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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala
Autoren: Michael Peinkofer
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aller Entschlossenheit gefasst, hatte offenbar ausgereicht, um der Maschine die Selbstzerstörung zu befehlen. Noch wäre Zeit gewesen, die Anweisung wieder rückgängig zu machen, aber das tat Sarah nicht. Zerstöre dich! Vernichte dich selbst!, bekräftigte sie stattdessen, worauf die Rotation abermals beschleunigte.
    Das alles war so rasch vonstatten gegangen, dass du Gard es noch nicht bemerkt hatte. Schwer atmend, das Gesicht und die Hände blutbesudelt, kauerte er noch immer über seinem leblosen Gegner und kostete seinen Sieg bis zur Neige aus. Dann erhob er sich schwerfällig, stieß die geballten Fäuste senkrecht in die Höhe und verfiel in heiseren Jubel.
    »Huldigt mir!«, brüllte er seine Leibwächter an. »Huldigt dem künftigen Herrscher der Welt!«
    Die Einäugigen begnügten sich damit, mit vor Staunen offenen Mündern vor sich hin zu starren, und du Gard brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass ihre Verwunderung nicht ihm galt, sondern dem riesenhaften Gebilde hinter ihm.
    Er fuhr herum - und sah die Weltenmaschine ungleich schneller rotieren als zuvor. Fast hatte es den Anschein, als versuchte der Globus, die erhöhten Fliehkräfte seiner Trabanten zu kompensieren, indem er eine höhere Anziehung auf sie ausübte, aber es zeichnete sich ab, dass dies nicht gelingen würde. Erneut war ein summendes Geräusch zu vernehmen, und zwischen der Erdkugel und ihren Trabanten zuckten Blitze hin und her.
    »Nein!«, schrie du Gard entsetzt und breitete die Arme aus wie jemand, der auf die Straße sprang, um eine Kutsche anzuhalten - mit dem Unterschied, dass sich die Weltenmaschine, einmal in Bewegung gesetzt, nicht einfach stoppen ließ.
    »Ich gebiete dir Einhalt!«, brüllte der Sektierer gegen das Summen und das fauchende Geräusch an, mit dem die Flugkörper durch die Luft schnitten, wobei sich ihre Radien beständig erweiterten. Noch war es nicht zu Kollisionen gekommen, aber es war nur noch eine Frage der Zeit ...
    »Hörst du nicht? Ich, Lemont Maurice du Gard, der Nachkomme der Ersten, befehle dir anzuhalten! Ich bin der Großmeister der Bruderschaft und dein Herr und Meister!«
    In diesem Moment geriet auch der letzte Rest von mathematischer Ordnung aus dem Gleichgewicht. Die Umlaufbahnen gleich mehrerer Kugeln erweiterten sich sprunghaft, und noch ehe du Gard ausweichen oder auch nur irgendwie reagieren konnte, hatte ihn eines der schweren Metallgebilde am Kopf getroffen und ihm den Schädel zerschmettert.
    Noch einen Sekundenbruchteil lang blieb er aufrecht stehen, dann schoss eine weitere Kugel heran und zerfetzte ihm die Brust mit der Wucht eines Artilleriegeschosses.
    Es war das Ende - nicht nur Lemont du Gards, sondern auch der Bruderschaft. Ihres Anführers beraubt, ergriffen die Zyklopen augenblicklich die Flucht. Nur die Furcht vor ihrem Anführer hatte sie noch an Ort und Stelle gehalten. Der Globus rotierte unterdessen immer schneller, den Zerfall des Gebildes konnte er jedoch nicht mehr aufhalten. Ein Trabant nach dem anderen löste sich aus seiner Anziehung und schlug quer durch das Gewölbe. Wo die Geschosse auf die Kuppel trafen, barsten die Kristalle, und rasiermesserscharfe Splitter und Gesteinsbrocken prasselten herab.
    Sarah musste ebenfalls fliehen, wenn sie am Leben bleiben wollte! Wankend kam sie auf die Beine und wollte zum Ausgang eilen, als ihr Blick auf Czerny fiel.
    Die Gräfin bewegte sich!
    Trotz des Pfeils, der sie ereilt hatte, war Sarahs Feindin noch am Leben, nur ihre ohnehin schon bleichen Züge wirkten wie die einer Toten. Ihr Blick war leer, Blut sickerte in dünnen Fäden aus ihrem Mund, aber noch schien sie nicht bereit zu sterben.
    Ihr erster Impuls drängte Sarah, die Frau, die ihr so Grässliches angetan hatte, einfach ihrem Schicksal zu überlassen - aber sie brachte es nicht über sich. Benommen, wie sie war, eilte sie zu ihr, während ringsum die Kugeln einschlugen und die Oberfläche des Globus von energetischen Entladungen umzuckt zu glühen begann. Sie würde bersten, früher oder später ...
    »Kommen Sie«, rief Sarah und hielt ihrer Feindin die Hand hin.
    »Du willst mich retten?«, keifte die Gräfin höhnisch. Der Pfeil, den sie eigenhändig herausgezogen hatte, lag neben ihr auf dem Boden, Blut pulste aus der offenen Wunde.
    Nicht weit von ihnen schlug ein Geschoss ein. Splitter fegten herüber und fügten Sarah Schnittwunden an den Händen zu.
    »Rasch, ehe ich es mir anders überlege«, drängte sie.
    »Wie töricht du bist und wie
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