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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala
Autoren: Michael Peinkofer
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gegenüber im Vorteil - was sich schlagartig ändern würde, wenn es seinen Schergen tatsächlich gelang, Kamal zu fassen.
    Es galt also zu handeln, solange es möglich war.
    Eine Entscheidung musste getroffen werden ...
    »Wie funktioniert der Schlüssel?«, erkundigte sie sich zu Hingis' Entsetzen. Der Schweizer starrte sie fassungslos an.
    Du Gard hob die Brauen. »Sie können sich tatsächlich nicht erinnern?«
    »Ein großer Teil meiner Erinnerungen ist zu mir zurückgekehrt«, gestand sie offen, »aber ich entsinne mich nicht an jedes Detail. Ich weiß, dass ich schon einmal hier gewesen bin, aber von diesem Schlüssel weiß ich nichts.«
    »Sie lügt«, meinte die Czerny überzeugt. »Sie lügt mit jedem Wort ...«
    Du Gard schaute Sarah prüfend an, schien jedoch zu einem anderen Ergebnis zu kommen als seine Kumpanin. Er wandte sich seinen einäugigen Leibwächtern zu und deutete wahllos auf einen von ihnen.
    »Du«, sagte er. »Demonstriere Lady Kincaid, wie der Schlüssel funktioniert.«
    Es schien, als zögerte der Zyklop einen Augenblick, dann trat er jedoch vor. Gemessenen Schrittes näherte er sich dem Kegel, über dem die Röhre und die Kugel schwebten, und streckte langsam die Hand aus.
    »Los«, drängte du Gard ungeduldig. »Worauf wartest du?«
    Unmittelbar vor dem Kegel blieb der Einäugige stehen. Sarah konnte sehen, wie seine Hand zitterte, während er sie auf die Spitze zu bewegte und sie schließlich darauf legte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Hingis.
    »Warten Sie es ab, Doktor«, empfahl du Gard.
    Im nächsten Moment war an der Kegelspitze eine Veränderung zu bemerken. Das schimmernde Metall wechselte die Farbe und schien plötzlich aus seinem Inneren heraus zu glühen. Die Hand des Zyklopen schien noch mehr zu zittern. Schweiß trat auf seine Stirn, die Mundwinkel zogen sich nach unten. Er schien beträchtliche Schmerzen zu leiden, dennoch wagte er nicht, die Hand zurückzuziehen, wohl weil er den Zorn seines Herrn noch mehr fürchtete als die Verbrennungen.
    Das Leuchten intensivierte sich.
    Die Kegelspitze erstrahlte in grellem Orange, während gleichzeitig ein energetisches Summen erklang, das immer lauter wurde. Schlagartig schien der Schmerz zuzunehmen. Der Zyklop stieß einen gellenden Schrei aus - dann ging alles so schnell, dass das Auge kaum folgen konnte.
    Das Artefakt, das bislang reglos in der Luft geschwebt hatte, bewegte sich! Als würde die Intensität des Magnetfelds plötzlich nachlassen, fiel die Kugel senkrecht herab und traf funkenschlagend auf die Röhre, die wiederum mit der Wucht einer industriellen Stanzmaschine herabfuhr - und die Hand des Zyklopen unmittelbar hinter dem Gelenk abtrennte.
    Der Einäugige taumelte schreiend zurück und stürzte, den Stumpf in die Höhe reckend, aus dem aufgrund der immensen Hitzeentwicklung kein Blut austrat. Seine herrenlose Rechte jedoch lag noch immer auf der Kegelspitze, wo sie zischend verdampfte. Rauch stieg auf, und der ekelerregende Gestank von verbranntem Fleisch tränkte die Luft. Im nächsten Moment verblasste das Leuchten wieder, und die Glut erlosch. Zurück blieb eine verkohlte Knochenhand.
    »Wie der Schlüssel funktioniert, kann ich Ihnen nicht sagen, Lady Kincaid«, erläuterte du Gard ungerührt, während sein verstümmelter Diener hinausgeschleppt wurde. »Aber ich konnte Ihnen demonstrieren, wie er nicht funktioniert.«
    »Sie Scheusal«, ereiferte sich Hingis. »Sie haben genau gewusst, was geschehen würde.«
    »Natürlich.«
    »Warum haben Sie es dann getan?«
    »Weil ich die Macht dazu habe, Doktor«, erklärte du Gard. »Alles andere ist nicht von Belang.«
    »Sie sind wahnsinnig«, behauptete der Schweizer überzeugt. »Hörst du, Sarah? Er hat den Verstand verloren!«
    »Und was weiter, Doktor? Was soll sie Ihrer Ansicht nach nun tun? Auf ihre Bestimmung verzichten?«
    »Wenn es so etwas wie eine Bestimmung gibt«, entgegnete Hingis, »dann besteht sie darin, die Menschheit vor Schaden zu bewahren, und nicht darin, sie zu vernichten.«
    »Glauben Sie denn, die Menschheit bedürfte dazu eines vorgeschichtlichen Artefakts?«, fragte du Gard. »Sie kennen die Geschichte besser als ich, Doktor, und Sie wissen, dass sie im Grunde nichts anderes ist als eine einzige Abfolge von Kriegen und Konflikten. Das Einzige, was sich in den vergangenen Jahrtausenden wirklich verbessert hat, sind die Waffen, mit denen diese Kriege geführt werden. Sie sind immer ausgefeilter und effizienter geworden, wohingegen sich
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