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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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ihr Messer in das Tuch stechen konnte, hielt er sie am Arm zurück. Ihr Kopf ruckte zu ihm, das Haar flatterte wild, doch ihr Blick war mehr fragend als angriffslustig.
    »Das hier hat nichts mit dem ägyptischen Imperium zu tun, Runa.« Sie runzelte die Stirn.
    »Und wenn doch?« Er hielt ihr die Hand hin, deutete auf das Messer. Widerwillig legte sie es, den Griff voran, in seine. Robert kniete sich hin, sie ebenfalls. Mit wenigen schnellen Schnitten durchtrennte er zwei der Taue, welche die Abdeckung mit der Plattform verbanden. Eine schmale Lücke entstand.
    »Dann reden wir darüber. Doch sage ich dir, dass der Nordische Feuerbund sich niemals mit Raneb anlegen würde.« Runari nickte, als wären sie sich zumindest in diesem Punkt einig. Beide Imperien respektierten sich gegenseitig - auch die Götter des anderen. Da schien ein gemeinsamer Feind wesentlich komfortabler - der Papst. Jedenfalls war dies der allgemeine Tenor gewesen, als Robert vor fast vier Jahren mit seinem Großvater in Alexandria zu einer geheimen Konferenz angereist war. Er hatte aber nicht den blassesten Schimmer, ob man sich noch immer so wohlwollend gegenüber stand. Politik war extrem kurzlebig. Und Bündnisse verdunsteten schneller dahin als Wasser in der Wüste. In diesen Zeiten konnte ein Freund schnell zum Feind werden. Er lupfte die Plane an und schaute mehr als nachdenklich drein, während Runari Fay darunter verschwand.
    Es war finster wie unter Hels Schwingen, der Geruch von Eisen und Pulver war hier so nah, dass er in der Lunge zu stecken schien. Der Lord aktivierte sein Labyrinth, die Wege fächerten sich auf, rasteten ein. Mit einem kurzen Befehl, den er nicht einmal aussprechen musste, begann der Bernstein in der Mitte zu leuchten. Erst ein wenig, dann heller.
    »Wir müssen reden, Humberkiss.« Runari atmete heftig.
    »Das sehe ich auch so.« Robert wurde schwindelig.
     
    Was sich da vor seinen Augen unter dem Tarnzelt in die Höhe und noch weiter in die Länge erstreckte, verschlug dem jungen Lord schier die Sprache. Seine Augen versuchten zu begreifen, was sie dort sahen, doch das Herz und selbst der Verstand, wollten es nicht wahrhaben.
    Die Kanone, die da im gelblichen Licht des Zaubersteins beschienen wurde, wirkte wie ein Faustkeil der Götter. Solch gigantische Ausmaße hatte Robert noch nie zuvor gesehen. Wohl über dreißig Meter hoch ragte das Heck der Kanone auf. Die Längsseite verlor sich im Dunkel der Abdeckung. Er schickte Poe los, der kurz darauf zurückkehrte - mit einer unglaublichen Zahl: vierundvierzig Meter maß das Geschützrohr. Durchmesser: dreieinhalb Meter. ›Auf was - oder wen, bei Thors Hammer - wollen die damit bloß schießen?‹ Die Reichweite musste … Himmel, er konnte sich nicht vorstellen, wie weit ein Geschoss aus diesem Monstrum zu fliegen imstande wäre.
    Runari kletterte schon die Leiter hinauf, die auf die erste Ebene führte. Robert nahm ebenfalls die Sprossen, doch als er dort ankam, war sie bereits höher, stieg weiter bis zum Turm. Knurrend tat er es ihr nach, griff nach den Sprossen, saugte jedes Detail auf, das ihm sein Licht zeigte. Endlose Röhren, versiegelte Eisenplatten, verzauberte Streben, auf denen Labyrinthe eingraviert waren. Er stieg an dem Banner des Nordischen Feuerbundes vorbei, das kunstvoll auf die Hülle gemalt worden war. Die beiden Drachenköpfe, die eine Sonne umrahmten, welche aus dem Meer stieg. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie gewaltig dieses Zeichen war. Aber eines schwirrte durch seinen Kopf wie ein nicht zu bändigendes Element. ›Wer hatte dieses Ding konstruiert? Wer?‹ Er wusste nicht, ob es Neugier oder Eifersucht war, die ihn verrückt machte.
    Als er oben auf der Plattform ankam, stand Runari still. Ihr Blick richtete sich nach vorn, dort, wo sich das Geschützrohr entlangzog wie eine gerundete Linie. Endlos wie es schien.
    »Sag mir, dass nicht du es warst!«
    »Mein Wort darauf.«
    »Gut. Was ist das dann , Humberkiss?« Eine gute Frage, leicht und dennoch schwer zu beantworten.
    »Das, Runa, nennt man Krieg .«
    Sie wandte sich ihm zu, ihr Gesicht war von dem Licht in weiche Schatten getaucht. Ihre Augen suchten in seinen, wollten mehr, mehr, mehr. Doch er konnte es ihr nicht geben. Alle Magie zwischen ihnen war zwischen die Mühlsteine der Zeit geraten. Sie beide wussten es, nur wollte es keiner von ihnen zugeben, dafür waren die Erinnerungen zu schön, zu einzigartig. Sentimental. Robert flüchtete sich in Fakten.
    »Eine Kanone von diesen
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