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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)
Autoren: M. L. Stedman
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ihm ganz genau erklären, wie Sie Straßen aus Dscharraholz bauen, Mr. Chipper.« Dann wandte sie sich an Tom. »Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit. Mr. Chipper hat viele interessante Geschichten zu erzählen.« Dann lächelte sie unschuldig und verzog nur ganz kurz die Lippen, als Toms und ihr Blick sich trafen.
    Als der Abend sich dem Ende näherte, wünschten die Gäste Tom viel Glück für seinen Aufenthalt auf Janus. »Sie scheinen der richtige Mann dafür zu sein«, verkündete Hasluck, und Bill Graysmark nickte zustimmend.
    »Vielen Dank. Es war mir eine Freude, Sie alle kennenzulernen«, erwiderte Tom, schüttelte den Herren die Hand und nickte den Damen zu. »Und vielen Dank für Ihre Bemühungen, mir zu einer so ausführlichen Erläuterung von Westaustraliens Straßen zu verhelfen«, wandte er sich an Isabel. »Schade, dass ich keine Gelegenheit haben werde, mich zu revanchieren.« Mit diesen Worten zerstreute sich die kleine Gesellschaft und ging in die Winternacht hinaus.

Kapitel 3
    Die Windward Spirit , das Versorgungsschiff für alle Leuchttürme an diesem Teil der Küste, sei zwar ein alter Kahn, allerdings so zuverlässig wie ein Hütehund, sagte Ralph Addicott. Der alte Ralph steuerte das Schiff nun schon seit Menschengedenken und prahlte damit, er habe den besten Arbeitsplatz der Welt.
    »Ach, dann sind Sie sicher Tom Sherbourne. Willkommen auf meinem Vergnügungsdampfer!«, verkündete er und wies auf das kahle Holzdeck und den Lack, der wegen der salzigen Meeresluft Blasen warf, als Tom vor Morgengrauen an Bord kam, um zum ersten Mal nach Janus Rock überzusetzen.
    »Nett, Sie kennenzulernen«, erwiderte Tom und schüttelte ihm die Hand. Der Motor tuckerte im Leerlauf, und Dieseldämpfe stiegen ihm in die Lunge. In der Kabine war es kaum wärmer als draußen in der beißenden Luft, doch zumindest wurde man hier nicht vom Wind gebeutelt.
    Ein Schopf roter Korkenzieherlocken erschien in der Luke am anderen Ende der Kabine. »Ich denke, wir sind so weit, Ralph. Alles ist fertig«, meldete der junge Mann, dem er gehörte.
    »Bluey, das ist Tom Sherbourne«, stellte Ralph die beiden vor.
    »Hallo«, entgegnete Bluey und kletterte durch die Luke.
    »Morgen.«
    »Da haben Sie sich ja ein elendes Mistwetter ausgesucht. Hoffentlich haben Sie eine wollene Unterhose eingepackt. Wenn es hier schon so lausig ist, ist es auf Janus bestimmt noch schlimmer«, meinte Bluey und pustete sich auf die Hände.
    Während Bluey Tom das Schiff zeigte, nahm der Kapitän die letzten Überprüfungen vor und wischte die mit Salzwasser verschmierte Frontscheibe mit einem Stück von einer alten Flagge ab. »Leinen los, mein Junge!«, rief er dann. »Wir stechen in See.« Er betätigte den Anlasser. »Abfahrt, altes Mädchen, wir starten«, murmelte er aufmunternd, als das Schiff den Anlegeplatz verließ.
    Tom studierte die Karte auf dem Tisch. Selbst in einem stark vergrößerten Maßstab war Janus nicht viel mehr als ein Punkt in den Küstengewässern. Er blickte geradeaus, wo sich endlos das Meer erstreckte, atmete die stark salzhaltige Luft ein und vermied es, sich zur Küste umzudrehen, damit er es sich bloß nicht anders überlegte.
    Im Laufe der nächsten Stunden wurde das Wasser unter ihnen tiefer und änderte seine Farbe, sodass es wie eine feste Masse wirkte. Von Zeit zu Zeit wies Ralph ihn auf etwas Interessantes hin – einen Seeadler oder einen Schwarm Delfine, die am Bug des Schiffes herumtollten. Hin und wieder erschien Bluey aus der Kombüse und verteilte Tee in angeschlagenen Emailletassen. Ralph erzählte Tom Anekdoten von schweren Stürmen und großen Dramen in den Leuchttürmen an diesem Teil der Küste. Tom berichtete vom Leben in Byron Bay und auf Maatsuyker Island, Tausende von Kilometern im Osten.
    »Nun, wenn Sie Maatsuyker überlebt haben, stehen die Chancen gut, dass Sie es auch auf Janus schaffen … wahrscheinlich«, sagte Ralph. Er sah auf die Uhr. »Warum hauen Sie sich nicht aufs Ohr, so lange Zeit ist? Wir haben noch eine gute Strecke vor uns, mein Junge.«
    Als Tom aus seiner Kajüte unter Deck kam, sprach Bluey gerade leise mit Ralph, der den Kopf schüttelte.
    »Ich wollte nur wissen, ob es stimmt. Es kann doch nicht schaden, ihn zu fragen, oder?«, meinte Bluey.
    »Was fragen?«, erkundigte sich Tom.
    »Ob …« Bluey sah Ralph an. Hin und her gerissen zwischen seiner Neugier und Ralphs ausgesprochen finsterem Blick, lief er rot an und verstummte.
    »Schon gut. Es geht mich nichts an«,
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