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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen
Autoren: Val McDermid
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des
Esquire,
eine Dose Aqualibra, eine Dose Pistazien und einen Sammelband mit Romanen von Dashiel Hammett heraus. »Danke«, sagte er und war überrascht, wie sehr ihn ihre Auswahl anrührte.
    »Ich wußte nicht so recht, was Sie mögen«, entgegnete sie entschuldigend.
    »Dann können Sie offensichtlich die Wünsche anderer gut voraussehen. Die perfekte Mitarbeiterin in der Profilerstellungsgruppe.«
    »Allerdings ein wenig schwer von Begriff.«
    Tony schüttelte den Kopf. »John Brandon war eben bei mir. Er hat mir erzählt, wie Sie alles herausgefunden haben. Ich wüßte nicht, wie Sie schneller hätten reagieren können.«
    »Ich hätte früher darauf kommen müssen, daß Sie sich zu so einem entscheidenden Zeitpunkt nicht einfach absetzen. Und da wir schon mal dabei sind – ich hätte bereits beim ersten Lesen des Profils erkennen müssen, daß Sie ein mögliches Ziel des Killers sind, und hätte Maßnahmen zu Ihrem Schutz veranlassen sollen.«
    »Das ist doch Blödsinn, Carol. Wenn das jemand hätte checken müssen, dann ich selbst. Sie haben verdammt gute Arbeit geleistet.«
    »Nein. Wenn ich auf Draht gewesen wäre, hätten wir noch rechtzeitig da sein können, um Ihnen zu ersparen, was … was Sie getan haben.«
    Tony seufzte. »Sie meinen, Sie hätten Angelicas Leben retten können? Wozu? Jahre in einer geschlossenen Anstalt für Geisteskranke? Betrachten Sie lieber die positiven Seiten, Carol. Sie haben dem Staat ein Vermögen gespart – kein teures Gerichtsverfahren, keine Ausgaben für eine jahrelange Einschließung und psychiatrische Behandlung. Man wird Ihnen vielleicht sogar einen Orden verleihen!«
    »So meinte ich das nicht, Tony«, sagte Carol. »Ich dachte vielmehr daran, daß Sie nicht mit der Last leben müßten, einen Menschen getötet zu haben.«
    »Nun ja, ich kann nicht so tun, als hielte ich dieses Ergebnis für optimal, aber ich werde es lernen, damit zurechtzukommen.« Er zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. »Verstehen Sie das jetzt nicht falsch, aber das erste, was ich tue, wenn ich wieder gehen kann, ist, Ihnen einen anderen Regenmantel zu kaufen. Jedesmal, wenn ich diesen hier sehe, verspüre ich den Drang, unkontrolliert loszuschreien.«
    »Warum das denn?« fragte Carol erstaunt.
    »Wußten Sie das nicht? Sie trug den gleichen Mantel, als sie vor meiner Haustür stand. Wenn sie irgendwelche Fasern in meinem Haus zurückgelassen hätte, wäre die Spurensicherung davon ausgegangen, sie würden von Ihrem Mantel stammen.«
    »Na großartig«, sagte Carol. »Apropos gehen – was machen die Fuß- und Handgelenke?«
    Tony verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, daß ich jemals wieder Geige spielen kann. Ich habe es geschafft, auf Krücken zur Toilette zu wanken, aber ich konnte nicht im Stehen pinkeln. Sie sagen, es bleibe wahrscheinlich kein permanenter Schaden zurück, aber es wird eine Weile dauern, bis die gerissenen Bänder wieder zusammengewachsen sind. Wie war Ihr Tag?«
    Jetzt verzog Carol das Gesicht. »Scheußlich. Sie lagen richtig mit der Vermutung, wie sie – oder er oder es – die Phantasien am Leben hielt. Sie hatte alle Telefonsex-Gespräche, die sie mit den Opfern geführt hatte, auf Kassetten aufgezeichnet, und die besprochenen Kassetten der Anrufbeantworter, soweit welche vorhanden waren, hatte sie aus den Häusern der Männer mitgehen lassen. Die Spezialisten brauchten eine Weile, den Speicher des Computers zu knacken. Wir hatten niemanden, der uns erklären konnte, was sie da machten und herausfanden, aber mein Bruder hat es uns dann verklickert.«
    Tony lächelte verzerrt. »Ich wollte damals nichts sagen, aber für einen wirren Moment habe ich überlegt, ob Ihr Bruder nicht als Verdächtiger in Frage kommen könnte.«
    »Michael? Das soll doch wohl ein Scherz sein!«
    Tony nickte verlegen. »Der Verdacht tauchte bei mir auf, als Sie die Idee mit der Computermanipulation von Videos aufbrachten. Michael hatte zweifellos das Fachwissen, um so was machen zu können. Er gehört zur richtigen Altersgruppe, lebte mit einer Frau zusammen, ohne sexuelle Beziehungen mit ihr zu haben, hatte Zugang zu allen Informationen, die der Killer brauchte, um die Arbeit der Polizei, der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin richtig einschätzen zu können, hatte einen Job auf dem allgemeinen Gebiet, in das ich den Mörder eingeordnet hatte, und er war durch Sie stets genau darüber informiert, was die Polizei vorhatte und wie der Stand der Ermittlungen war. Wenn wir Angelica
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