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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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Kaliber, ich weiß nicht, die kannst du in München aufstellen und dem Papst die Kuppel vom Petersdom ballern. Und niemand weiß von wo aus geschossen wurde.« Es war die plausibelste Version, jene, die am wahrscheinlichsten war. Doch ob sie auch der Wahrheit entsprach, das konnte er nicht wissen. Runari sprach die Ungewissheit aus.
    »Oder man schleppt diesen schwimmenden Ponton an jede x-beliebige Stelle, die man zu Wasser erreichen kann - und dann ballert man irgendetwas anderes über den Haufen. Etwas in der Nähe der Pyramiden, vielleicht?« Zugegeben, es wäre möglich, es würde Zeit, Logistik und … Robert kam eine Ziffer in die Quere.
    »Egal an welchen Ort des Meeres diese … schwimmende Kanone geschleppt werden würde, du kannst niemals geradeaus zielen, weil der Seegang das verhindert. Selbst ein Krebs mit Schluckauf, der vorbeipaddelt, würde jede Berechnung zunichte machen.« ›Tataaaa! Gerettet.‹
    »Es sei denn, jemand hätte einen Zauberer gefunden, der die Wellen genau daran hindert.«
    ›Treffer!‹ Robert stand da und fieberte fast. Nein, denn da war immer noch der Wind, und viel bedeutender, die Corioliskraft. In der Zeit, die die Kugel unterwegs war, war ihr Zielpunkt längst nicht mehr an dem Ort, wo er noch Sekunden vorher gewesen war, weil sich drehende Bezugsystem (Erde) unter dem fliegenden Körper (Geschoss) weiterbewegt Eine solch lange Flugbahn zu berechnen, die ihre tödliche Fracht ins richtige Ziel bringen konnte, war schlicht unmöglich. Es sei denn … es sei denn, jemand hatte diese beiden Dinge miteinander verbunden. Wie die Reifen des LKWs, die Kugel würde ihren Weg finden! Robert wurde schlagartig übel. ›Wie schnell rotierte die Erde um sich selbst? Mit 2735 km/h. Richtung Osten.‹
    Dann kam es ihm in den Sinn.
    ›Verrat! Oh, verdammt!‹
    »Wir sollten gehen.« Seine Stimme war eiskalt. Runari blickte ihn verstört an. Sie kannte ihn gut genug, um nicht auf eine Antwort zu beharren.
    Sie waren eben erst bis auf die zweite Ebene gekommen, als der Alarm losging.
     
    Ein durchdringender Ton schrillte durch die Halle. Das zuvor bläulich unstete Licht verfärbte sich zu einem grellen Orange, das selbst durch das Tarntuch gleißte. Sie glitten die Stufen hinunter, so schnell, wie es ging. Auf der untersten Ebene hob Robert die Plane an, Runari, schon bis zu den Zähnen mit Messern bewaffnet, schlüpfte hindurch. Robert sah sich ein letztes Mal die Kanone an. Sie war wunderschön, und doch auch schrecklich … so …
    »Komm schon, Humberkiss!«
    Er wühlte sich durch den Spalt. Plötzlich fiel jegliche Angst von ihm, als wäre sie ein alter Rucksack, den er zufällig bei einer Wanderung verlor. Das orange Warnlicht empfing ihn. Er erhob sich, nahm den Dreispitz aus dem Mantel, setzte ihn sich seelenruhig auf, dann verknotete er das Tuch im Nacken und drehte sein Labyrinth in die Richtung, aus der sich nun wilde Stimmen erhoben.
    »Scheiße noch eins!«, raunte Runari, scharfe Klingen in ihren beiden Händen.
    »Ich sagte doch, der Hut bringt's!« Sie lächelten sich an. Was blieb ihnen sonst übrig? Dann trennten sie sich. Jeder lief in eine andere Richtung. Runari über den Steg zum Kran zurück, Robert aber lief auf die Stimmen zu. Skee stieß einen Laut der Freude hervor. Ihre Präsenz umrahmte den jungen Lord wie ein wütender Nebel.
    »Darf ich?« Skee wirbelte voraus. Es war schrecklich anzusehen, die Lust in dem Rauch.
    Er rannte über den gegenüberliegenden Steg, auf die westliche Seite des Bassins, mitten hinein ins Ungewisse. Dort war der Schatten eines Bunkers nur vage zu erkennen, aber mehrere Männer standen rufend auf den Stufen, zogen sich Jacken über, einer von ihnen ließ ein hölzernes Labyrinth aufspringen.
    Robert zog das Tuch über sein Gesicht.
     
    Der Night Captain verlangsamte seine Schritte. Er sah, was auf ihn zukam. Neun Männer stürmten vorwärts, halb verheddert in ihren Mänteln, hektisch die Karabiner in Anschlag bringend. Seine Schritte waren lautlos, wie der Flügelschlag einer Eule. Das Labyrinth in seiner rechten Hand war plötzlich tonnenschwer. ›Er war wahrhaftig hier, nicht wahr?‹ The Night Captain . Nun gab es kein Verstecken mehr.
    Mit einem einladenden Wink, einer Aufforderung zum Duell gleichkommend, stieg er die Treppe hinunter. Der fremde Zauberer rief der Garde zu, sie sollten alle schießen, doch war dort niemand mehr, der hätte feuern können. Aus den acht Soldaten quollen acht Rauchfahnen, sie kippten zur Seite,
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