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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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Flucht nach Miami, getrieben? Waren nicht mein Seitensprung und das daraus resultierende Kind der Grund dafür? Wir hatten nach meiner Beichte eine Auszeit vereinbart. Das war nach dem, was ich ihr angetan hatte, das kleinste Zugeständnis gegenüber meiner Frau. In diesem Familiendrama war ich, daran besteht kein Zweifel, das Arschloch. Ich hatte meine schwangere Frau betrogen, ein außereheliches Kind gezeugt, mit der Wahrheit lange hinterm Berg gehalten. Auch wenn es mir schwerfiel: Ich musste laut und deutlich »mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa« sagen. Aber all das erklärt dennoch nicht, wieso ich an diesem für mich so düsteren Tag vor einem amerikanischen und nicht vor einem deutschen Gericht angehört worden bin.

    Miami, 4. Januar 2001: Blitzlichtgewitter kurz vor dem Scheidungskrimi — auf die Medienaufmerksamkeit hätte ich liebend gerne verzichtet
    © Langbehn /action press
    Begonnen hatte dieser »Schauprozess« ( Der Spiegel , 8.1.2001) am 4. Dezember 2000, für mich ein schwarzes Datum. An diesem Tag hatte ich die Trennung von Barbara und mir öffentlich gemacht. Und wer sich schon mal von einem geliebten Menschen getrennt hat, der weiß, das ist eine harte Prüfung. In meinem Fall war es doppelt schwer, weil alles medial stattfand und ich meine ganz privaten Probleme auch noch jeden Tag in der BILD -Zeitung ausgebreitet lesen musste. Das machte die Sache schier unerträglich, weil ich auf der einen Seite die Trennungsprobleme mit meiner Frau bewältigen musste und auf der anderen Seite ein öffentliches Image entstand, das alles andere als angenehm war. Ich wurde überall, ob auf der Straße oder im Taxi, dumm von der Seite angequatscht und konnte mich nicht einmal richtig wehren. Es hätte sowieso alles nach Ausflucht, nach Entschuldigung geklungen.
    Bevor die Boulevardmedien – gleichermaßen abonniert auf fremde Glücksmomente wie auf zerrüttete Beziehungen prominenter Zeitgenossen – uns jedoch wehtun konnten, hatten wir uns selbst wehgetan. Man muss kein Philosoph sein, um zu wissen, dass nur derjenige uns richtig verletzen kann, dem wir am Anfang einen Blankoscheck in Sachen Liebe ausgestellt haben. Der Ehepartner, das unbekannte Wesen! Sieben Jahre lang waren wir das Traumpaar . Wir ließen uns herumreichen wie eine Trophäe. Schaut her, sagte der Boulevard, die beiden haben es geschafft, die beiden sind glücklich, die beiden haben den Spagat zwischen öffentlicher Inanspruchnahme und geschütztem Familienglück hinbekommen. Und das war eine Zeit lang auch wirklich so. Aber auch bei uns begannen sich irgendwann unmerklich Zweifel einzuschleichen. Zuerst nur dann und wann ein lautes Wort, danach häufiger Zwistigkeiten, zwischendurch die Unter-den-Teppich-kehr-Methode. Es folgten Anklagen, Vertrauensverlust, Schuldgefühle, beredtes Schweigen. Und die übliche Frage: »Wie kann es sein, dass derjenige, den ich mal so geliebt habe, mich so getäuscht, so enttäuscht hat?« An diesem Punkt ist der »point of no return«, anfangs noch als Auszeit, Bedenkzeit oder Pause deklariert, schon längst erreicht. Hartnäckiges Leugnen soll darüber hinwegtäuschen, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Aber irgendwann ist Schluss mit den Selbsttäuschungen und dem Sich-in-die-eigene-Tasche-Lügen. Es führt kein Weg an der traurigen Erkenntnis vorbei, dass man reden und Entscheidungen fällen muss. Auch wenn es schmerzt. In sich hat man es als Endlosschleife längst gehört: »Das geht so nicht mehr! So können wir nicht weitermachen, so kann man nicht zusammenleben!«

    Noch Hand in Hand mit Barbara zum Empfang von Bundespräsident Johannes Rau zu Ehren des französischen Präsidenten Jacques Chirac auf Schloss Bellevue am 26. Juni 2000. Ein halbes Jahr später, am 5.12.2000, gaben wir unsere Trennung bekannt
    © picture-alliance / dpa
    An einem trüben November-Nachmittag im Jahr 2000 haben wir uns an unseren großen Küchentisch gesetzt und endlich Klartext gesprochen. Beziehungsprobleme gab es zu diesem Zeitpunkt schon monate-, ja eigentlich schon jahrelang. Wir hatten kein gemeinsames Ziel, keine Basis mehr, von Erotik und Sex will ich gar nicht erst anfangen. Wir lebten nur noch nebeneinander her, waren uns fremd geworden. Ich schlug vor, eine Auszeit zu nehmen, um herauszufinden, was uns diese Ehe noch bedeutete. Aber was hieß das konkret? Wir lebten damals in der Lamontstraße in München-Bogenhausen, beste Adresse, schöne Villa. Unser ältester Sohn Noah ging in die erste
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