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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)
Autoren: M. L. Stedman
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Hasluck. »Cyril, Bertha, schön, dass Sie kommen konnten«, hörte Tom ihn kurz darauf auf dem Flur rufen. »Geben Sie mir Ihre Hüte.«
    Mrs. Captain kehrte mit einer Flasche Bier und Gläsern auf einem silbernen Tablett in den Salon zurück. »Wir dachten, wir laden noch ein paar Leute ein«, meinte sie. »Damit Sie Einheimische kennenlernen. Partageuse ist eine sehr gastfreundliche Stadt.«
    Der Captain führte die Neuankömmlinge herein, ein missmutiges Ehepaar, bestehend aus dem Leiter des Straßenbauamts, Cyril Chipper, und seiner Frau Bertha, die so mager war wie eine Bohnenstange.
    »Na, was halten Sie von den Straßen hier?«, begann Cyril, sobald sie einander vorgestellt worden waren. »Sie brauchen nicht höflich zu sein. Wie würden Sie sie verglichen mit denen im Osten beurteilen?«
    »Ach, lass doch den armen Mann in Ruhe, Cyril«, tadelte seine Frau. Tom war nicht nur für diese Unterbrechung dankbar, sondern auch dafür, dass es wieder an der Tür läutete.
    »Bill, Violet, wie schön, Sie zu sehen«, verkündete der Captain, als er öffnete. »Ach, und Sie werden von Tag zu Tag hübscher, junges Fräulein.«
    Er führte einen stämmigen, graubärtigen Mann und seine kräftig gebaute, erhitzte Frau in den Salon. »Das sind Bill Graysmark, seine Frau Violet und ihre Tochter …« Er drehte sich um. »Wohin ist sie verschwunden? Jedenfalls gibt es auch noch eine Tochter, und sie kommt sicher gleich. Bill ist der Schuldirektor von Partageuse.«
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Tom, schüttelte dem Mann die Hand und nickte der Frau höflich zu.
    »Also«, meinte Bill Graysmark. »Sie glauben also, es mit Janus aufnehmen zu können?«
    »Das werde ich bald herausfinden«, erwiderte Tom.
    »Es ist ziemlich trist dort, wissen Sie?«
    »Habe ich schon gehört.«
    »Natürlich gibt es auf Janus keine Straßen«, ergänzte Cyril Chipper.
    »Äh, nun, sicher nicht«, antwortete Tom.
    »Ich weiß nicht, was ich von einer Gegend halten soll, in der es überhaupt keine Straßen gibt«, fügte Chipper in einem Tonfall hinzu, der auf moralische Entrüstung schließen ließ.
    »Die fehlenden Straßen werden Ihr geringstes Problem sein, junger Mann«, entgegnete Graysmark.
    »Dad, lass das.« Die vermisste Tochter trat ein, als Tom der Tür gerade den Rücken zukehrte. »Deine Schauergeschichten kann der arme Mann ganz sicher nicht gebrauchen.«
    »Ach, ich sagte doch, dass sie noch kommt«, verkündete Captain Hasluck. »Das ist Isabel Graysmark. Isabel, ich möchte Ihnen Mr. Sherbourne vorstellen.«
    Als Tom sich umdrehte, um sie zu begrüßen, erkannten sie einander sofort. Er wollte schon auf die Möwen anspielen, doch sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie schnell sagte: »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr. Sherbourne.«
    »Tom bitte«, erwiderte er und vermutete, dass es wahrscheinlich nicht gern gesehen wurde, wenn sie ihre Nachmittage damit verbrachte, Vögeln Brot zuzuwerfen. Außerdem fragte er sich, welche Geheimnisse sich sonst noch hinter ihrem spielerischen Lächeln verbergen mochten.
    Der Abend nahm einen recht angenehmen Verlauf. Die Haslucks erzählten Tom von der Geschichte des Bezirks und dem Bau des Leuchtturms, damals zu Lebzeiten von Haslucks Vater. »Sehr wichtig für den Handel«, versicherte ihm der Hafenmeister. »Das Südpolarmeer ist so schon gefährlich genug, ganz zu schweigen von den hiesigen Klippen unter Wasser. Sichere Transportwege sind, wie allgemein bekannt, der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg.«
    »Natürlich sind gute Straßen die eigentliche Grundlage eines sicheren Transportwegs«, setzte Chipper zu einem erneuten Vortrag über sein offenbar einziges Gesprächsthema an. Tom bemühte sich um einen aufmerksamen Gesichtsausdruck. Doch er wurde davon abgelenkt, dass er aus dem Augenwinkel sah, wie Isabel, dank der Position ihres Stuhls unbemerkt von den anderen, Cyrils Bemerkungen in gespieltem Ernst mit Grimassen kommentierte und jeden seiner Sätze mit einer kleinen Pantomime begleitete.
    Die Vorstellung dauerte an, sodass Tom Mühe hatte, ernst zu bleiben, bis ihm schließlich doch ein Lacher entfuhr, den er rasch als Hustenanfall tarnte.
    »Ist alles in Ordnung, Tom?«, fragte die Frau des Captains. »Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.«
    Tom konnte nicht aufblicken. »Danke«, stieß er hervor, noch immer hustend. »Ich komme mit. Keine Ahnung, woran es liegt.«
    Während Tom aufstand, sagte Isabel mit todernster Miene: »Wenn Tom zurück ist, müssen Sie
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