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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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nahmen die Dinge ihren Lauf. Ich bin nicht stolz darauf, aber »hätte, wäre, täte« hilft da auch nicht weiter. Fehltritt hin oder her: Anna ist, wie alle meine Kinder, ein Geschenk des Himmels. Dass es keine Ruhmestat ist, seine hochschwangere Frau zu betrügen, habe ich bereits mehrfach betont. Als ich Barbara – leider erst nach viel zu langem Zögern – diesen Seitensprung beichtete, hatte ich verständlicherweise die ganz schlechten Karten. Immer wenn wir etwas heftiger diskutierten, sagte Barbara sinngemäß: »Was willst du eigentlich? Du hast mich betrogen, und du hast ein fremdes Kind gezeugt. Sei gefälligst still und füge dich«. Alle Gründe, die ich für das Scheitern unserer Ehe oder deren Fortsetzung anführen konnte, zählten da nicht mehr.

    Familie Becker beim Verlassen des angesagten Londoner Restaurants »San Lorenzo«; Barbara ist gerade schwanger mit Elias, Juni 1999
    © action press
    Am Ende wurde daraus ein »Sterben auf Raten«. Nach einem solchen Seitensprung gibt es keinen Weg zurück auf die Ebene einer respektvollen Kommunikation. Gute Gespräche finden nicht mehr statt. Ich war von vorneherein der Betrüger, der Verräter, der Böse. So lief das monatelang, bis ich irgendwann sagte: »Barbara, so geht das nicht weiter. Ich kann nicht nach Hause kommen, mit dir über unsere Probleme diskutieren, die du dann immer mit dem Satz beendest: ›Kümmere du dich lieber um deine Tochter in London‹.« Ich konnte einfach nicht mehr! Meine Eheprobleme, das Theater mit Annas Mutter, der Prozess mit dem deutschen Fiskus, und dann auch noch für den Lebensunterhalt meiner Familie sorgen. Es war zu viel auf einmal. Viel zu viel. Selbst für mich, den Kämpfer Boris Becker.
    Es war mir extrem schwergefallen, Barbara den Seitensprung zu beichten, aber das außereheliche Kind einzugestehen kam einem Gang nach Canossa gleich. Dabei stieß ich an meine Grenzen. Sinngemäß sagte ich damals zu ihr: »Hör zu, ich liebe dich. Ich will weiter mit dir verheiratet sein. Ich habe einen riesengroßen Fehler gemacht. Ich zahle dafür. Ich habe mich tausendmal bei dir entschuldigt. Aber irgendwann habe auch ich keine Kraft mehr. Ich führe zurzeit einen Drei-Fronten-Krieg und ich bin gerade dabei, alle drei Kämpfe zu verlieren. Aber du und unsere Kinder, ihr seid das Wichtigste für mich.« Mir war es ernst: Ich wollte, trotz des Fehltritts, meine Ehe retten.
    Den Seitensprung hätte mir Barbara vielleicht noch verziehen, aber das außereheliche Kind war einfach eins zu viel. Heute verstehe ich, dass damit etwas in ihr zerbrochen ist. Sicherlich auch, weil ich aus Feigheit so lange die Wahrheit verschwiegen habe. Aber ich bin auch nur ein Mensch und hatte (fälschlicherweise) gehofft, dass dieser Kelch irgendwie an mir vorübergeht.

    Angela Ermakowa mit unserer Tochter Anna beim Spaziergang durch London, November 2000
    © picture-alliance / dpa
    Meine Tochter Anna ist am 22. März 2000 auf die Welt gekommen. Das heißt, neun Monate zurückgerechnet, sie wurde Ende Juni 1999 gezeugt. Probleme in unserer Ehe gab es seit 1997, aber es sollte dann noch einmal drei Jahre dauern, bis die Bombe einschlug. Das war die Zeit, als ich anfing, mich schrittweise vom Profitennis zu verabschieden.
    Spulen wir noch einmal zurück zu dem Krisengipfel mit Barbara auf der Terrasse unseres Hauses auf Fisher Island. Das war – für uns als Paar und für mich als Mensch – das absolute Waterloo. Anstatt Vernunft walten zu lassen, lief das Gespräch völlig aus dem Ruder. In meinem Erinnerungsprotokoll steht: Barbara vollkommen außer sich! Sie brüllte mich an, sprang plötzlich auf und fing an, mich wie von Sinnen zu schlagen. Noah kam dazu, drängte sich zwischen uns und wollte nicht, dass Mami den Papi attackiert. Ich nahm irgendwann die Hände hinter den Rücken, und sie hat getreten und wie wild um sich geschlagen, Noah immer schlichtend zwischen uns. Es war der Horror! Letztlich die wohl schlimmste und unwürdigste Situation meines Lebens. Ich bin dann rückwärts, mit auf dem Rücken verschränkten Händen, zur Haustür gegangen. Ich wollte nur noch weg. »Wie komme ich hier raus, ohne die Nerven zu verlieren?«, war das Einzige, was ich noch denken konnte. Und ich habe es unter Aufbringung all meiner psychischen Kraft geschafft, die Wohnung zu verlassen, und bin dann in ein Hotel auf Fisher Island gezogen. Am nächsten Tag habe ich mir Anwälte besorgt. Ich wusste: Es gibt kein Zurück mehr. Das war das traurige Ende
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