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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala
Autoren: Michael Peinkofer
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genommen hatte, brach auch diesen Bann.
    Shambala!
    Sarah kam zu sich.
    Benommen fand sie sich am Boden liegend, körperlich wie geistig erschöpft von den Kräften, denen sie ausgesetzt gewesen war.
    Wie viel Zeit mochte verstrichen sein?
    Sicher nur wenige Augenblicke ...
    Sie hob den Blick und sah über sich ein Meer funkelnder Sterne, und sie erinnerte sich daran, dass Abt Ston- Pa ihr gesagt hatte, Shambala würde außerhalb der Grenzen von Raum und Zeit existieren. Schon im nächsten Moment jedoch wurde ihr klar, dass die Sterne nur eine Illusion waren. In Wirklichkeit handelte es sich um Myriaden winziger, lumineszierender Kristalle, die an einer hohen Kuppeldecke angebracht waren und unwirkliches Licht verbreiteten. Noch unwahrscheinlicher jedoch war die Apparatur, die sich vor Sarah erhob und die das Zentrum des Gewölbes einnahm.
    Den Mittelpunkt bildete eine Metallkugel von etwa drei Yards Durchmesser, auf deren Oberfläche sich reliefartig Inseln und Kontinente erhoben. Auch die Längen- und Breitengrade waren verzeichnet, sodass man darin unschwer ein Modell der Erde erkennen konnte. Der Schwerkraft trotzend, schwebte das riesige Gebilde eineinhalb Yards über dem Boden und rotierte um seine Achse, während es von einer Unzahl sehr viel kleinerer Kugeln umkreist wurde.
    Wie viele es waren, war unmöglich zu schätzen. Bemerkenswert war, dass sie sich alle in derselben Richtung bewegten und ihre Rotation ausschließlich über die Pole verlief; ihre Flugbahnen jedoch waren so ausgerichtet, dass sie einander nicht tangierten. Zwar sah es immer wieder so aus, als würden die faustgroßen Objekte kollidieren, aber es kam nicht dazu. Das Modell, in der Luft gehalten von magnetischer Kraft, war ein Beispiel vollendeter Ausgewogenheit und mathematisch exakter Harmonie - und es enthielt, wie Sarah in diesem Augenblick erkannte, die Lösung des Rätsels.
    Der Erdmagnetismus!
    Die Spannungskräfte zwischen den Polen!
    Sie und nichts anderes waren das dritte Geheimnis.
    Sarahs Landsmann William Gilbert hatte bereits vor dreihundert Jahren die Existenz jenes Kraftfeldes entdeckt, das dem Planeten selbst entsprang und dafür verantwortlich war, dass Kompassnadeln stets nach Norden zeigten. Und ein weiterer Brite namens Henry Gellibrand hatte herausgefunden, dass das Magnetfeld sowohl in seiner Stärke als auch in seiner Ausrichtung variierte. Seither hatten sich überall auf der Welt Wissenschaftskreise gebildet, deren Mitglieder sich der Erforschung des Erdmagnetismus verschrieben hatten. Wovon sie nur träumen konnten, war den Ersten jedoch schon vor Jahrtausenden gelungen: Die Kraft des Magnetismus zu entschlüsseln und sie sich zu unterwerfen!
    Von diesem Ort aus, den die Mythen der Vorzeit nicht von ungefähr als axis mundi bezeichnet hatten, und mittels dieses Globus, dessen Trabanten die magnetischen Feldlinien beschrieben, ließen sich die magnetischen Kräfte der Erde beeinflussen - mit weitreichenden Folgen, wie Sarah aufgrund ihrer erworbenen Kenntnisse wusste. Nahm das Kraftfeld ab, würde die Erdoberfläche der kosmischen Strahlung ausgesetzt sein, und Sonnenwinde würden Stürme entfesseln, die zu Veränderungen bei Mensch und Tier führten, für die die Einäugigkeit der Arimaspen nur ein erstes, noch vergleichsweise harmloses Beispiel war. Unwetter, Naturkatastrophen, Elend und Pestilenz würden über die Menschheit hereinbrechen. Die düsteren Prophezeiungen, die el-Hakim ausgesprochen hatte, waren in keiner Weise übertrieben gewesen.
    Es war tatsächlich die Büchse der Pandora.
    Und sie war geöffnet worden!
    Anstatt jedoch darüber bestürzt zu sein, war Sarah fasziniert von der Machtfülle, die sich ihr plötzlich bot. Wer das Magnetfeld der Erde kontrollierte, der beherrschte den Planeten. Keine Nation, weder das Zarenreich noch das Britische Empire, war stark genug, um diesen Kräften zu widerstehen. Du Gard hatte nur zu recht. Wenn sich die Erde selbst, wenn sich das Leben gegen die Menschheit wandte, mussten auch die Mächtigsten der Welt sich fügen ...
    War dies ihre Berufung?
    War dies die Aufgabe, zu der Sarah ausersehen worden war? Von diesem Gewölbe aus die Geschicke der Welt zu lenken? Die Regierungen notfalls mit Gewalt dazu zu zwingen, allen Kriegen und allem Unrecht ein Ende zu setzen?
    Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass du Gards Voraussagen sich früher oder später bewahrheiten würden, zumal die Menschheit an der Pforte eines neuen Zeitalters zunehmender
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