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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala
Autoren: Michael Peinkofer
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auf.
    »Nein, Herrin«, würgte der Zyklop zähneknirschend, während das Gewicht ihn immer weiter niederdrückte. »Es ist zu spät ...!«
    »Nein!« Sarah schüttelte den Kopf, packte den Zyklopen am Arm, als könnte sie ihn so vor seinem grausamen Schicksal bewahren. »Das lasse ich nicht zu!«
    »Gehen Sie! Gehen Sie!«, hörte sie Hieronymos gegen das Fauchen rufen, das die Weltenmaschine nun von sich gab. »Folgen Sie Ihrer Bestimmung ... ich folge der meinen ... Mission erfüllt ...«
    Das Letzte, was Sarah von ihrem treuen Beschützer sah, war das eine Auge, das ihr einen ermunternden Blick zuwarf - dann ermatteten seine Kräfte, und das Schott fuhr herab.
    »Hieronymos«, hauchte Sarah entsetzt.
    Kamal nahm sie an der Hand und führte sie fort, zurück auf den Weg, den der Zyklop und er genommen hatten. Über eine sich senkrecht emporwindende Treppe gelangten sie zurück in die Kuppelhalle. Der Zugang des Schachts war, wie Sarah nun erkannte, hinter der Wand verborgen gewesen und hatte sich erst geöffnet, als sie die Pforte der Weisheit entriegelt hatte. Ob sie tatsächlich von jenem geheimnisvollen Strudel erfasst worden oder in Wahrheit einer Täuschung erlegen war und jene Treppe benutzt hatte, wusste Sarah inzwischen nicht mehr zu sagen.
    Das Artefakt selbst existierte nicht mehr.
    Der Kegel war umgestürzt, Turm und Kugel lagen am Boden. Eine Folge der Zerstörung der Weltenmaschine oder der Tatsache, dass sie ihren Zweck erfüllt hatte? Auch das wusste Sarah nicht. Das Beben jedoch, das das Gewölbe in diesem Augenblick erschütterte, war eindeutig eine Folge der in Gang gesetzten Zerstörung! Sarah wankte und wäre gestürzt, hätte Kamal sie nicht gehalten. Gemeinsam stürzten sie zum Ausgang, über die leblosen Körper hinweg, die den Boden übersäten, Zeugen des erbitterten Kampfes, den Kamal und vor allem Hieronymos sich mit den Schergen der Bruderschaft geliefert hatten. Der Rest der Sektierer schien die Flucht ergriffen zu haben. Vermutlich, dachte Sarah bitter, hatten sie auf eine Gelegenheit wie diese nur gewartet. Plötzlich gewahrte sie inmitten der erschlagenen Feinde eine vertraute Gestalt, die sich stöhnend regte.
    »Friedrich!«
    Mit einem Freudenschrei riss sich Sarah von Kamal los und eilte zu Hingis, der ausgestreckt dalag und sich vergeblich aufzurichten versuchte. Der linke Ärmel seines Rocks hatte sich dunkel verfärbt infolge der Kugel, die ihn getroffen hatte. Aber er war am Leben!
    »Friedrich, Gott sei Dank!«
    »Sarah! Hast du ...?«
    »Sei unbesorgt«, versicherte sie, während sie ihm dabei half, sich aufzurichten. »Die Gefahr ist gebannt.«
    Kamal kam ebenfalls dazu, legte den unverletzten Arm des Gelehrten um seine Schultern und stützte ihn.
    »Mr Ben Nara, wie ich annehme?«, fragte Hingis, trotz seines desolaten Äußeren um Haltung bemüht.
    »Ganz recht.«
    Der Schweizer lächelte schwach. »Ich bin höchst erfreut, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits.« Kamal erwiderte das Lächeln flüchtig, als ein neuerlicher Erdstoß das Gewölbe durchlief.
    Die Zeit drängte!
    Sarah, die den Weg von hier an kannte, übernahm die Führung, während Kamal den verletzten Hingis schleppte. Durch Gänge und Treppenhäuser, die von schweren Erschütterungen getroffen wurden und von deren Decke sich immer größere Bruchstücke lösten, kamen sie rasch voran und passierten den Säulengang, in dem sie Gräfin Czerny und ihren Schergen in die Falle gegangen waren. In den Felsen ringsum konnten sie ein Knacken und Bersten hören, als wollte der gesamte Berg zusammenbrechen, und schließlich bildeten sich tatsächlich Risse in der Decke und den Wänden. Nicht mehr lange, und alles würde einstürzen.
    Sarah und ihre Freunde blickten nicht zurück.
    Atemlos erreichten sie das Labyrinth, das sich nicht länger bewegte; stattdessen hatte sich ein schmaler Fluchtkorridor gebildet, über den sich der Geheimgang ungehindert erreichen ließ. Die magnetische Energie war abgezogen und dem Kern der Anlage zugeführt worden, wo die Weltenmaschine rotierte - und, dem Grollen nach, das den Berg erfüllte, in diesem Augenblick ein dramatisches Ende fand.
    Die Erschütterung der Explosion war auch durch den massiven Fels zu spüren. So schnell sie nur konnten, hasteten Sarah und ihre Gefährten den geheimen Stollen hinab, während hinter ihnen ein Dröhnen und Bersten davon kündete, dass der Weltenberg dabei war, sein Geheimnis für immer unter sich zu
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