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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
Autoren: Anna Kendall
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gewöhnlichen Leuten.« Es hörte sich falsch an– als dächte ich, ich wäre adlig, eine lächerliche Vorstellung. Dennoch sprach ich die Wahrheit. Ich war ein Hisaf.
    »Niemand hier könnte Peter Einhand, den Gastwirt, je mit Roger Kilbourne, dem Narren der Königin, in Verbindung bringen.«
    »Dem Narren der Königin, der eine Armee aus dem Land der Toten zurückgebracht hat.«
    »Still!« Maggie blickte sich um, als erwartete sie einen Lauscher, der sich im Schankraum versteckte, obwohl es keinen Ort gab, an dem man sich verstecken konnte. Stattdessen entdeckte sie den Hund.
    »Was macht dieser Hund hier drinnen?«
    »Das ist mein Hund.« Die Worte kamen unwillkürlich, abwehrend. Ich hasste es, mit Maggie zu streiten. Ich verlor gewöhnlich, und ihre sture Erkenntnis, dass sie immer recht hatte, wirkte auf mich wie juckende Wolle. Zur gleichen Zeit mochte ich den Hund. Er hatte nichts von mir verlangt.
    »Seit wann hast du einen Hund?«
    »Seit heute Nachmittag. Der Hund lebt jetzt hier, Maggie. Er kann Reste fressen, oder vielleicht jagt er sogar sein eigenes Essen und…«– ein plötzlicher Einfall– »…er kann dabei helfen, die Schafe zu hüten.«
    »Das ist kein Hütehund. Schau ihn dir an.«
    »Nun, vielleicht nicht, aber wenn ich…«
    »Vergiss den Hund!« Ihr Gesicht wurde rot, aber sie beruhigte sich– ich konnte es beobachten, wie bei einem Federbett, das von einer groben Hand glatt gestrichen wurde– und fuhr in ihrem vernünftigen Tonfall fort. »Peter, wir haben so hart gearbeitet. Um dieses Gasthaus zu bekommen, um die Leute vom Ort zu überzeugen, ihr Geld hier auszugeben, um die Hühner und Schafe und Bienen zu kaufen, um…«
    Wenn ich sie weitermachen ließ, würde sie jede Einzelheit aufzählen. Ich konnte es nicht ertragen.
    »Du hast viel getan, Maggie. Das weiß ich. Ich bin dir für immer dankbar, aber…«
    »Ich wollte nicht sagen, dass…«
    »Das weiß ich. Aber…«
    »Wir werden alles verlieren, wenn wir jetzt gehen! Und Lord Soleks Sohn kann keine Ahnung haben, wer du bist! Jeder glaubt, dass Roger Kilbourne tot ist!«
    »Wenn der Junghäuptling das denken würde, würde er nicht nach mir suchen.«
    Darüber ließ sich nicht streiten. Ich drängte meinen Triumph zurück. Die Kerze flackerte noch einmal auf und ging aus, wodurch Maggies Gesicht nur noch von den Windlichtern an der Wand beleuchtet wurde.
    Sie sagte: »Es ist deine Sicherheit, an die ich denke. Und– ja, das gebe ich zu– meine und die von Jee. Apfelbrück ist abgelegen und unbedeutend. Wie kommst du darauf, dass es irgendeinen sichereren Ort im Königinnenreich geben könnte? Die Straße aus Westen führt am Apfelfluss entlang, und das ist auch der Weg, den die Wilden mit ihrer Armee nehmen werden, sobald sie durch die Berge gekommen sind. Es ist die Straße zur Hauptstadt. Du würdest auf der Straße viel wahrscheinlicher geschnappt werden als hier.«
    »Wenn ich jetzt gehen würde, wäre ich vor der Armee.«
    »Und glaubst du nicht, dass sie Späher und Patrouillen aussenden? Lord Solek war ein guter Soldat– das hast du mir selbst gesagt–, und ich bin sicher, sein Sohn ist es auch.«
    Sie hatte wieder recht. Ich spürte, wie der Boden unter meinen Argumenten ins Rutschen kam. »Ich kann… ich kann abseits der Straßen reisen.«
    »Wo würdest du überhaupt hingehen? Wenn, wie du behauptest, der Junghäuptling weiß, dass du noch lebst, wo im Königinnenreich wäre es dann sicher für dich? Nirgends!«
    »Ich würde in die Unbeanspruchten Lande gehen müssen.«
    »Und der einzige Weg, um dorthin zu gelangen, führt durch das halbe Königinnenreich.«
    Sie hatte recht. Aber dann ging ihr die Bedeutung hinter meinen Worten auf.
    »Die Unbeanspruchten Lande. Du hast vor, dorthin zu gehen. Um nach ihr zu suchen.«
    Sie meinte das Seelenrankenmoor. Sie meinte Cecilia. Sie meinte eine Suche im Land der Toten. Cecilia war nirgends und würde nie mehr irgendwo sein, und ich würde Maggie niemals etwas von dieser schrecklichen Geschichte erzählen.
    »Nein«, sagte ich, »ich werde nicht nach Cecilia suchen.«
    »Warum sonst solltest du gehen?« Es kam als Wimmern heraus, was mich so sehr entsetzte, dass ich aufsprang und tollpatschig den Stuhl umwarf. Maggie wimmerte nicht. Maggie schluchzte nicht. Maggie verlor nicht die Kontrolle. Aber sie tat es jetzt auf eine Art und Weise, wie ich es seit über zwei Jahren nicht erlebt hatte. Sie legte den Kopf in die Hände und weinte, ihre hellen, federnden Locken
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