Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leuchten der schottischen Wälder

Das Leuchten der schottischen Wälder

Titel: Das Leuchten der schottischen Wälder
Autoren: Christa Canetta
Vom Netzwerk:
skeptisch und befürchteten, die Tiere, in Wildgehegen gezogen, würden die Auswilderung nicht überleben. Aber er war zuversichtlich, denn er hatte Beweise aus früheren Zeiten, wo große Rudel die Highlands bevölkerten, bevor sie gejagt und – bis auf ganz wenige Tiere, die man dann einfing um sie in schützenden Gehegen zu erhalten –, ausgerottet wurden.
    Er nahm das Fernglas herunter und strich den Hunden zu seinen Füßen beruhigend über das Fell. Die beiden Pointer standen auf, sahen ihren Herrn erwartungsvoll an und folgten ihm, als er langsam den Abhang verließ. Einer rechts neben ihm, der andere links neben ihm. Er liebte diese britischen Vorstehhunde, die er während seiner Ausbildung in England kennen und schätzen gelernt hatte. Und als er endlich sein erstes Revier bekam, reiste er sofort in den Süden um zwei Welpen zu kaufen. Die beiden, die ihm jetzt folgten, kamen aus seiner eigenen Zucht, auf die er sehr stolz war.
    Unten im Tal war es wärmer. Der Wind zerrte hier nicht mehr an Sträuchern und Heidekraut, und Patrick knöpfte seine Wachsjacke auf. Er ging zum Wald hinüber, wo er seinen Wagen abgestellt hatte.
    Patrick McDoneral war hauptamtlicher Ranger in dem großen und zum Landschaftsschutzgebiet erklärten Benderloch. Er liebte seine Arbeit, den Frieden der Natur und die Tiere, die er hegte und pflegte. Er war ein ruhiger, harmoniebedürftiger Mann, und nach dem Schulabschluss, als die Zukunft Entscheidungen forderte, entschloss er sich gegen den Willen seiner schockierten Eltern, Wildhüter zu werden. Er studierte in Edinburgh Forstwirtschaft, absolvierte nach dem bestandenen Diplom eine zweijährige Betriebspraxis im Cairngorms National Park und in England und legte die Staatsprüfung für den Ranger ab. Damals war er 25. Nach fünf Jahren Dienst im Wester Ross wurde er zum offiziellen Wildhüter befördert. Und dann bekam er das Angebot aus Glasgow, das Gebiet um Benderloch zu übernehmen. Das war jetzt acht Jahre her. Acht wunderbare Jahre, dachte er dankbar und öffnete die Hecktür, damit die Hunde in den Land Rover springen konnten. Als er die Tür schließen wollte, merkte er, dass die Hunde unruhig wurden und leise knurrten. Er sah sich um und beobachtete den Waldrand. Und dann sah er sie.
    Sie kam mitten aus dem Gebüsch, einen Schuh in der Hand, das Haar zerzaust und im Gesicht einen Kratzer. Sprachlos starrte er die junge Frau an. Hier gab es weit und breit keinen Ort, keine Straße, wo kam sie nur her?
    „Mein Gott, ich dachte schon, ich müsste die Nacht im Wald verbringen.“ Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Lena Mackingtosh, und ich habe mich total verfahren.“
    Er nickte ihr nur zu und übersah die Hand. „McDoneral“, antwortete er zugeknöpft, denn Leute, die die Ruhe seines Waldes störten, hasste er. „Wie kommen Sie überhaupt in diese Gegend? Hier ist weit und breit Fahrverbot.“
    „Das ist ja das Problem. Ich habe mich nach einer Straßenkarte gerichtet und sorgfältig darauf geachtet, nur öffentliche Wege zu benutzen. Und auf einmal war die Straße mitten im Wald zu Ende, und ein Schild verbot die Weiterfahrt. Ich wollte auf dem schmalen Grasstreifen wenden, und dabei ist mein Wagen in den Morast gerutscht. Es tut mir schrecklich leid. Sie sind der Wildhüter hier, nicht wahr?“
    Er nickte. Dumme Person, das sieht man doch, dachte er, schließlich habe ich eine Uniform an. Und dann rutscht sie auch noch in einen Graben. „Sie sollten erst mal fahren lernen, bevor Sie sich in so eine Wildnis begeben“, brummte er und fuhr etwas lauter fort: „Wo genau ist das passiert?“
    „Das wüsste ich selbst gern.“ Lena war nun auch verärgert. Statt seine Hilfe anzubieten, war er unverschämt. Sie holte ihre Karte aus der Tasche und strich sich das Haar zurück. „Ich war auf dem Weg zu einem kranken Patienten. Bis hierhin bin ich auf einer Asphaltstraße gefahren, dann ging sie in einen Sandweg über, und mitten im Moor war Schluss.“
    „Und warum sind Sie nicht zur Straße zurückgelaufen statt mitten durch das Moor?“ Er legte seine Büchse und das Fernglas auf den Rücksitz des Wagens und sah sich erst dann die Karte an, die sie ihm hinhielt.
    „Ich bin auf der Straße nicht einem einzigen Menschen oder Auto begegnet. Da dachte ich, quer durch den Wald käme ich schneller zu einem Dorf.“
    „So ein Unsinn. Steigen Sie ein, ich weiß, wo Ihr Wagen steht.“
    „Warum sind Sie so unfreundlich?“
    „Weil ich für solche Dummheiten kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher