schließlich musste auch er von irgendetwas leben –, aber die Grenze zog er dort, wo er von dem Leid anderer profitiert hätte.
    »Hat er sich wirklich an Miss Donaldina gewandt?« Das war selbst für Daltons Begriffe ausgesprochen dreist.
    Mei schüttelte den Kopf, das glatte Haar rutschte über die Schultern. »Ich wollte ein Mädchen retten, und dabei hat er mich gefunden.«
    Jasper knirschte mit den Zähnen. »Hat er dir etwas angetan?« Wenn es sein musste, würde er Dalton mit bloßen Händen umbringen.
    Mei sah ihn mit großen dunklen Augen an. »Nein, dafür … dafür wollte er mich nicht. Er hat mich nur geschnappt, weil er wusste, dass er dich damit unter Druck setzen konnte.«
    Diese Annahme war natürlich absolut richtig.
    »Er hat dir den Kragen angelegt, damit wir nicht aus der Reihe tanzen.«
    »Ja.« Sie nickte. »Es ist schön, dich zu sehen, Jasper.«
    Trotz aller Frustration und Wut musste Jasper lächeln. »Ich freue mich auch.«
    Sie warf ihm einen schüchternen Blick zu und wandte sich ab. Verlegen ließ sie die Finger über seinen alten, verbeulten Hut wandern, der auf der Kommode lag. Die Briten nannten so etwas Cowboyhut, aber er hatte in seinem ganzen Leben noch nicht mit Vieh gearbeitet. Nur einmal hatte er in einem Viehwaggon geschlafen. Die Tiere stanken sogar noch schlimmer als nasse Hunde.
    »Hast du mich denn überhaupt vermisst?«, fragte sie.
    »Aber natürlich«, entgegnete er empört. Auf solche Fragen antwortete ein Mann nicht gern. »Und du?«
    Mei warf ihm einen zufriedenen Blick zu, ehe sie zum Bett ging und sich an einen der hohen Pfosten lehnte. »Ich wusste, dass du fragen würdest.«
    »Du hast zuerst gefragt«, erinnerte er sie achselzuckend. »Und ich dachte, wenn ich ehrlich bin, könntest du es vielleicht auch sein.«
    »Bist du immer noch so empfindlich, wenn es um deine Gefühle geht? Ja, ich habe dich vermisst. Ich habe dich sehr vermisst, Jasper Rale. Du hast mich allein gelassen.«
    Das klang ein wenig vorwurfsvoll. Er richtete sich auf. »Ich bin gegangen, damit die Polizei denkt, ich sei schuldig. Ich wollte dich damit beschützen.«
    »Und jetzt sind wir hier.« Sie deutete auf den mechanischen Kragen. »Vielleicht hättest du mich besser beschützen können, wenn du geblieben wärst.«
    Ihr Akzent wurde stärker. So war es immer, wenn sie gereizt war. Irgendwann wurde ihr Englisch so schlecht, dass er nicht einmal mehr die Hälfte von dem verstand, was sie sagte.
    »Mei, wir wissen beide, dass sie mich wegen Mordes gehängt hätten, wenn ich geblieben wäre. Wolltest du das?«
    »Natürlich nicht!« Sie funkelte ihn an. »Wie kannst du nur so etwas sagen?«
    »Du bist wütend auf mich, weil ich dich beschützt habe.« Er beherrschte sich und hob nicht die Stimme, sosehr ihm auch danach war.
    »Leider hat es nichts gebracht.« Hilflos hob sie die Arme. »Schau nur, was dabei herausgekommen ist.«
    Jasper atmete tief durch. Mei war nicht auf ihn wütend, sondern auf Dalton – und auf sich selbst. »Ich werde uns aus diesem Schlamassel befreien. Das verspreche ich dir.«
    Das schien sie ehrlich zu überraschen. »Uns?« Sie entfernte sich vom Bett und ging wieder zur Kommode. »Willst du Dalton das Gerät geben?«
    Jasper betrachtete sein Ebenbild im Spiegel. Die braunen Haare standen in allen Richtungen ab. Er fuhr mit den Fingern durch das Gestrüpp, machte es aber nur noch schlimmer. »Ja, ich werde es ihm holen. Mir bleibt doch nichts anderes übrig.«
    Sie heftete den Blick auf den Hut statt auf ihn. »Du könntest zu fliehen versuchen. Einfach weglaufen.«
    »Und dich bei ihm zurücklassen?« Er schnaufte zornig. »Blümchen, du solltest mich besser kennen.«
    Als er den alten Kosenamen benutzte, stieg ihr die Röte ins Gesicht.
    »Du bist mir nichts schuldig, Jasper. Ich will nicht, dass dein Leben von mir abhängt.«
    »Das ist dumm, denn nun hängt deines von mir ab.«
    Sie presste die Lippen zusammen, schnappte sich den Wasserkrug von der Kommode und warf damit nach ihm. Auf einmal wurde die ganze Welt langsamer, als Jasper danach griff und ihn mühelos auffing.
    Ihre finstere Miene verschwand, sie wirkte jetzt erschrocken. »Du bist noch schneller geworden.«
    »Und du bist verrückter denn je«, antwortete
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