Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
scheint Kent die Oberhand zu gewinnen, aber dann schlägt der Angreifer wieder und wieder zu. Es ist Malcontent. Er trägt zwar jetzt nicht seinen dunklen Umhang, aber die massige Gestalt und die beinahe anmutigen Bewegungen verraten ihn auch so.
    »Ich lege die Hebel um«, sage ich. »Nimm das Gewehr. Hilf ihm.«
    Kent stößt den Reverend zurück, und sein roter Schal fällt ins Wasser. Ein Krokodil schnappt ihn sich und wirbelt ihn im Wasser hin und her.
    Will nimmt das Gewehr, während sich das große Krokodil langsam die Treppenstufen hochschiebt. Ich reiße meinen Blick von alldem los. Ich habe meine Aufgabe. Ich lasse sie die ihren erledigen. Ich krabbele zum Ende des Balkens.
    Ich höre einen Schuss, und die Krokodile unter mir bewegen sich. Aus Angst? Aus Angriffslust? Ich beuge mich vom Rand des Balkens aus, so weit ich kann, zu den Hebeln hinüber, ohne ins Wasser zu fallen.
    Ich packe den ersten und ziehe ihn hoch. Der zweite klemmt, aber ich reiße kräftig daran, und schließlich bewegt er sich. Ich stecke die Schlüssel hinein und benutze beide Hände, um sie zu drehen. Das große Rad fängt an, sich mit einem lauten knirschenden Geräusch zu bewegen, und das Wasser kräuselt sich.
    Ich recke den Hals, um einen Blick über die Schulter zu werfen, und sehe Will, der fast auf der anderen Seite des Balkens ist. Er hält das Gewehr vor sich. Die anderen beiden Gestalten sind verschwunden, aber die Krokodile wirken sehr interessiert an dem Bereich, den sie freigemacht haben. Will muss jemanden erschossen haben.
    Das Wasser unter uns steigt, und mit ihm auch das Krokodil, das vorher die Treppe nicht hatte erklimmen können. Ich rutsche schnell dorthin, wo Will wartet. Einige Krokodile sind nur wenige Stufen unter der Stelle, wo wir vom Balken runtermüssen.
    »Du zuerst«, sagt er. »Wenn sie nach dir schnappen, schieße ich.«
    »Und wie willst du dann an ihnen vorbeikommen?«
    »Mir fällt schon was ein.«
    Das Wasser steigt zu schnell.
    »Spring runter und lauf! Jetzt, Araby! Du musst mir vertrauen.« Und das tue ich. Ich springe.
    Meine Füße landen auf Marmor, und ich springe über ein schnappendes Krokodil hinweg auf eine höhere Stufe, finde Halt und drehe mich um. Und sehe, dass Will in der Falle sitzt. Wenn er das Gleiche macht wie ich, wird das große Krokodil ihn zerreißen.
    Ich rufe um Hilfe, auch wenn ich nicht genau weiß, ob Kent noch lebt. Will hat immer noch unsere Laterne, und so wie das Wasserrad sich dreht, kann ich unmöglich sagen, ob sich mir irgendetwas nähert, ob meine Schreie weitere Räuber anziehen.
    Plötzlich ist Elliott neben mir und entzündet ein Streichholz. Er reißt mit den Zähnen etwas vom oberen Teil eines Fläschchens ab, zündet es an und wirft es ins Wasser.
    Feuer flammt unter der Wasseroberfläche auf. Die Kreaturen im Wasser tauchen weg.
    »Es wird nicht lange anhalten«, sagt Elliott. »Wir wollen ja nicht das ganze Gebäude niederbrennen.« Als ich ein Stück von ihm zurückweiche, kommt Will zu uns, und wir humpeln den Korridor entlang, weg von dem steigenden Wasser und den Krokodilen.
    Durch die geöffneten Türen im nächsten Stock sehen wir die Teile des Uhrwerks sich drehen. Große Holzräder bewegen das Wasser. Kleinere sammeln es, schicken es durch riesige Fässer.
    Kent lebt. Er trägt seine Schutzbrille und kniet in der Ecke. Wir laufen zu ihm.
    »Wo bist du verletzt?«, fragt Elliott wieder und wieder.
    »Ich glaube, ich habe mir ein oder zwei Rippen gebrochen«, sagt er. »Und eins von den Krokodilen hat mir ins Bein gebissen. Es war wirklich Glück, dass Will geschossen hat.«
    Sein Blick wandert zur Seite, und wir alle folgen ihm und sehen Malcontent ausgestreckt auf dem Boden liegen. Er ist blutverschmiert und hält sich einen blutgetränkten Kissenbezug an die Schulter. Er ist nur halb bei Bewusstsein, öffnet aber die Augen, als Elliott auf ihn hinunterstarrt.
    »Wir werden dich zur Stadt zurückbringen«, sagt Elliott. »Und du wirst dich für deine Verbrechen verantworten.«
    »Ich würde nie etwas anderes von dir erwarten«, sagt Malcontent, und sein unerklärlicher Hass auf Elliott brennt in seinen Augen. »Aber versuch einfach, dieses Haus lebendig zu verlassen.«
    Elliott hebt die Brauen, aber er antwortet nicht. Will geht zu Malcontent und verbindet ihn, wirft einen flüchtigen Blick auf die Verletzung. Dann drehen wir uns um und starren die Maschine an.
    »Funktioniert dieses Ding auch wirklich?«, frage ich Kent. »Können wir das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher