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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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und sein Gewissen plagte ihn jede einzelne Sekunde, die er lebte.
    Aber noch war die Welt nicht untergegangen, noch pulsierte sie, atmete, so wie er jetzt. Noch war nicht das Ende des Weges erreicht.
    Mit diesem Gedanken machte er sich daran, den nächsten Eisblock aus der gewölbten Wand zu schneiden. Immer einen Schritt weiter. Immer näher an seine geliebte Sonne, Nefertari, die einzige Frau, für die er … er brach den Gedanken ab, denn so hatten sie beide es nie gesehen. Sie hatten sich geliebt. Es war so wild und wunderschön gewesen, dass sie darin keinen Frevel der Götter hatten erkennen können. Doch sie war tot, schon so lange Jahre und er konnte noch immer jede Nacht ihre Haut auf seiner spüren.
    Ja, er hatte einige Dinge falsch gemacht in seinem Leben. Es hatte ihn eingeholt, wie alles einem nicht mehr von der Seite weicht, wenn es unrecht gewesen war. Er wünschte sich, Lawrence Humberstone wäre hier, dann könnten sie da sitzen, eine schöne Pfeife rauchen und reden.
    Für heute war Sam fertig, die Energiezelle der Feuersäge flackerte, als sei auch sie hundemüde. Er musste sie zurückbringen in den Materialtunnel, in einer gut versteckten Kiste wieder zum Inventar legen, die den Frost durch Zaubersiegel abschirmte.
    Er machte sich wieder an den Aufstieg. Die endlosen Tunnel hier unten, sie erinnerten ihn an jenen Moment, da er den Jäger gesehen hatte. ›Das hatte er doch?‹ Bis heute war er sich nicht sicher, was an jenem Tag wirklich passiert war. Der Sturm, der viele Schnee, dieser riesige Schatten am Ende des Tunnels, die Sorge um Nefertari. Er wurde alt, verdammt.
    Die eisige, in schimmerndem Blau leuchtende Halle war groß. Vollgestapelt mit Kisten und Paletten aller Art, die sich dunkel vom Eis abhoben, wie eckige, bizarre Fremdkörper, die einen Organismus befallen hatten. Er suchte die Frachtbox, aus der er die Feuersäge geborgt hatte, fand sie jedoch nicht, denn hier war in den letzten Stunden offenbar einiges dazugekommen, weggeschafft oder umgesetzt worden. Er stand unschlüssig da, mit der Säge in den Armen, als laute Stimmen vor dem Eingang lachten und nur Sekunden später in der Höhle hallten. Sam duckte sich schnell. Seit über sechs Monaten waren keine neuen Geräte mehr geliefert worden und ausgerechnet jetzt wurde das Lager anscheinend aufgestockt. Er zog sich die weiße Kapuze über die Haare. Die Schutzkleidung war im Laufe der Jahre immer besser geworden. Und immer unauffälliger. Er strengte sich an zu erkennen, wie viele es waren. Zwei Stimmen, die eine kannte er, das war Phil, einer der Schneeläuferpiloten. Er protzte immerzu herum, wie toll er doch war. Die zweite Stimme aber gefiel ihm nicht. Sie war leiser, die einer Frau. Ihre Schritte waren exakt, fast schon vorbestimmt. Der rechte Fuß klang federleicht, der andere nicht. Etwas stimmte nicht mit ihrer rechten Seite, aber nur ein wenig, und sie verstand es äußerst gut, dies zu verbergen. Sam hielt den Atem an, damit dieser nicht wie eine Wolke über die Kisten stieg, hinter denen er sich verbarg.
    »Wie ich hörte, haben Sie das berühmte Glasherz dann doch endgültig geschlossen?«
    Die Frau seufzte, unecht.
    »Nach Magie zu suchen, ermüdet den Geist auf Dauer, Phil. Waisen, ein paar trostlose Gestalten aus der Gosse, alles Nichtsnutze. Endlose Tests, die letztendlich doch nichts bringen. Nachdem LaRue versagt hat, haben wir uns entschlossen Kosten zu sparen.«
    »Aber es hieß doch, eine wäre ihnen entwischt.«
    »Eine kleine Territorie, ja. Keine Befunde, weder in der Aura noch in ihrem Blut. Reine Zeitverschwendung, wenn sie mich fragen.« Nein, das war nicht wahr. Es wühlte sie auf, Sam konnte es hören. Die unterdrückte Wut über all das.
    »Ich frage mich sowieso, was das alles soll. Ich meine, lassen wir die alten Farben endlich von der Leine und sehen was passiert, das ist mein Motto. Erst schießen und dann gucken, ob noch einer lebt.« Der Schneeläuferpilot lachte, von Herzen.
    »Sie verstehen das ganze Projekt nicht, Phil. Begreifen Sie denn nicht, was wir hier versuchen? Neues Leben! Völlig neues Leben.«
    Plötzlich herrschte Stille. Sam konnte nicht genau hören, was sie da taten, denn jedes Geräusch warf einen wabernden Hall in die Höhle. Offensichtlich war eine Frachtkiste geöffnet worden.
    »Und das sind die Markierungen? Sie sehen ein wenig unscheinbar aus.« Die Frau schien enttäuscht über etwas, das so lange vorbereitet worden war, es machte sie kleiner, nutzloser - und das
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