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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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er grinsend. »Komm her.«
    Er stellte den Krug weg und erwartete sie mit ausgebreiteten Armen. Sie kam zu ihm und umarmte ihn innig.
    »Können wir das wirklich tun?«, fragte er leise. »Dieser Kragen …«
    Mei schüttelte den Kopf. »Solange du ihn in Ruhe lässt, passiert nichts. Mich darfst du berühren.«
    Jasper zog sie an sich und legte die Wange auf ihren Kopf.
    »Ich kann nicht zulassen, dass du dich meinetwegen in Gefahr begibst«, flüsterte sie an seiner Schulter. »Ich kann dir bei der Flucht helfen. Heute Nacht.«
    Er schüttelte den Kopf und drückte sie. Die alten Gefühle erwachten mit einer Heftigkeit, dass ihm die Knie weich wurden. Er hatte sie geliebt, und seine Liebe war nie gestorben.
    »Red nicht so einen Unfug«, antwortete er. »Ich lasse dich nicht hier. Ich bringe das in Ordnung, vertrau mir.«
    Mei hob den Kopf, und nun blickte Jasper ihr direkt in die dunkelbraunen, fast schwarzen Augen. Er hatte das Gefühl, er könnte in ihnen ertrinken. Dann senkte er den Kopf, und als er sie küsste, gab es nur noch sie und ihn auf der Welt. Es war, als hätte er nie Lebewohl gesagt und als hätte nie ein Mord einen Keil zwischen sie getrieben.
    Das Gebäude, das man »die Gruft« nannte, hätte imposant sein können, wäre es nicht so schmierig gewesen. Es war dem griechischen Stil nachempfunden und vorne mit dicken Säulen geschmückt, zwischen denen eine flache Treppe zum Eingang hinaufführte. Der Zweck des Gebäudes zeigte sich im traurigen Zustand der Steine und in den vielen Verbrechern, die in ihm lebten.
    »Glaubst du wirklich, dass Rale hier ist?«, fragte Sam, der links neben Griffin stand.
    Griffin warf seinem Freund, der eine Handbreit größer und erheblich breiter war als er selbst, einen fragenden Blick zu. »Wir sind nur wenige Tage nach ihm eingetroffen, und genau hier sollte er sein.«
    Sam zuckte mit den Achseln. »Falls sie ihn nicht schon aufgehängt haben.«
    »Eloquent und prägnant wie immer.« Griff schnitt eine Grimasse.
    »Was?« Sam spielte das Unschuldslamm. »Nicht dass ich es Rale wünsche, aber wenn er ein Mörder ist, dann besteht doch die Möglichkeit, dass sie ihn schon hingerichtet haben.«
    »Wir wollen hoffen, dass die amerikanische Justiz ebenso langsam arbeitet wie unsere und dass wir Jasper lebendig im Gefängnis vorfinden.«
    Sam schob die Hände in die Manteltaschen, als sie die ausgetretenen Stufen hinaufstiegen. »Ich verstehe immer noch nicht, was du hier erreichen willst. Sie werden ihn uns doch nicht einfach übergeben, nur weil Euer Gnaden es nicht mag, wenn sich andere Leute in das einmischen, was du als deine Angelegenheiten betrachtest.«
    »Ich will ihn nur sehen«, erwiderte Griffin. Er öffnete die Tür. »Ich will seine Version der Geschichte hören.« Auf den Rest der Bemerkung ging er nicht ein – teilweise, weil Sam nicht wusste, was er da redete, und teilweise, weil der Lümmel sogar recht hatte. Jasper war sein Freund, und irgendjemand hatte ihn geschnappt. Das mochte der junge Herzog überhaupt nicht.
    »Es könnte allerdings sein, dass dir nicht gefällt, was er dir sagt.« Es klang keineswegs vorwurfsvoll, sondern eher warnend.
    Griffin nickte und reckte das Kinn. »Das ist mir klar.« Genau deshalb wollte er seinen Freund aufsuchen. Er musste die Wahrheit erfahren und sich entscheiden, ob er eines Abends zurückkehren und ein Loch in das Gebäude brechen würde, um Jasper zu befreien. Seit der Schlacht gegen den Maschinisten war er sicher, dass er dazu imstande war. Allerdings nur, wenn er Jasper für unschuldig hielt.
    Er hatte keine Zweifel daran, dass seine Freunde ihm helfen würden. Das galt auch für Finley, die er seit dem Fiasko in ihrem Zimmer am vergangenen Abend nicht mehr gesehen hatte. Wahrscheinlich sollte er sich für sein Verhalten entschuldigen, aber eigentlich tat es ihm gar nicht leid. Er ärgerte sich nur, dass er die dummen Blumen überhaupt bemerkt hatte. Das war jetzt aber nicht wichtig. Er schob jeden Gedanken an Finley beiseite und konzentrierte sich auf das Naheliegende: Jasper.
    Das Innere des Gefängnisses war mindestens so unfreundlich wie das Äußere, wenn nicht noch schlimmer. Es stand zu bezweifeln, dass er hier mit seinem Adelstitel irgendjemanden beeindrucken konnte. Die Insassen trugen Ketten oder waren so eng gefesselt, dass sie Arme und Beine kaum bewegen konnten. Wärter führten die Besucher hinein. Sie wurden von Automaten begleitet, die mit ihren Kräften Unterstützung leisten konnten. Sam,
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