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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind
Autoren: John Hart
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sagte er. »Ich brauche nichts weiter.«
    Sie schaute an ihm vorbei zum Geschäftsführer, der hinter einer niedrigen Glaswand stand. Johnny folgte ihrem Blick und griff nach seinen Tüten. Sie zuckte die Achseln, und er trat hinaus unter einen Himmel, der blau geworden war, während er einkaufte. Unverwandt starrte er auf das Auto seiner Mutter und bemühte sich, Detective Hunt zu ignorieren. Die Einkaufstüten scharrten raschelnd aneinander, und die Milch schwappte schwer auf der rechten Seite. Er stellte die Tüten auf den Rücksitz und zögerte. Der Cop beobachtete ihn von seinem Wagen aus, der keine fünf Meter weiter schräg auf dem Platz stand. Er winkte, als Johnny sich aufrichtete.
    »Ich kann fahren«, sagte Johnny.
    »Das bezweifle ich nicht.« Diese Antwort überraschte Johnny. Es war, als lächle der Mann. »Ich weiß, dass du tough bist.« Das Lächeln war weg. »Ich weiß, dass du eine Menge kannst, aber Gesetz ist Gesetz.« Johnny richtete sich höher auf. »Ich darf dich nicht fahren lassen.«
    »Aber ich kann den Wagen nicht hierlassen«, protestierte Johnny. »Wir haben nur den.«
    »Ich bringe dich nach Hause.«
    Johnny antwortete nicht. Er fragte sich, ob das Haus noch nach Bourbon roch. Und ob er alle Pillenfläschchen weggeräumt hatte.
    »Ich will dir nur helfen, Johnny.« Der Cop schwieg einen Moment. »Manche Leute tun das, weißt du.«
    »Welche Leute?« Die Verbitterung brach hervor. »Es ist okay«, sagte Detective Hunt. »Alles in Ordnung. Sag mir nur deine Adresse.«
    »Sie wissen, wo ich wohne. Ich sehe Sie manchmal vorbeifahren, und dann bremsen Sie ab. Also tun Sie nicht so, als wüssten Sie es nicht.«
    Hunt hörte das Misstrauen. »Ich versuche nicht, dich auszutricksen, Junge. Ich brauche die genaue Adresse, damit ein Streifenwagen hinkommen und mich abholen kann. Ich muss ja zurück zu meinem Auto.«
    Johnny sah ihn forschend an. »Warum fahren Sie so oft vorbei?«
    »Das hab ich doch gesagt, Johnny. Es gibt Leute, die helfen möchten.«
    Johnny wusste nicht, ob er ihm glauben sollte, aber er gab ihm die Adresse und sah zu, wie Hunt über Funk einen Streifenwagen anforderte, der ihn dort abholen sollte. »Komm.« Hunt stieg aus seinem zivilen Polizeifahrzeug und ging zu dem Kombi. Johnny öffnete die Beifahrertür, und der Cop setzte sich ans Steuer. Johnny schnallte sich an und blieb dann sehr still sitzen. Eine ganze Weile bewegte sich keiner von ihnen. »Das mit deiner Schwester tut mir leid«, sagte Hunt schließlich. »Es tut mir leid, dass ich sie nicht nach Hause bringen konnte. Das weißt du, oder?«
    Johnny blickte starr geradeaus und ballte die Fäuste auf dem Schoß so sehr, dass die Fingerknöchel weiß wurden. Die Sonne stieg über die Bäume und drückte ihre Wärme durch die Wagenfenster.
    »Sagst du mal was?«, fragte Hunt.
    •Johnny drehte sich um, und seine Stimme klang flach. »Gestern war es ein Jahr her.« Er wusste, dass er sich anhörte wie ein kleines Kind. »Wissen Sie das?«
    Hunt machte ein unbehagliches Gesicht. »Ja«, sagte er. »Das weiß ich.«
    Johnny schaute weg. »Können Sie einfach losfahren? Bitten?«
    Der Motor sprang an, und blauer Qualm zog an Johnnys Fenster vorbei. »Okay«, sagte der Cop. »Okay, Johnny.«
    Er legte den Gang ein. Schweigend fuhren sie zum Stadtrand. Ohne Worte — aber Johnny konnte ihn riechen. Er roch nach Seife und Waffenöl, und vielleicht hing auch Zigarettenrauch in seinen Kleidern. Er fuhr, wie Johnnys Dad gefahren war, schnell und sicher, und sein Blick wechselte zwischen Straße und Rückspiegel.
    Als sie sich dem Haus näherten, presste er die Lippen zusammen, und Johnny dachte ein letztes Mal daran, wie der Cop gesagt hatte, er werde Alyssa nach Hause bringen. Vor einem Jahr. Er hatte es versprochen.
    Ein Streifenwagen wartete in der Einfahrt, als sie ankamen. Johnny stieg aus und öffnete die hintere Tür, um seine Einkaufstüten vom Rücksitz zu nehmen. »Ich kann dir dabei helfen«, sagte Hunt.
    Johnny sah ihn nur an. Was wollte er noch? Er hatte sie verloren.
    »Das geht schon«, sagte er.
    Detective Hunt schaute ihm in die Augen, bis klar war, dass Johnny nichts zu sagen wusste. »Mach's gut«, sagte er, und Johnny sah zu, wie er in den Streifenwagen stieg. Er hielt seine Einkäufe im Arm und rührte sich nicht von der Stelle, als der Wagen rückwärts auf die Straße fuhr. Auf Detective Hunts Winken reagierte er nicht. Er stand in der staubigen Einfahrt und sah dem Streifenwagen nach, der in der Ferne
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