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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes
Autoren: Bethany Griffin
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mehr drankomme.
    »Was geht hier vor?« Elliott ist jetzt hinter mir. Ich sehe einen Moment zurück, und unsere Blicke begegnen sich über den schwarzen Raum hinweg. Er wird mir nicht vergeben, das ich ihn um seine Rache gebracht habe.
    Ich werfe das Fläschchen auf den Boden. Es zerplatzt zu Füßen des Prinzen.
    Die Uhr beginnt ihr donnerndes Geläut, und Prosperos Maske knallt auf den Boden.
    Er müht sich auf die Beine und streckt die Hände nach mir aus, aber ich schüttle nur den Kopf. Eine einzelne rote Träne rollt ihm über das Gesicht nach unten.
    Elliotts Männer strömen in den Raum, noch während er zusammenbricht. Prinz Prospero ist tot.
    Die Sonne geht auf, schickt ihre Strahlen durch die roten Fenster. Die Glasscherben, die auf dem Holzboden glitzern, sind weit schöner als die Diamanten, die Prospero am Hals meiner Mutter befestigt hat.
    Und dann tritt mir jemand die Füße unter dem Körper weg, und ich höre, wie mir das Wort »Mörderin!« entgegengeschrien wird, als ich auf dem Boden aufkomme.

Dreiundzwanzig
    E lliots Schatten fällt über mich, und ich sehe ihn über die Leiche seines Onkels hinweg an. Er betrachtet Prospero. Seine Miene ist schmerzerfüllt.
    Zwei Wachen packen meine Arme, aber gerade als ich aufstehen will, beginnt einer der beiden, sich in Krämpfen zu schütteln. Rote Tränen laufen ihm über das Gesicht.
    »Ich hatte gesagt, dass alle den Raum verlassen sollen«, sagt Will von irgendwo hinter mir.
    »Sie hat den Prinzen getötet«, beharrt der andere Wachmann. »Elliott hat befohlen, dass er lebendig ergriffen werden sollte.«
    Elliott bringt ihn zum Schweigen. »Araby Worth hat immer für mich gearbeitet. Sie hat den Prinzen auf meinen Befehl getötet.« Er zieht mich hoch und beugt sich zu mir. »Ich brauche immer noch eine Hinrichtung«, flüstert er. »Und ich habe auch einen Gefangenen dafür.«
    Vater. Der Schock trifft mich wie ein Schlag. Ich sehe, dass die Wahrheit in seinem Gesicht geschrieben steht, das mir so nah ist, dass wir uns küssen könnten.
    Elliott lässt mich los. Will fängt mich auf, gibt mir einen Moment Zeit, meine Kraft wiederzufinden.
    »Wir sollten dieses Zimmer verlassen«, sage ich und nehme Wills Hand, damit er weiß, dass ich jetzt wieder stehen kann. »Wir wissen nicht … wie gut wir geschützt sind.« Will hat sein Fläschchen erst an diesem Nachmittag geleert, und ich bin nicht sicher, wie lange es dauert, bis sein Organismus das Gegengift vollständig aufgenommen hat.
    »Die Party ist vorüber«, ruft Elliott. »Alle sollten jetzt in die Stadt zurückkehren.«
    Unsere Kameradschaft oder was immer unsere kleine Gruppe in den vergangenen Wochen zusammengehalten hat, ist verschwunden.
    »Du solltest deine Mutter suchen«, sagt Elliott.
    Ich werfe keinen Blick zu ihm zurück oder zu Prosperos Leiche, als ich Will aus dem Zimmer führe.
    »Es ist vorbei«, sagt er.
    Ich empfinde keinen Triumph. April ist tot. Elliott hasst mich. Mein Vater ist ein Gefangener. Ich habe gerade Prinz Prospero getötet, und am liebsten möchte ich zu Boden sinken und weinen.
    »Was tun wir jetzt?«, frage ich.
    »Wir sammeln die Scherben auf«, sagt Will. »Erst einmal suchen wir deine Mutter. Morgen heuern wir irgendeinen Anwalt an, der deinen Vater verteidigt.«
    »Gibt es noch Anwälte?«
    Wir treten hinaus in den Korridor und stehen einer Gruppe von Feiernden gegenüber.
    »Die Party ist vorüber«, sagt Will ihnen, als wäre er ein Echo von Elliott.
    Sie starren uns verblüfft an, als wir an ihnen vorbeigehen.
    »Zumindest haben wir durch diese Erfahrung schicke neue Kleider.« Will rückt den Kragen seines Jacketts zurecht. Aber wie immer ist mein Kleid zerfetzt. Ich bleibe stehen, um ein Stück von dem blauen Stoff abzureißen, das über den Boden schleift.
    Will beugt sich zu mir hin. »Es steht dir gut, wie es ist.«
    Ich sehe ihn an. Als er mich küsst, prickelt jeder Nerv in meinem Körper. Meine Zehen rollen sich hoch, und mein Herz hämmert. Prospero ist tot, und wir leben.
    Wir finden meine Mutter allein im weißen Zimmer. Sie sitzt da und starrt die Wand an. Als ich ihr etwas zurufe, steht sie auf.
    »Es ist also vorbei«, sagt sie. »Und du hast ihn getötet.«
    »Ja.« Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.
    Will legt seinen Arm um mich. »Wir müssen zum Dach gehen. Wenn Elliott hier ist, muss Kent ihn hergebracht haben.«
    »Kennst du den Weg?«, frage ich Mutter. Sie geht schweigend voraus. Wir kommen durch zwei fast leere Räume
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