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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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geleistet. Das würde eine Strafe nach sich ziehen. So was mögen die Amerikaner gar nicht. Reden Sie mal mit ihr und teilen Sie ihr mit, auf welch dünnem Eis sie sich da gerade bewegt.« Ich fragte nach: »Was meinen Sie damit konkret?« »Tja, Herr Becker, das bedeutet Gefängnis für Ihre Frau. Reden Sie mit ihr. Das wäre wirklich besser für alle Beteiligten.«
    Aber das war leichter gesagt als getan. Barbara und ich sprachen ja nicht mehr miteinander oder wenn, dann nur über Anwälte. Und sie wurde von besagtem Herrn Burstyn und einem gewissen Daniel Deubelbeiss beraten. Der erlangte in Deutschland eine kurzfristige und unrühmliche Bekanntheit und wurde von Zeitungsleuten aufgrund seiner Leibesfülle »Dicker Guru« getauft. Der Hammer ist, dass ich diese beiden Herren schon länger ganz gut kannte, ja, auf eine gewisse Art und Weise sogar locker mit ihnen befreundet war. Wir waren mehrfach zusammen bei Basketballspielen der Miami Heat gewesen. Daniel Deubelbeiss wollte im Sommer 2000 sogar mit mir Geschäfte machen, was ich zum Glück abgelehnt hatte. Jedenfalls hatte er eine Loge bei den Heats und dazu Plätze in der ersten Reihe. Barbara war bei diesen Zusammenkünften immer dabei. Ich kann’s nicht beweisen, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sie schon damals mit den beiden hinter meinem Rücken Pläne geschmiedet hat, wie sie am meisten Geld aus mir herauspressen kann, falls es zur Scheidung kommt. Keine schöne Sache, aber es ging noch hässlicher. Besagter Samuel Burstyn hat mich vor Gericht als untreuen, unseriösen, entfesselten Tennisspieler dargestellt, der in jeder Stadt eine andere Braut hat und seine treu sorgende Ehefrau permanent belügt und betrügt. Er versuchte ständig, mich zu provozieren. Selbst meine Anwälte waren sehr irritiert darüber, wie sich dieser Mensch vor Gericht aufführte. Die haben nur noch den Kopf geschüttelt und gesagt: »Boris, der Mann ist ein Schmierenkomödiant erster Güte.« Und weiter: »Wenn das hier so abläuft, müssen wir uns auch nicht mehr zurückhalten. Wenn das der erste Schuss war – wir haben ebenfalls noch ein paar Pfeile im Köcher.« Für den nächsten Tag war die Anhörung von Barbara anberaumt. Mein Part war eigentlich vorbei. Als ich – ziemlich blass um die Nase und fertig mit der Welt – das Gerichtsgebäude verließ, klingelte mein Handy. Es war Barbara.
    Sie bat mich, sofort zu ihr zu kommen, und sagte, es täte ihr alles so leid, alles sei ein großes Missverständnis! Und daraufhin sagte ich: »Finde ich eigentlich nicht. Ich finde, das ist kein Missverständnis. Warum soll ich jetzt zu dir kommen?« Sie beschwor mich noch einmal, sofort zu ihr nach Fisher Island zu fahren. Tu mir den Gefallen, sagte sie, wir müssen reden, nur wir zwei. Ihre Stimme klang verschwörerisch und sanft. Vielleicht hatte sie ja etwas kapiert? Also gut, ich fuhr nach Fisher Island und habe mit ihr gesprochen. Wenn ich ihren Auftritt richtig interpretiert habe, bestand ihre größte Sorge darin, dass sie am nächsten Tage vor Gericht aussagen musste. Und sie wusste, dass meine Anwälte Vollgas geben würden. Sie hatte offensichtlich Angst. Nackte Angst. Sie realisierte wohl, dass es für sie sehr ungemütlich werden würde. Das war wohl auch der Hintergrund für ihren plötzlichen Sinneswandel. Sie sagte, dass sie alles unterschreiben würde, wenn sie nur nicht am morgigen Tag vor Gericht erscheinen müsse. Ich konnte mir ein inneres Schmunzeln nicht verkneifen und antwortete: »Das ist aber jetzt mal ein interessantes Angebot.« Schließlich bat sie mich noch, Burstyn anzurufen, denn der müsse ja morgen vor Gericht verkündigen, dass beide Seiten jetzt wieder im Dialog seien. – » Ich soll jetzt den Burstyn für dich anrufen? Den Mann, der mich heute Morgen vor aller Welt zur Sau gemacht hat? Das ist jetzt nicht dein Ernst?« – Doch es war ihr Ernst. »Okay«, dachte ich mir, »wenn das die Chance ist, die Sache ohne weitere Schlammschlacht zu bereinigen, dann werde ich das tun.«
    Ich rief also den Mann an, der mich noch ein paar Stunden zuvor vor Gericht an den Pranger gestellt hatte, und teilte ihm mit, dass Barbara sich mit mir einigen wolle. Er sagte dem Sinn nach: »Ja, also das ist theoretisch möglich. Ich muss dann morgen vor Gericht gehen und eine sich anbahnende Lösung verkünden.« Ich erwiderte: »Wir können gerne vor Gericht gehen, aber Sie wissen vielleicht, was meine Frau Ihnen verschwiegen hat, oder nicht …?« –
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