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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz
Autoren: Kady Cross
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verdienen, eilte herbei, um ihnen das Gepäck und die Habseligkeiten abzunehmen. Lächelnd bemerkte Griffin, dass niemand Emily anbot, sich um die Katze zu kümmern. Immerhin war das mechanische Tier so groß wie ein Panther. Alle keuchten erschrocken, als die Maschine in Gang kam und sich rührte. Sie streckte sich wie ihr lebendes Vorbild und bohrte die scharfen Krallen in den Gehweg. Die Gelenke waren gut geölt und bewegten sich lautlos.
    »Keine Sorge, meine Herren«, zwitscherte Emily. »Es besteht keinerlei Gefahr.«
    Das würde sich allerdings schlagartig ändern, falls jemand versuchte, Emily etwas anzutun. Außerdem hatte sie Sam, der sie beschützen konnte, und auch Griffin würde ihr jederzeit beispringen.
    Sie betraten die Lobby, die ebenso vornehm war wie das Äußere des Gebäudes. Griffin sprach mit dem Empfangschef, der sichtlich beeindruckt zur Kenntnis nahm, dass er einen Herzog als seinen Gast betrachten durfte. Auch wenn sich Amerika schon vor mehr als einem Jahrhundert von England losgesagt hatte – ein Adelstitel und ein großes Vermögen erregten immer noch Aufsehen. Der Mann übergab ihm die Schlüssel für vier Zimmer. Natürlich wäre es günstiger gewesen, sich eine Suite zu teilen, aber in London hatte jeder ein eigenes Zimmer bewohnt, und es schien nur richtig, dass sie es hier genauso hielten. Außerdem bekamen sie so die Möglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen, wenn sie es für nötig hielten.
    Sie mussten mit zwei Aufzügen hinauffahren – in einem befanden sich der Fahrstuhlführer, die vier Gäste und Emilys Katze, im anderen ihr Gepäck. In der engen Kabine und dicht umringt von seinen Freunden bekam Griffin das Gefühl, jemand hätte sich auf seine Brust gesetzt. Er ballte die Hände zu Fäusten, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen, bezwang sich und blieb ruhig. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihr Stockwerk erreichten.
    Eine weiche Hand suchte die seine und lockerte sie, um die Finger mit seinen zu verschränken. Er senkte den Kopf und blickte in ein Augenpaar, das die Farbe von flüssigem Honig hatte und von dicken dunklen Wimpern eingerahmt wurde.
    Finley.
    Auf einmal war er aus einem ganz anderen Grund atemlos. Sie lächelte, sagte aber nichts, sondern stand einfach nur bei ihm und hielt seine Hand, während sie langsam nach oben fuhren. Gern hätte Griffin die freie Hand gehoben und die schwarzen Strähnen in ihrem blonden Haar gestreichelt. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie an sich ziehen, den Kopf senken und …
    Die Glocke läutete. Sie hatten ihre Etage erreicht.
    Gerade noch rechtzeitig, weil er sich tatsächlich schon zu ihr vorgebeugt hatte.
    Der Liftboy öffnete ihnen die Schiebetür und wünschte ihnen eine gute Nacht. Griffin bedachte ihn mit einem Trinkgeld, worauf der Mann grinsend den Hut lupfte.
    Nachdem sie die Schlüssel verteilt hatten, ging jeder auf sein Zimmer und nahm sein Gepäck in Empfang. Griffin pellte weitere Geldscheine aus dem Bündel und drückte sie den eifrigen Helfern, die ihr Gepäck geschleppt hatten, in die Hände.
    Sein Zimmer war so geräumig und luxuriös, wie er es erwartet hatte. Ein dicker Teppich bedeckte den Boden, und ein großes, gemütliches Bett wartete auf ihn. Die Fenster, die einen wundervollen Ausblick über die 5th Avenue boten, konnten mit schweren Vorhängen verdeckt werden. Er trat an eines der Fenster und blickte hinaus. New York sah aus, als hätte jemand die Sterne eingefangen und in die Erde gepflanzt.
    Es war schon spät, und er wollte früh aufstehen, um das Gefängnis aufzusuchen und mit Jasper selbst oder wenigstens mit irgendjemandem über Jasper zu reden. Er wollte alles tun, was in seinen Kräften stand, um dem Freund zu helfen, und wenn es sein musste, würde er sogar dessen Freiheit mit Geld erkaufen. Keinesfalls sollte Jasper für ein Verbrechen gehenkt werden, das er nach Griffins Ansicht ganz gewiss nicht begangen haben konnte.
    Die Grübelei hielt ihn wach, und statt sich auszuziehen und zu schlafen, stand er länger am Fenster, als es angebracht gewesen wäre. Schließlich gewann die Rastlosigkeit die Oberhand, und er machte auf dem Absatz kehrt. Das Auspacken konnte warten.
    Griffin schloss die Tür hinter sich und ging rasch über den Flur, um gegenüber anzuklopfen. Während er wartete, fuhr er sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. Dann hörte er den Riegel klicken, und die schwere Holztür ging auf.
    »Du hättest fragen sollen, wer vor der Tür steht«, sagte
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