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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen
Autoren: Val McDermid
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mitspielend.
    »Wer sollte ich nach deinen Wünschen denn sein, wenn du dir jemanden auf dieser Welt aussuchen könntest?«
    »Ist das so was wie ein Scherz?« fragte Tony, jetzt doch ein wenig ungeduldig.
    »Es war mir noch nie im Leben ernster zumute. Ich melde mich bei dir, um deine Wünsche wahr werden zu lassen. Ich bin die Frau deiner Phantasien, Anthony. Ich bin deine Telefongeliebte.« Einen Augenblick blieb es still, dann knallte Tony den Hörer auf die Gabel. Carol hörte die seltsame Frau noch sagen: »
Hasta la vista,
Anthony.«
    Sie drückte auf den Stop-Knopf und riß den Kopfhörer von den Ohren. Dann drehte sie sich zu Brandon um und sah, daß er wie versteinert auf den Fernsehschirm starrte, auf dem Adam Scott zu sehen war, auf eine Streckbank geschnallt, nackt und anscheinend besinnungslos. Ein Teil ihres Bewußtseins weigerte sich zu verstehen, was sie da sah. Das ist scheußlich, dachte sie, so was Blutrünstiges sollte nicht auf einem Fernsehschirm in einer Vorstadtwohnung gezeigt werden.
    »Sir«, stieß sie aus, »die Kassetten … Sie war hinter Tony her.«
     
    Tony versuchte zu lachen. Es kam eher wie ein Schluchzen aus seiner Kehle, aber er sprach dennoch weiter: »Du erwartest, daß ich eine Erektion kriege? So zusammengeschnürt? Angelica, du hast mich chloroformiert, gekidnappt und in einer Folterkammer wieder zu Bewußtsein kommen lassen. Es tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber ich habe keine Erfahrungen mit masochistischem Sex. Und ich bin verdammt viel zu verängstigt, um einen hochzukriegen.«
    »Ich werde dich nicht laufenlassen. Ich werde es nicht zulassen, daß du geradewegs zu ihnen rennst.«
    »Ich bitte dich doch gar nicht, mich laufenzulassen. Glaube mir, ich bin glücklich, dein Gefangener zu sein, wenn das denn die einzige Möglichkeit ist, bei dir sein zu können. Ich möchte dich kennenlernen, Angelica. Ich möchte dir meine Gefühle beweisen, ich möchte dir zeigen, was Liebe ist. Ich möchte dir zeigen, auf wessen Seite ich wirklich stehe.« Tony versuchte das Lächeln zustande zu bringen, von dem er wußte, daß Frauen dafür empfänglich waren.
    »Dann zeig es mir«, forderte Angelica ihn auf und strich zart mit den Fingern über ihren Körper, ließ sie um die Brustwarzen kreisen und dann langsam zur Scham hinuntergleiten.
    »Ich brauche deine Hilfe, so wie ich sie auch am Telefon brauchte. Du hast es damit geschafft, daß ich mich so wunderbar gefühlt habe, wie ein richtiger Mann. Bitte, hilf mir jetzt auch.«
    Sie kam einen Schritt auf ihn zu, sich schlängelnd wie eine Stripperin bewegend. »Du willst, daß ich dich scharf mache?« fragte sie in schleppendem Ton, einer gespenstischen Parodie der Verführung.
    »Ich glaube nicht, daß ich das so schaffe«, entgegnete Tony. »Nicht mit hinter dem Rücken gefesselten Händen.«
    Angelica sah ihn finster an. »Ich habe dir gesagt, ich lasse dich nicht laufen.«
    »Und ich habe dir gesagt, daß ich das gar nicht will. Ich bitte dich doch nur, meine Hände vor dem Körper zu fesseln, damit ich dich berühren kann.« Wieder zwang er sich zu einem zärtlichen Lächeln.
    Jetzt schaute sie ihn nachdenklich an. »Wie soll ich wissen, ob ich dir trauen kann? Ich muß die Handschellen öffnen, um sie vor deinem Körper wieder zu schließen. Könnte ja sein, daß du mich austricksen willst.«
    »Das werde ich nicht tun. Ich gebe dir mein Wort darauf. Wenn du dich dabei sicherer fühlst, dann chloroformiere mich wieder. Mache es, während ich bewußtlos bin.« Tony wagte wieder ein Spiel; ihre Reaktion würde ihm verraten, welche Chancen er hatte.
    Angelica trat hinter ihn. Eine triumphierende Stimme in ihm rief: Ja! Er spürte die Wärme ihrer Hände an seinen, als sie nach den Handschellen griff und sie mit einem schmerzhaften Ruck nach oben zog. »Scheiße!« schrie Tony auf, als wieder schmerzhafte Nadelstiche durch seine Arme und Schultern schossen. Er hörte ein metallisches Klicken, als der Verschluß, mit dem das Seil an den Handschellen befestigt war, aufschnappte. Angelica ließ die Handschellen los, Tonys Beine gaben unter ihm nach, und er sank auf die Knie. »O Gott«, stöhnte er, als er nach vorn aufs Gesicht kippte und sich die Wange auf dem rauhen Steinboden aufschrammte.
    Mit schnellen Bewegungen löste Angelica eine Seite der Handschellen, griff mit der Hand in sein Haar und zog ihn auf die Knie hoch. Sie hielt seinen Arm mit der baumelnden Handschelle umklammert, trat vor ihn, packte den anderen Arm und
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