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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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fragte ich den Überbringer der Hiobsbotschaft: »Hören Sie mal, ich habe keine Ahnung, was hier abgeht.« Er erwiderte: »Ich darf mich zu dem Fall nicht äußern.« Ich hakte nach: »Ich bin mit dieser Frau verheiratet, wir haben zwei Kinder zusammen. Können Sie mir nicht wenigstens einen Anhaltspunkt geben?« – »Hier in Amerika ist das der erste Schritt zur Scheidung.« Und da fiel bei mir der Groschen! Ich fing an zu zittern und dachte nur noch: »Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Was geht denn hier ab?«
    Ich betrat – reichlich verwirrt und auf weitere böse Über raschungen gefasst – das »Sports Café«. Ich schaute mich um, keine Barbara! Die Kellnerin führte mich an einen der freien Tische, und ich bestellte ein Glas Wasser und etwas zum Essen. Nach einer Weile erschien Andrea, unser langjähriges »Mädchen für alles« aus München. Ich war zum wiederholten Mal an diesem Tag sprachlos. Andrea? Sie war seinerzeit als eine Art Privatsekretärin für Barbara eingestellt worden und ohne mein Wissen mit nach Miami geflogen. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, fragte ich sie, was das hier eigentlich für ein abgekartetes Spiel sei. Ich hätte Barbara erwartet und nicht sie. Andrea antwortete, dass Barbara gerade die Nerven verliere und nicht kommen werde. Keine Ahnung, was das nun wieder zu bedeuten hatte. Ich versuchte, ruhig zu bleiben, zahlte und machte mich auf den Rückweg nach Fisher Island.
    Gegen 15 Uhr tauchte sie, die Kinder im Schlepptau, schließlich auf. Noah und Elias sind direkt auf ihr Zimmer gegangen. Barbara und ich haben uns an den langen Tisch auf der Terrasse gesetzt, sie an das eine, ich an das andere Ende. Das Gespräch, wenn man es denn so nennen will, lief sofort aus dem Ruder. Alle Regler auf zehn, und los ging’s mit Gebrüll. Ich erinnere mich, dass Barbara mich verbal ziemlich wüst attackierte. Sie werde mich fertigmachen und mich für das, was ich ihr angetan habe, büßen lassen. Ich versuchte Ruhe zu bewahren, besonders um der Kinder willen. Aber konstruktiv sollte diese Unterredung nicht mehr werden. Ich wollte wissen, was sie eigentlich geritten habe, so weit zu gehen. Ich wollte die Sache logisch und möglichst emotionslos angehen. Doch vergeblich! Wir wurden beide immer lauter und aggressiver. Sie hätte schon die besten Anwälte der Stadt engagiert, eröffnete sie mir, und die Anklage sei auch schon vorbereitet. »Um was geht es hier eigentlich«, wollte ich wissen, »um unsere Ehe oder um Kohle?« Ich sagte: »Barbara, du kennst mich seit zehn Jahren. Du weißt, ich bin ein großzügiger Mensch. Du weißt, was ich dir und den Kindern heute schon freiwillig zahle. Und du weißt auch, dass wir nach wie vor in München gemeldet sind und dort leben. Wir haben einen deutschen Ehevertrag. Hier werde ich mich nicht scheiden lassen. Also, ich verstehe die ganze Aufregung hier überhaupt nicht!«
    Meine Annahme, dass es Barbara in erster Linie ums Geld ging, klingt im ersten Moment ziemlich abgeschmackt, war aber leider nicht aus der Luft gegriffen. Barbara erhielt seinerzeit monatlich einen fünfstelligen D-Mark-Betrag als Haushaltsgeld. Und damit meine ich nicht das, was ich sowieso für die Kinder zusätzlich zahlte. Sie hatte zwei Kreditkarten. Eine für sich selbst und eine für die Familie. Das Haushaltsgeld war meistens schnell aufgebraucht. Und genau dieses Verhalten war immer ein Problempunkt zwischen uns. Wenn ich wieder einmal so eine irrsinnig teure Abrechnung in den Händen hielt, sagte ich zu ihr: »Barbara, du hast den Pullover schon in Grün, in Blau, in Gelb und in Rot. Okay, gestreift und gepunktet noch nicht, aber muss das denn wirklich alles sein? Ich bin doch kein Dukatenesel. Es muss dir doch auch klar sein, dass es nicht endlos Geld gibt.« Und diese Gespräche wurden immer schwieriger, lauter und immer unfairer. Danach haben wir oft tagelang nicht miteinander geredet.
    Dieses Problem entwickelte über die Jahre hinweg eine fatale Eigendynamik. Klar macht es Spaß, immer in der ersten Reihe zu sitzen, und, klar macht es auch Spaß, behandelt zu werden wie die Königin von England. Daran gewöhnt man sich schnell, vor allem, wenn man die ersten 25 Jahre seines Lebens eher weniger Geld zur Verfügung hatte. Barbara war in einfachen Verhältnissen groß geworden. Für sie war unsere Heirat so etwas wie eine »Pretty Woman«-Story. Insofern kann ich heute nachvollziehen, warum sich ihre Prioritäten verschoben hatten. Geld, der rote Teppich, die
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