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Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)

Titel: Das Leben, natürlich: Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth Strout
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Staatsanwaltschaft. Du hast ihn mal auf einer Weihnachtsfeier kennengelernt, Helen. Dick Hartley. Ein ziemlicher Trottel, fandest du, völlig zu Recht. Und ich werde den Teufel tun und mich an ihn wenden. Er hat seine Nase schon in dem Fall drin. Ein Interessenkonflikt hoch zehn. Und strategischer Selbstmord. Ein Jim Burgess trampelt da nicht einfach rein, Herrgott noch mal.« Helen und Bob wechselten Blicke. Gleich darauf hörte Jim zu schaukeln auf und sah Bob an. »Eine Prostituierte umgebracht? Wie kommst du auf so was?«
    Bob hielt entschuldigend die Hand hoch. »Zach ist einfach ein bisschen undurchschaubar, mehr hab ich nicht gemeint. Ein Stiller.«
    »Zach ist ein Arsch und sonst gar nichts.« Jim sah zu Helen. »Entschuldige, Schatz.«
    »Das mit der Prostituierten kam von mir«, erinnerte Helen ihn. »Kein Grund also, wütend auf Bob zu werden. Außerdem hat er völlig recht, Zach war schon immer ein Außenseiter, und offengestanden ist das genau so eine Geschichte, wie sie in Maine passiert, so ein ganz Stiller, der bei seiner Mutter wohnt und Prostituierte umbringt und sie in irgendeinem Kartoffelacker verscharrt. Und da er das alles nicht gemacht hat, sehe ich nicht ein, dass wir deshalb unseren Urlaub absagen müssen, tut mir leid.« Helen schlug die Beine übereinander und faltete die Hände um die Knie. »Und warum er sich mit aller Gewalt selbst anzeigen soll, weiß ich auch nicht. Besorgt ihm doch einen Anwalt in Maine und lasst den darüber entscheiden.«
    »Hellie, du bist sauer, und das kann ich verstehen«, sagte Jim geduldig. »Aber Susan dreht fast durch. Und ja, ich besorge ihm einen Anwalt in Maine. Aber Zach muss sich stellen, weil … « Jim hielt inne und sah im Zimmer umher. »Weil er es getan hat. Das ist der Hauptgrund. Und außerdem, wenn er gleich hingeht und sich an die Brust schlägt, fassen sie ihn wahrscheinlich sanfter an. Aber die Burgess sind keine Drückeberger. Das ist nicht unser Stil. Wir laufen nicht davon.«
    »Aha«, sagte Helen. »Wenn das so ist.«
    »Ich hab ihr das erklärt und noch mal erklärt: Sie erledigen die Formalitäten, setzen eine Kaution fest, und dann darf er wieder nach Hause. Es ist ein Vergehen, mehr nicht. Aber stellen muss er sich. Der öffentliche Druck auf die Polizei ist enorm.« Jim wölbte die Hände vor sich, als umfassten sie einen Basketball. »Das Wichtigste ist jetzt, die Sache kleinzuhalten .«
    »Ich fahre hin«, sagte Bob.
    »Du?«, sagte Jim. »Mr. Flugangst?«
    »Ich nehme euer Auto. Ich breche gleich morgen früh auf. Und ihr zwei fliegt … wohin fliegt ihr gleich wieder?«
    »St. Kitts«, sagte Helen. »Jim, warum kann das nicht Bob machen?«
    »Weil … « Jim schloss die Augen, senkte den Kopf.
    »Weil ich’s vermurkse?«, vollendete Bob. »Sicher, dich mag sie lieber, aber jetzt komm schon, Jimmy, lass mich fahren. Ich möchte es.« Schlagartig fühlte er sich betrunken, als zeigte der Whiskey von vorhin seine Wirkung erst jetzt.
    Jim ließ die Augen geschlossen.
    »Jim«, sagte Helen. »Du brauchst diesen Urlaub. Du bist völlig überarbeitet.« Es war eine Dringlichkeit in ihrer Stimme, die Bob mit einem frischen Einsamkeitsgefühl erfüllte: Für Helen stand Jim an erster Stelle, da blieb kein Raum für die Bedürfnisse einer Schwägerin, die Helen nach all den Jahren kaum kannte.
    »Also gut«, sagte Jim. Er nahm den Kopf wieder hoch, sah Bob an. »Du fährst. Gut.«
    »Wir sind schon ein verkrachter Haufen, was, Jimmy?« Bob setzte sich neben seinen Bruder und legte ihm den Arm um die Schulter.
    »Lass das«, sagte Jim. »Lässt du das bitte? Himmelarsch!«
    Bob ging durch die dunklen Straßen heimwärts. Als er sich seinem Haus näherte, sah er, dass in der Wohnung unter seiner der Fernseher lief. Undeutlich machte er den Umriss von Adriana aus, die allein vor dem Bildschirm saß. Hatte sie niemanden, der die Nacht bei ihr verbringen konnte? Sollte er bei ihr klopfen, sie fragen, ob sie etwas brauchte? Aber dann sah er sich bei ihr auf der Türschwelle stehen, der große grauhaarige Mann aus dem oberen Stock, und dachte, dass ihr das wahrscheinlich nicht recht wäre. Er stieg die Treppe bis zu seiner Wohnung hinauf, warf seinen Mantel auf den Boden und griff zum Telefon.
    »Susie«, sagte er. »Ich bin’s.«
    Sie waren Zwillinge.
    Jim hatte von klein auf seinen eigenen Namen gehabt, aber Susie und Bob waren die Zwillinge . Geh die Zwillinge suchen. Sag den Zwillingen, wir essen jetzt. Die Zwillinge haben Windpocken, die
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