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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes
Autoren: Bethany Griffin
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und folgen einer Treppenflucht nach oben.
    Während wir gehen, mustert sie Wills Tätowierungen und unsere ineinander verschränkten Hände. Aber sie sagt nichts, und ihr Gesicht bleibt ausdruckslos. Ich denke, sie steht unter Schock.
    Auf dem Dach peitscht der Wind meine Haare hin und her. Es ist jetzt Vormittag, und die Sonne brennt in meinen Augen. Kent lächelt, als er uns sieht, aber als er bemerkt, dass April nicht bei uns ist, verblasst sein Lächeln.
    Das Schiff ist wunderschön. Der große Ballon schwebt über dem Dach, und das hölzerne Deck glänzt. Zwei Kinder kommen aus der Kabine, kaum dass wir auftauchen, springen auf Will zu, umarmen ihn und umarmen mich.
    »Wer ist das?«, fragt meine Mutter. Es ist das erste Mal, dass sie etwas sagt, seit wir die Party verlassen haben. Henry dreht sich zu ihr um und streckt ihr ernst die Hand entgegen. Meine Mutter beugt sich hinunter und schüttelt sie.
    »Ich bin Henry«, sagt er. »Und das ist Elise.«
    »Wieso tragt ihr diese Masken?«, fragt Elise. »Seid ihr verkleidet?«
    »Sieht es dumm aus?«, frage ich sie.
    Ich lege meine Hand an meine Samtmaske. Eine letzte Pfauenfeder ist noch übrig. Ich ziehe die Maske von meinem Gesicht, und sie nimmt sie mir aus der Hand und blinzelt durch die Augen, hält sie sich über ihre weiße Schutzmaske.
    »Nein, du siehst magisch aus«, sagt Elise.
    »Wo ist April?« Kent kommt über das Deck des Schiffes zu uns. Mina ist dicht hinter ihm. Ihr Gesichtsausdruck ist besorgt.
    »Sie ist tot«, sage ich, denn April wäre verärgert, wenn ich es in die Länge ziehe. Sie würde nicht wollen, dass ich zurückhaltend bin. Sie würde den Schock und das Drama und die Tränen wollen. »Ich hatte einen Plan, um sie rauszuholen, aber die Seuche …« Als ich die Hand ausstrecke, ist Will da und stützt mich.
    Kents Gesicht verliert jegliche Farbe. Mina schnieft. Wir stehen zusammen, unfähig, etwas zu sagen. Zumindest weiß ich, dass sie verstehen.
    »Wo ist sie?«, fragt Kent. »Wir sollten ihre … Leiche holen … aber wir sollten sie nicht an Bord zu den Kindern holen. Und Elliott will, dass ich so schnell wie möglich die Pumpstation finde.«
    »Sie ist im Sumpf«, sage ich. Alle drehen sich zu mir um. »Im alten Herrenhaus. Das ist es, was sich hinter all den verschlossenen Türen verbirgt. Prospero hätte die Schlüssel für die Maschine fast Malcontent gegeben, aber ich habe sie in der Kathedrale versteckt.«
    Kent schiebt seine Brille auf den Kopf und fährt sich mit den Händen durch die Haare.
    »Kent, wir werden April später holen, wenn Elliott sie nicht mitbringt«, sage ich. »Jetzt sollten wir aufbrechen.«
    Er nickt und geht zum Steuerruder. Das Schiff beginnt zu steigen. Der Wind ist frisch, und wir kommen schnell voran.
    »Was ist der Plan?«, fragt Will.
    »Die Schlüssel«, sage ich. »Dann der Sumpf.«
    »Genau«, sagt Kent. Er trommelt mit einem Fuß aufs Deck, als könnte er nur durch die Kraft seiner nervösen Energie das Schiff dazu bringen, schneller durch die Luft zu gleiten. »Wir müssen einen Helden aufbauen, jemanden, zu dem die Leute zusätzlich zu Elliott aufsehen können, damit seine Macht nicht absolut wird«, sagt er. »Du hast bereits diese kleinen Mädchen gerettet. Du hast Prospero getötet. Jetzt wirst du einen Weg finden, der Stadt frisches Wasser zu besorgen. Den Sumpf trockenzulegen. Und Will und ich werden da sein und dir helfen. Und es ist … wahrscheinlich das Beste, dass Will nicht in Reichweite von Elliotts Messer oder Schwert sein wird, wenn er zur Stadt zurückkehrt.«
    Will schiebt seine Haare zurück. Er sieht irgendwie schuldbewusst und zugleich verlegen aus.
    »Was hast du getan?«, frage ich.
    Er zieht ein Pamphlet aus seiner Tasche und reicht es mir.
    In dem Bemühen, die Fehler meiner Vorfahren wiedergutzumachen, plane ich, in zwei Wochen eine offizielle Wahl abzuhalten. Alle Bewohner der Stadt sind eingeladen abzustimmen. Jeder, der gern ein Amt bekleiden möchte, kann sich dafür bewerben. Ich werde mich für das Amt des Bürgermeisters der Stadt bewerben.
    »Es klingt nicht einmal nach ihm«, sage ich. Aber wir alle wissen, dass damit genau das erreicht wird, was Will geplant hat. Elliott kann diese Wahl nicht ignorieren, wenn es nicht so aussehen soll, als hätte er vor, ein neuer Tyrann zu werden. Und vielleicht hält es ihn davon ab, meinen Vater ohne richtige Verhandlung hinzurichten.
    Elliott wird das nicht so einfach hinnehmen.
    »Ich wusste, welches Risiko ich
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