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Gefahr für Al Wheeler

Gefahr für Al Wheeler

Titel: Gefahr für Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D as plötzliche schrille Klingeln
des Telefons mußte irgendeinen tief in ihrem Gemüt verborgenen Schuldkomplex
geweckt haben. Jedenfalls sprang sie mit einem heftigen Satz von der Couch und
kämpfte ebenso verzweifelt wie vergeblich um ihr Gleichgewicht; als sich dabei
ihr Fuß in einem kleinen Schemel verfing, fiel sie rücklings mit einem
fürchterlichen Plumps auf den Teppich.
    Für zwei Sekunden genoß ich die
faszinierende Aussicht auf ihre höchst ergötzlichen Beine, die verzweifelt
Hilfesignale strampelten, dann gelang es ihr schließlich, sich aufzurichten.
Während ich, von hilflosem Gelächter überwältigt, nur noch stöhnte, starrte sie
mich durch eine Strähne ihrer seidigen blonden Haare mit mörderischem Blick an.
    »Sie Scheusal!« sagte sie kalt,
ihren Rock mühsam herunterziehend. »Warum gehen Sie nicht an das verdammte
Telefon?«
    Mir wurde bewußt, daß das
Telefon noch immer ungeduldig klingelte, und ich stolperte, mir mit beiden
Händen fest die schmerzenden Seiten haltend, durch das Zimmer.
    »Wheeler«, keuchte ich in die
Sprechmuschel und brach dann wieder in wahnsinniges Gelächter aus.
    »Lieutenant Wheeler!« krächzte Sheriff Lavers ’ zornige Stimme in mein Ohr. »Es klingt ganz danach,
als ob Sie meinen Anruf erwartet hätten. Sie finden das wohl verdammt komisch —
einen Mordsspaß, wie?«
    »Ein herrlicher Wirbel«,
keuchte ich. »Aber woher wissen Sie das? Haben Sie in meiner Wohnung heimlich eine
Fernsehkamera oder so was anbringen lassen?«
    »Keine Ablenkungsmanöver!«
brüllte er wütend. »Das kostet Sie Ihre Stellung, Wheeler! Ich werde Sie aus
der Polizei rauswerfen lassen! Ich werde — ich werde...« Ein kurzes Schweigen
entstand, währenddessen er offensichtlich nach Luft schnappte.
    Plötzlich wurde mir klar, daß
wir gar nicht von derselben Sache sprachen, ein Gedanke, der mich ernüchterte.
    »Was habe ich denn getan?«
fragte ich vorsichtig.
    »Getan!« Seine Stimme
explodierte derart schmerzhaft in meinem Trommelfell, daß ich wußte, die
Nachwirkungen würden sich noch nach einer Viertelstunde bemerkbar machen. »Sie
wissen verdammt genau, was Sie getan haben — Sie haben diese Leiche in ein Taxi
gesteckt und sie zu mir nach Hause fahren lassen! Aber dafür kommen Sie nach St. Quentin. Ich werde...«
    »Halten Sie die Klappe!«
brüllte ich brutal dazwischen.
    Ein verblüfftes Schweigen
entstand, das gerade ausreichend anhielt, um mich ein Wort einflechten zu
lassen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte ich. »Aber ich komme
gleich hinüber, um es herauszufinden. Inzwischen, Sheriff, holen Sie besser
erst mal tief Luft und besinnen sich, bis ich da bin.«
    Auf sein beleidigtes Schweigen
hin legte ich vorsichtig auf und sah dann die Blonde an. Sie war aufgestanden
und damit beschäftigt, sich auf etwaige blaue Flecken hin zu untersuchen, wobei
ihre Hände sachte über das Gebiet strichen, wo der Rock am engsten saß.
    »Es bricht mir das Herz, Süße«,
sagte ich betrübt. »Aber die Pflicht ruft, wie man so schön sagt. Ich muß jetzt
gehen.«
    Sie blickte mich verbittert an,
und ihre Stimme verriet eine entsprechende Gefühlsregung. »Von mir aus«, sagte
sie. »Es sei denn, Sie beabsichtigen, mich im Stehen zu verführen. Diese
akrobatische Darbietung hat mich aller romantischen Regungen beraubt.«
    »Das Leben ist hart«, sagte ich
mitfühlend. »Aber sonst war’s hübsch, mein Püppchen. Und vielleicht ein
andermal?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nie
im Leben! Das nächste Mal, wenn ich Zeitschriftenabonnements verkaufe, sehe ich
mich vor und setze keinen Fuß über die Schwelle.«
    »Ah, nun dann...« Ich lächelte
vage und ging auf die Tür zu. »Schließen Sie doch bitte die Tür, wenn Sie
gehen, Süße, ja?«
    »He!« Ihre Augen wurden
plötzlich ganz groß. »Sie haben mir ja noch nicht mal ein Abonnement abgenommen!«
    »Hören Sie, mein Prachtstück«,
sagte ich im Weggehen über die Schulter, »wie zum Teufel sollte jemand wie ich
Zeit zum Lesen finden?«
    Ich holte meinen Austin Healey
aus der durchgehend geöffneten Garage und fuhr zu Lavers ’
Haus. Die Stimme des Countysheriffs hatte am Telefon
wirklich fuchsteufelswild geklungen, und vielleicht hatte er ein Recht, wütend
zu sein — sofern er nicht stockhagelbetrunken war und sich das Ganze nur
einbildete. Aber wer zum Teufel würde schon ein Taxi bezahlen, um ihm eine
Leiche frei Haus zu liefern?
    Ungefähr zwanzig Minuten später
bog ich in die Zufahrt
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